Berlin. Mit der Ballade „You’re beautiful“ wurde James Blunt berühmt. Jetzt veröffentlicht er sein neues Album – und will nicht mehr brav sein.

Sollte es mit der Musik eines Tages nicht mehr klappen, steht James Blunt eine Karriere als Komiker offen. Mittlerweile fast ebenso berühmt-berüchtigt für seine selbstironischen Twitter-Beiträge wie für seine Songs, hat der 43-jährige Brite, der einst als Soldat im Kosovo kämpfte und zeitweise in Soest aufwuchs, auch auf dem fünften Album „The Afterlove“ die Leichtigkeit für sich entdeckt. Wir sprachen mit James Blunt, der seit 2014 mit Sofia Wellesley verheiratet ist und vor einem Jahr Vater eines Sohnes wurde.

Mr. Blunt, ihre Beiträge auf Twitter sind ziemlich witzig.

James Blunt: Danke sehr. Ich würde sagen, dass ich einen guten und feinen, manchmal auch etwas fiesen Sinn für Humor habe. Typisch britisch halt. Ich werde oft als recht ernster Mensch, ja fast schon als steifer Knochen beschrieben. Aber das trifft nicht zu. So bin ich nicht. Ich bin ein Mann, der gerne Quatsch macht.

Über „The Afterlove“ schrieben Sie im Netz: „Ihr glaubt, 2016 war ein schlimmes Jahr? 2017 erscheint mein neues Album!“ Das kann man nur machen, wenn man komplett von seiner Platte überzeugt ist, oder?

Blunt: Klar. Sonst ist es ja nicht komisch, sondern traurig.

Wie gehen Sie mit negativer Kritik um?

Blunt: Menschen können sehr hinterhältig und gemein sein, auch zu mir. Meistens lache ich darüber und konzentriere mich auf das Positive. Ich bin kein missmutiger, unverstandener Künstler. Und gerade in Deutschland fühle ich mich wahnsinnig wohl. Bei euch zu sein, ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen.

Wie ist heute Ihre Beziehung zu „You’re Beautiful“, ihrem Welthit aus dem Jahr 2005?

Blunt: Gut. Entspannt. Wenn ich im Konzert zu „You’re Beautiful“ komme, ist es fast Zeit für ein Bier. Der Song wird mich bis zum Ende meines Lebens begleiten. Er hat mir eine Karriere ermöglicht. Ohne „You’re Beautiful“ würden wir jetzt hier nicht über mein fünftes Album reden.

Sie sind privat normalerweise sehr zurückhaltend. In einem Song aber singen Sie darüber, wie Sie vor der Geburt ihres Sohnes über Krankenhausflure rennen und wie Ihre Frau Sie zu einem besseren Menschen gemacht hat.

Blunt: Das ist Eds (Musiker Ed Sheeran, Anm. d. Red.) Einfluss. Er sagte: „Komm, James, stell dich nicht so an, mach es persönlich, das ist unser Job.“ Ed hat dafür gesorgt, dass der Song direkter und offener ist. Aber ich will immer noch nicht so gerne über mein privates Leben sprechen. Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch.

Haben Sie sich verändert, seit Sie Vater sind?

Blunt: Schon, ja. Vatersein bedeutet, dass der Fokus nicht mehr so sehr auf einem selbst liegt, sondern auf dem neuen, kleinen, goldigen Menschen. Im Nachhinein macht mich das meinen eigenen Eltern gegenüber noch dankbarer und verständnisvoller.

Waren Sie ein schwieriges Kind?

Blunt: Nee, ich war okay. Aber ich bin nie der brave Musterknabe gewesen, als der ich gern beschrieben werde. Ich kam schon mit sieben Jahren aufs Internat, meine Eltern haben vieles nicht mitgekriegt, ich hatte schon Freiheiten. Insgesamt waren meine Jugend und meine Ausbildung die optimale Vorbereitung auf mein jetziges Leben. Schon damals als Soldat reiste ich mit Experten um die Welt, wir machten unseren Job, wir waren eine Einheit, und ich hatte die Verantwortung. Nur fahre ich heute nicht mehr Panzer, sondern Bus. Und wir besuchen weniger gefährliche Orte.

Sie gelten nicht als besonders wild. Trinken Sie gerne einen?

Blunt: Hallo? Also bitte. Nachtleben und Alkohol sind mir sehr geläufig. Komm, schreib‘ mich bloß nicht ab! Ich bin kein Rentner.

Na ja, Sie sind verheiratet, Vater, über 40 …

Blunt: Aber noch nicht tot! Ich bin unternehmungslustig, ich liebe das Abenteuer. Idealerweise triffst du auf deiner Reise jemanden, der mit dir reisen möchte. Im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Ich bin bald 18 Monate lang auf Tour, meine Frau und mein Sohn werden immer wieder vorbeischauen.