Mönchengladbach. Lässt sich der Konflikt Auto vs. Rad noch sinnbildlicher darstellen? Der Radfahrerclub prangert auf dem Radweg geparkte ADAC-Pkw an.

Was machen zwei ADAC-Pannenhelfer auf dem Radweg? Parken. Für den ADFC, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ist das kein Witz, sondern ein besonders krasses Ärgernis. Der Mönchengladbacher Stadtverband hat ein Foto verbreitet, das gleich zwei auf der Spur der Radfahrer parkende ADAC-Fahrzeuge zeigt. Ein Sinnbild für den Konflikt zwischen Autofahrern und Radfahrern um den knappen Verkehrsraum?

Thomas M. Classen, Vorstandsmitglied im Mönchengladbacher ADFC, war selbst Zeuge der Szenerie: Die Fahrer des ADAC hätten sich in eine Pizzeria gesetzt, mindestens 30 Minuten dort gewartet und gespeist. Auf seinen Hinweis hätten sie auch keine Anstalten unternommen. Er postete das Foto schließlich auf Twitter und auf Facebook – mit dem Kommentar „Gelbe Bengel“.

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ADAC tadelt Mitarbeiter

Das Fehlverhalten der beiden ADAC-Mitarbeiter sei eklatant und an dieser Stelle höchst gefährlich gewesen, weil dort der bauliche Radweg in einen Radfahrstreifen übergeht. Auch in der Pressestelle des Automobil-Clubs spricht man von „klarem Fehlverhalten, das nicht geduldet wird“. Der Fall werde mit den beiden Mitarbeiten besprochen, sagte eine Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion. Der ADAC setze sich auch intensiv mit Themen alternativer Mobilität auseinander.

Die Szenerie auf Google Maps. Auf der linken Straßenseite ist die Pizzeria, rechts der Radweg. Dort parkten die beiden gelben Engel.
Die Szenerie auf Google Maps. Auf der linken Straßenseite ist die Pizzeria, rechts der Radweg. Dort parkten die beiden gelben Engel. © Screenshot/Google Maps | Screenshot/Google Maps

Für ADFC-Mann Classen ist der Fall ein Beispiel, dass verändertes Bewusstsein nur „höchst langsam nach unten“ durchdringe. Er gesteht der Autofahrer-Lobby zu, dass an der Verbandsspitze „durchaus eine gewisse Denkwende“ stattzufinden scheine. „Es gibt Anzeichen dafür, dass der ADAC erkannt hat, welche Bedeutung das Fahrrad – auch als Pedelec – für Umwelt und Verkehr und vor allem gegen den Kfz-Stau hat und weiterhin rasant gewinnen wird.“ Der Automobil-Club stehe vielleicht auch unter dem Eindruck der breiten „ProRad“-Bewegung, die in Berlin mit 90.000 gültigen Unterschriften sogar einen Volksentscheid angestoßen hat. Ziel sind dort unter anderem 350 Kilometer Fahrradstraßen, breite Radwege an jeder Hauptstraße und 100 Kilometer Schnellwege.

Maximal 35 Euro Bußgeld

Aber Radwege helfen wenig, wenn sie als weitere Parkfläche verstanden werden. Und aus Sicht von Fahrradaktivisten ist das auch wegen kaum spürbarer Konsequenzen der Fall. Mit 20 Euro Bußgeld ist das Parken auf dem Radweg im Vergleich europäischer Länder in Deutschland günstig. Bei Behinderung und Parkdauer von über eine Stunde kann es maximal 35 Euro kosten. Halten auf Radwegen wird mit 10 Euro geahndet und mit 15 Euro, wenn Radfahrer dabei behindert werden.

Zu den ADAC-Pannenhelfern hätte aber theoretisch auch ein Abschleppwagen kommen können. Wer auf dem Radweg parkt, kann abgeschleppt werden, um Nachahmer abzuschrecken.

In der Praxis würden Ordnungshüter aber zu selten und nicht konsequent genug tätig, kritisiert etwa der Berliner Andreas Schmiede. Er dokumentiert Falschparker und das Vorgehen der Polizei auf Twitter unter dem Account @Poliauwei. 2015 wurden in Berlin 15.700 Knöllchen wegen illegalen Parkens auf Radspuren verschickt, nur 150 Fahrzeuge wurden von Abschleppwagen entfernt.

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ADAC-Fahrer nicht angezeigt

Aber auch Ordnungsämter und Polizeidienststellen in größeren Städten rufen zunehmend öffentlichkeitswirksame Sonderkontrollen aus, erste Städte bieten auch die Möglichkeit, online Falschparker anzuzeigen. Der ADFC in Mönchengladbach verlinkt auf seiner Seite auf ein Portal und eine App, die jeweils Online-Meldungen von Verstößen ans Ordnungsamt ermöglichen. Zu der App bietet er sogar Seminare an. „Leider bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen Weg zu gehen“, erklärt der Club dazu. Classen dagegen hat die ADAC-Mitarbeiter nach seinen Angaben nicht angezeigt, damit sie nicht dadurch noch Probleme mit dem Arbeitgeber bekommen.