Berlin/Dortmund. Nach dem Sprengstoff-Anschlag auf den BVB-Bus sind zwei Bekennerschreiben aufgetaucht. Der Fall liegt nun bei der Bundesanwaltschaft.

Im Fall der Sprengstoff-Attacke auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Weitere Informationen will sie am frühen Nachmittag bekanntgeben, wie die Behörde in Karlsruhe am Mittwoch mitteilte. Zudem ist ein zweites Bekennerschreiben aufgetaucht, das angeblich aus der antifaschistischen Szene kommt.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird in dem am Dienstagabend im Internet verbreiteten Schreiben in Antifa-Duktus erklärt, der Bus sei mit eigens für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als „Symbol für die Politik des BVB“ attackiert worden, die sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetze. Darin wird betont, keinesfalls seien die BVB-Spieler „Ziel dieser symbolischen Tat“ gewesen. Die Echtheit des Schreibens ist aber nicht geklärt.

Ermittler prüfen islamistischen Hintergrund

Die Behörden ermitteln auch in eine andere Richtung: Nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, NDR, WDR sowie der Deutschen Presse-Agentur wird in dem ersten Bekennerschreiben auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember Bezug genommen. Auch der Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien wird erwähnt. Das Schreiben trage keine Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), hieß es weiter.

In Sicherheitskreisen wurde betont, der Hintergrund der Tat stehe keinesfalls fest. Es könne sich jeweils auch um Fälschungen handeln, die auf falsche Spuren locken sollten. Bei den Tätern könne es sich nach wie vor auch um gewaltbereite Fußballfans, Erpresser, andere Kriminelle oder Menschen mit rechtsextremem Hintergrund handeln.

Verein unter Schock

Borussia Dortmund steht nach den Explosionen, die zu der Absage des Champions-League-Viertelfinales in Dortmund gegen die AS Monaco geführt haben, unter Schock. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange stellt klar: „Wir müssen davon ausgehen, dass es ein gezielter Angriff auf die BVB-Mannschaft war.“

Fest steht: Es gab drei Explosionen, kurz nachdem der BVB-Bus das Hotel verlassen hatte. Ein weiterer verdächtiger Gegenstand entpuppte sich wohl als Müll. BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Beamter waren durch die Explosionen verletzt worden.

