Helsingborg. In einer schwedischen Ausstellung sind skurrile Produkt-Flops ausgestellt. Der Museumsgründer will zeigen, wie Wirtschaft funktioniert.

Einen besonders kuriosen Flop musste sich Colgate eingestehen. Der New Yorker Konzern ist vor allem für Zahnpasta bekannt, doch das war den Bossen offenbar nicht genug – sie schielten auf den Lebensmittelmarkt und kreierten eine Tiefkühl-Lasagne. Ein Rindfleisch-Nudel-Auflauf mit dem deutlich sichtbaren Logo des Mundpflege-Spezialisten auf der Verpackung – in den Supermärkten war die Colgate-Lasagne ein Misserfolg. Nun wird sie Ausstellungsstück in einem Museum, das mindestens ebenso kurios ist wie das Exponat.

Anfang Juni eröffnet das „Museum of Failure“ („Museum des Scheiterns“) im südschwedischen Helsingborg. Es zeigt knapp 60 teils legendäre Flops, die bei den Kunden krachend durchgefallen sind. Darunter ist der „Bic For Her“, ein überteuerter Kugelschreiber für Frauen mit Blumenmuster sowie eine bizarr aussehende Maske, für die die frühere „Denver Clan“-Schauspielerin Linda Evans 1999 Werbung machte: Elektrische Schocks sollten das Gesicht der Trägerin verschönern.

