Chicago. Barack Obama hatte seinen ersten offiziellen Auftritt nach der Präsidentschaft vor Studenten – nachdenklich, aber auch gewohnt lässig.

Barack Obama hat nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus erst einmal Urlaub gemacht, in der Karibik und in der Südsee – er war lange weg. „Was ist passiert, als ich weg war?“, fragt er entspannt, als er am Montag in seiner Heimatstadt Chicago mit Studenten diskutiert. Und hat sofort die Lacher auf seiner Seite.

Vieles ist passiert, seitdem Donald Trump US-Präsident ist – Syrien-Krise, Nordkorea-Konflikt, der gescheiterte Versuch, die Gesundheitsreform Obamacare abzuschaffen. Zu aktuellen politischen Fragen aber äußert sich Obama nicht – den Namen Trump erwähnt er kein einziges Mal.

Obamas Botschaft: Verantwortung übernehmen

Barack Obama war bei seinem Auftritt in Chicago gewohnt gut drauf.
Barack Obama war bei seinem Auftritt in Chicago gewohnt gut drauf. © REUTERS | KAMIL KRZACZYNSKI

Jubel ertönt, als er die Bühne in einem Saal der Universität betritt, mehrere US-Sender übertragen live. Obama scheint sich gut erholt zu haben, kommt leger. Er trägt einen schwarzen Anzug, weißes Hemd, keine Krawatte. Und der frühere US-Präsident hat eine Botschaft mitgebracht: Es ist wichtig und es lohnt sich, Verantwortung zu übernehmen. Die wichtigste Sache, die er tun könne, sei, die nächste Generation von politischen Führungskräften zu fördern, sagt Obama.

Er spricht über seine Zeit als junger Mann in Chicago, als er bei einer gemeinnützigen Organisation arbeitete. Er geht auf den digitalen Wandel ein, auf die Rolle von Smartphones, macht Witzchen über Selfies. Mit ihm diskutieren sechs Studenten über bürgerliches Engagement. Als einer von ihnen meint, er sei in der 8. Klasse gewesen, als Obama 2008 zum Präsidenten gewählt wurde, sagt der 55-Jährige: „Kann ich das kurz sagen – ich bin alt.“

Obama beklagt mangelnde Einheit in USA

Obama schlägt aber auch ernsthafte Töne an. Er glaube immer noch, dass es auf der persönlichen Ebene mehr gebe, was Amerikaner vereine – aber das sei nicht der Fall, wenn es um Politik und das öffentliche Leben gehe. Der frühere Präsident weist auf Veränderungen bei den Medien hin, die Rolle des Geldes in der Politik und Sonderinteressen. Obama spricht von großen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ungleichheiten bei Einkommen. Und: Immer weniger junge Leute gingen zur Wahl – dieses Problem könne nur die junge Generation lösen. (dpa)