Anschlag auf BVB-Teambus in Dortmund

Schock in Dortmund: Am 11. April 2017 detonierten auf der Fahrt zum Stadion neben dem Mannschaftsbus des BVB drei Sprengsätze. Das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco am Abend wurde daraufhin abgesagt.
Schock in Dortmund: Am 11. April 2017 detonierten auf der Fahrt zum Stadion neben dem Mannschaftsbus des BVB drei Sprengsätze. Das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco am Abend wurde daraufhin abgesagt. © dpa | Marcel Kusch
BVB-Profi Marc Bartra wurde bei dem Vorfall schwer verletzt, der Fußballer wurde noch am Abend operiert. Außerdem wurde ein Polizist verletzt.
BVB-Profi Marc Bartra wurde bei dem Vorfall schwer verletzt, der Fußballer wurde noch am Abend operiert. Außerdem wurde ein Polizist verletzt. © dpa | Ina Fassbender
Bei der Attacke durchschlug ein Teil des Sprengsatzes eine Scheibe des Mannschaftsbusses.
Bei der Attacke durchschlug ein Teil des Sprengsatzes eine Scheibe des Mannschaftsbusses. © dpa | Bernd Thissen
Die Polizei gab an, „mit starken Kräften vor Ort“ zu sein.
Die Polizei gab an, „mit starken Kräften vor Ort“ zu sein. © REUTERS | Kai Pfaffenbach
Die Mannschaft sollte zunächst mit einem anderen Bus zum Stadion gebracht werden. Mehrere Spieler hielten sich vor der Unterkunft auf.
Die Mannschaft sollte zunächst mit einem anderen Bus zum Stadion gebracht werden. Mehrere Spieler hielten sich vor der Unterkunft auf. © dpa | Carsten Linhoff
Der BVB informierte die Fans im Stadion über den Vorfall.
Der BVB informierte die Fans im Stadion über den Vorfall. © REUTERS | Ralph Orlowski
Die hielten sich zusätzlich über ihre Smartphones auf dem Laufenden.
Die hielten sich zusätzlich über ihre Smartphones auf dem Laufenden. © dpa | Federico Gambarini
Die Fans verließen das Stadion nach der Absage des Spiels ohne Zwischenfälle.
Die Fans verließen das Stadion nach der Absage des Spiels ohne Zwischenfälle. © dpa | Federico Gambarini
Fans des AS Monaco hatten zuvor ihre Anteilnahme mit „Dortmund! Dortmund!“-Sprechchören gezeigt.
Fans des AS Monaco hatten zuvor ihre Anteilnahme mit „Dortmund! Dortmund!“-Sprechchören gezeigt. © Getty Images | Lukas Schulze
Das Spiel wurde einen Tag nach dem Vorfall nachgeholt, der BVB verlor 2:3 gegen den AS Monaco.
Das Spiel wurde einen Tag nach dem Vorfall nachgeholt, der BVB verlor 2:3 gegen den AS Monaco. © dpa | Carsten Linhoff
Zunächst gab es keine heiße Spur zu den Tätern. Die Ermittler konzentrierten sich auf das, was an handfesten Spuren am Tatort gefunden wurde: Reste des bei dem Anschlag verwendeten Sprengstoffs und der Zünder, dazu die drei am Tatort gefundenen gleichlautenden Bekennerschreiben.
Zunächst gab es keine heiße Spur zu den Tätern. Die Ermittler konzentrierten sich auf das, was an handfesten Spuren am Tatort gefunden wurde: Reste des bei dem Anschlag verwendeten Sprengstoffs und der Zünder, dazu die drei am Tatort gefundenen gleichlautenden Bekennerschreiben. © dpa | Ina Fassbender
Fans hatten den Schriftzug „Keine Bombe kriegt uns klein! BVB wird ewig sein“ an einem Zaun geschrieben.
Fans hatten den Schriftzug „Keine Bombe kriegt uns klein! BVB wird ewig sein“ an einem Zaun geschrieben. © dpa | Friso Gentsch
Bei dem Anschlag hätte es weit schlimmere Verletzungen geben können: Die Bildkombo zeigt durch umherfliegende Metallstifte beschädigte Autos, einen Splitter, der sich in einen Zaun gebohrt hat und einen Splitter des Sprengsatzes am Boden.
Bei dem Anschlag hätte es weit schlimmere Verletzungen geben können: Die Bildkombo zeigt durch umherfliegende Metallstifte beschädigte Autos, einen Splitter, der sich in einen Zaun gebohrt hat und einen Splitter des Sprengsatzes am Boden. © dpa | David Young
Erst zuletzt kamen die Ermittler dem Deutschrussen Sergej W. auf die Spur.
Erst zuletzt kamen die Ermittler dem Deutschrussen Sergej W. auf die Spur. © REUTERS | Kai Pfaffenbach
Zehn Tage nach dem Anschlag war das der Durchbruch:
Zehn Tage nach dem Anschlag war das der Durchbruch: © dpa | Ina Fassbender
Am Morgen des 21. April nahm die Polizei den 28-jährigen Sergej W. als Tatverdächtigen nahe Tübingen fest.
Am Morgen des 21. April nahm die Polizei den 28-jährigen Sergej W. als Tatverdächtigen nahe Tübingen fest. © dpa | Christoph Schmidt
Im Prozess hat der Angeklagte die Tat gestanden, aber jede Tötungsabsicht bestritten. „Ich bedauere mein Verhalten zutiefst“, sagte der 28-jährige am 8. Januar 2018 vor dem Dortmunder Schwurgericht.
Im Prozess hat der Angeklagte die Tat gestanden, aber jede Tötungsabsicht bestritten. „Ich bedauere mein Verhalten zutiefst“, sagte der 28-jährige am 8. Januar 2018 vor dem Dortmunder Schwurgericht. © picture alliance / Revierfoto/Re | dpa Picture-Alliance / Revierfoto
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Nachholspiel besonders gesichert

Am Mittwoch gehen die Ermittlungen weiter. „Die Kollegen sind am Tatort“, sagte ein Sprecher der Polizei Dortmund. Dabei gehe es um die Spurensuche. Aber auch der BVB-Mannschaftsbus, den Beamte sichergestellt hätten, werde untersucht. Die Ermittlungen der Polizei liefen die Nacht durch. Wie viele Beamte im Einsatz sind, wollte der Sprecher nicht sagen.

Die Polizei sicherte den Tatort am Morgen weiträumig ab. An den Zufahrten standen Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen. Querstehende Polizeiautos blockierten die Straßen.

Das Nachholspiel am Mittwochabend soll besonders gesichert werden. „Wir werden für höchstmögliche Sicherheit für beide Mannschaften und alle Stadionbesucher sorgen“, sagte Polizeisprecherin Dana Seketa.

Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angriff auf BVB-Bus

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    Lob an Fans und Verein

    Die Reaktionen der Fußball-Fans lobte die Polizeisprecherin deutlich. „Alle sind in geordneten Bahnen und gesittet nach Hause gegangen“. Dabei seien die Menschen trotz ihrer Verunsicherung einigermaßen ruhig geblieben. Das Lob gehe ausdrücklich an alle Fans genauso wie an den BVB und die Verkehrsbetriebe, mit denen die Polizei in ständigem Austausch stehe. (WAZ/mit dpa)