Friedhof der gescheiterten Produkte

Colgate steht eigentlich für Zahnpasta. Doch in den 80er Jahren versuchte das Unternehmen tatsächlich eine gefrorene Rindfleisch-Lasagne auf den Markt zu bringen. Kaufen wollte sie niemand. Das schwedische „Museum of Failure“ in Helsingborg zeigt in seiner Sammlung gescheiterte Innovations-Produkte und Dienstleistungen aus der ganzen Welt. Wir zeigen eine Auswahl.
Colgate steht eigentlich für Zahnpasta. Doch in den 80er Jahren versuchte das Unternehmen tatsächlich eine gefrorene Rindfleisch-Lasagne auf den Markt zu bringen. Kaufen wollte sie niemand. Das schwedische „Museum of Failure“ in Helsingborg zeigt in seiner Sammlung gescheiterte Innovations-Produkte und Dienstleistungen aus der ganzen Welt. Wir zeigen eine Auswahl. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
„Coca-Cola Blāk“ – eine Coke mit Kaffee-Aroma. Das Getränk war lediglich zwei Jahre im Handel (2006 bis 2008).
„Coca-Cola Blāk“ – eine Coke mit Kaffee-Aroma. Das Getränk war lediglich zwei Jahre im Handel (2006 bis 2008). © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Die Kult-Motorradmarke Harley Davidson steht für Lederkutte und die Route 66 – aber nicht für Parfüm. Ein Versuch war es wohl wert. Nun steht das Eau de Toilette im Museum und nicht im Regal.
Die Kult-Motorradmarke Harley Davidson steht für Lederkutte und die Route 66 – aber nicht für Parfüm. Ein Versuch war es wohl wert. Nun steht das Eau de Toilette im Museum und nicht im Regal. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Diese absurde Maske wurde von der US-amerikanischen Schauspielerin Linda Evans im Jahr 1999 gefördert. Das Teil sollte angeblich durch Elektroschocks das Gesicht verschönern. Ein Fall fürs Museum.
Diese absurde Maske wurde von der US-amerikanischen Schauspielerin Linda Evans im Jahr 1999 gefördert. Das Teil sollte angeblich durch Elektroschocks das Gesicht verschönern. Ein Fall fürs Museum. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Andere Produkte scheiterten wegen ihres schlechten Designs, so wie das N-Gage von Nokia. Das Mobiltelefon mit eingebauter Spielkonsole kam 2003 in den Handel. Dort ist es nicht mehr zu finden.
Andere Produkte scheiterten wegen ihres schlechten Designs, so wie das N-Gage von Nokia. Das Mobiltelefon mit eingebauter Spielkonsole kam 2003 in den Handel. Dort ist es nicht mehr zu finden. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Der „Twitter Peek“ war ein ähnliches Versagen. Im Jahr 2008 wurde das mobile Gerät veröffentlicht, das sich ausschließlich an Twitter-Nutzer richtet. Doch: Der Bildschirm war zu klein für 140 Zeichen, das Produkt konnte nicht mehr als ein paar Nachrichten verarbeiten.
Der „Twitter Peek“ war ein ähnliches Versagen. Im Jahr 2008 wurde das mobile Gerät veröffentlicht, das sich ausschließlich an Twitter-Nutzer richtet. Doch: Der Bildschirm war zu klein für 140 Zeichen, das Produkt konnte nicht mehr als ein paar Nachrichten verarbeiten. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Auch das etablierte Unternehmen Kodak scheiterte – an der Digitalisierung. Das frühere Weltunternehmen ist im Jahr 2012 in Konkurs gegangen. Bereits 1975 entwickelte Kodak die digitale Kamera. Das Unternehmen erkannte, dass Online-Foto-Sharing die Zukunft ist. Doch es setzte trotzdem weiterhin auf das analoge Geschäft. Tragisch.
Auch das etablierte Unternehmen Kodak scheiterte – an der Digitalisierung. Das frühere Weltunternehmen ist im Jahr 2012 in Konkurs gegangen. Bereits 1975 entwickelte Kodak die digitale Kamera. Das Unternehmen erkannte, dass Online-Foto-Sharing die Zukunft ist. Doch es setzte trotzdem weiterhin auf das analoge Geschäft. Tragisch. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
Dann gibt es die Produkte, die nicht an sich ein Misserfolg waren, sondern an der Firmenpolitik scheiterten. So hatte der Video-Verleih zeitweise überlegt, groß auf einen Streamingdienst zu setzen. Die Firma blieb aber beim DVD- und Videoverleih und ging 2013 bankrott. Der lange Zeit weit unterlegene Konkurrent Netflix ist dagegen nun einer der größten Streaminganbieter.
Dann gibt es die Produkte, die nicht an sich ein Misserfolg waren, sondern an der Firmenpolitik scheiterten. So hatte der Video-Verleih zeitweise überlegt, groß auf einen Streamingdienst zu setzen. Die Firma blieb aber beim DVD- und Videoverleih und ging 2013 bankrott. Der lange Zeit weit unterlegene Konkurrent Netflix ist dagegen nun einer der größten Streaminganbieter. © Sweden Museum of Failure | Samuel West
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Der Gründer will erklären, wie Innovationen entstehen

Dem Museumsgründer geht es nicht darum, die Unternehmen vorzuführen. Er will mit der Ausstellung verdeutlichen, wie Wirtschaft funktioniere – durch Versuch und Irrtum. „Wer innovativ sein will, muss Dinge ausprobieren“, sagt der Kurator Samuel West. 90 Prozent aller Neuheiten führten nicht zum Erfolg.

Nur sind manche Zeugnisse des Scheiterns besonders spektakulär, die Firmen investierten Unsummen in Entwicklung, Produktion und Marketing. Im Museum finden sich Flaschen von „Coca-Cola Blāk“, einer Cola mit Kaffeegeschmack, die sich ab 2006 immerhin zwei Jahre auf dem Markt halten konnte. Konkurrent Pepsi probierte es mit „Crystal“ – durchsichtiger Cola.

Mit dem „Twitter Peek“ versuchte ein Hersteller 2009, vom Hype um das neue Netzwerk zu profitieren. Mit dem an einen Taschenrechner erinnernden Gerät konnte man nichts tun, außer Kurznachrichten auf Twitter zu veröffentlichen.

Während sich viele Firmen über das Interesse des Museums freuten, hat sich Colgate übrigens geweigert, mit ihm zusammenzuarbeiten, sagt Samuel West. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als aus Pappe selbst die Verpackung zu basteln.