Mocoa. Bei schweren Überflutungen im kolumbianischen Mocoa sind 254 Menschen getötet worden. Helfer kämpfen gegen den Ausbruch von Seuchen.

Nach den verheerenden Überflutungen und Schlammlawinen in der südkolumbianischen Stadt Mocoa hat Präsident Juan Manuel Santos einen raschen Wiederaufbau zugesichert. „Mocoa wird besser dastehen als zuvor“, sagte Santos am Sonntag bei seinem zweiten Besuch im Katastrophengebiet binnen 24 Stunden. Die Zahl der bestätigten Toten gab der Präsident am Abend (Ortszeit) mit 254 an, viele werden noch vermisst.

Santos versprach, eine neue Wasserleitung bauen zu lassen, die eine Trinkwasserversorgung für alle Bürger garantiere. Er dankte Chinas Präsidenten Xi Jinping für das Bereitstellen von einer Million US-Dollar an Soforthilfe. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador. Sieben Brücken wurden durch die Katastrophe beschädigt, zwei wurden komplett weggerissen.

17 von 40 Wohnvierteln wurden beschädigt

In der Nacht zu Samstag hatte heftiger Regen drei Flüsse in der Stadt am Fuß der Anden zu reißenden Strömen anwachsen lassen – über Berghänge schossen Wasser- und Schlammmassen in die Stadt hinein, 17 der 40 Wohnviertel der 40.000-Einwohner-Stadt wurden beschädigt, hunderte Häuser mitgerissen oder unter Geröllmassen begraben. Zehn Tankwagen mit Trinkwasser wurden nach Mocoa geschickt, 16 weitere sollen folgen; die Strom- und Wasserversorgung ist zusammengebrochen.

Nach dem Willen von Kolumbiens Staatspräsident Juan Manuel Santos soll Mocoa mit stabileren Häusern wiederaufgebaut werden.
Nach dem Willen von Kolumbiens Staatspräsident Juan Manuel Santos soll Mocoa mit stabileren Häusern wiederaufgebaut werden. © dpa | CESARCARRION

Wie Retter berichteten, wurden Leichen sogar von Bäumen geborgen, die Wasser- und Schlammlawine in Mocoa sei bis zu vier Meter hoch gewesen. Es wurden drei Krankenstationen eingerichtet, neben der Versorgung der Verletzten geht es darum, den Ausbruch von Seuchen in Mocoa zu verhindern, hieß es. Von insgesamt 200 Verletzten wurden knapp 70 in andere Städte transportiert. Insgesamt 500 Kilogramm an Medikamenten wurden nach Mocoa gebracht.

Merkel bekundet ihr Beileid

Santos betonte, beim Wiederaufbau sollten stabilere Häuser als bisher gebaut werden. Neben tausenden Helfern waren zehn Hubschrauber, sechs Flugzeuge, sieben Boote und 63 Fahrzeuge bei den Rettungsarbeiten im Einsatz. Aus dem Ausland kamen zahlreiche Beileidsbekundungen und Unterstützungsangebote.

Verheerende Schlammlawine in Kolumbien

In Kolumbien sind Hunderte Menschen durch eine Schlammlawine getötet worden, viele werden vermisst. Viele Einwohner der Stadt Mocoa stehen noch immer Schock. Das Unglück traf sie völlig unvorbereitet.
In Kolumbien sind Hunderte Menschen durch eine Schlammlawine getötet worden, viele werden vermisst. Viele Einwohner der Stadt Mocoa stehen noch immer Schock. Das Unglück traf sie völlig unvorbereitet. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
Heftiger Regen hatte ließ drei kleine Flüsse in der Anden-Stadt zu reißenden Strömen anwachsen. „Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden. Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden“, sagte Bürgermeister José Antonio Castro.
Heftiger Regen hatte ließ drei kleine Flüsse in der Anden-Stadt zu reißenden Strömen anwachsen. „Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden. Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden“, sagte Bürgermeister José Antonio Castro. © dpa | Fernando Vergara
Koumbiens Präsident Juan Manuel Santos verhängte den Ausnahmezustand. Luftbilder zeigten schwere Schäden. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá.
Koumbiens Präsident Juan Manuel Santos verhängte den Ausnahmezustand. Luftbilder zeigten schwere Schäden. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
Wegen vieler verschütteter Häuser ist mit steigenden Opferzahlen zu rechnen.
Wegen vieler verschütteter Häuser ist mit steigenden Opferzahlen zu rechnen. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
In der Stadt, die 40 000 Einwohner hat, brach auch die Strom- und Wasserversorgung zusammen.
In der Stadt, die 40 000 Einwohner hat, brach auch die Strom- und Wasserversorgung zusammen. © dpa | Fernando Vergara
Nach der Katastrophe am Samstag laufen in Mocoa die Aufräumarbeiten. Durch eine Schlammlawine sind mindestens 254 Menschen ums Leben gekommen, darunter Dutzende Kinder.
Nach der Katastrophe am Samstag laufen in Mocoa die Aufräumarbeiten. Durch eine Schlammlawine sind mindestens 254 Menschen ums Leben gekommen, darunter Dutzende Kinder. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
Furchtbare Aufgabe: Vor einem Friedhof warten viele Menschen, um ihre...
Furchtbare Aufgabe: Vor einem Friedhof warten viele Menschen, um ihre... © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
...getöteten Angehörigen zu identifizieren.
...getöteten Angehörigen zu identifizieren. © dpa | Fernando Vergara
In den Trümmern suchten die Einwohner von Mocoa nach persönlichen Gegenständen.
In den Trümmern suchten die Einwohner von Mocoa nach persönlichen Gegenständen. © dpa | Fernando Vergara
Viele haben alles verloren. Dieses Mädchen hat noch eine Puppe retten können.
Viele haben alles verloren. Dieses Mädchen hat noch eine Puppe retten können. © dpa | Fernando Vergara
Die Rettungskräfte suchten unterdessen weiter nach Vermissten.
Die Rettungskräfte suchten unterdessen weiter nach Vermissten. © dpa | Fernando Vergara
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat die Stadt besucht und zugesagt, dass Mocoa mit stabileren Häusern wieder aufgebaut wird.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat die Stadt besucht und zugesagt, dass Mocoa mit stabileren Häusern wieder aufgebaut wird. © dpa | CESARCARRION
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Opfern in Kolumbien ihr Mitgefühl aus. Die Kanzlerin sei bestürzt von den Bildern und dem unermesslichen Leid der Menschen vor Ort, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Opfern in Kolumbien ihr Mitgefühl aus. Die Kanzlerin sei bestürzt von den Bildern und dem unermesslichen Leid der Menschen vor Ort, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
Über Berghänge waren Wasser- und Schlammmassen in die Stadt hineingeschossen, 17 der 40 Wohnviertel wurden beschädigt.
Über Berghänge waren Wasser- und Schlammmassen in die Stadt hineingeschossen, 17 der 40 Wohnviertel wurden beschädigt. © dpa | Mintransporte
Eine Luftaufnahme lässt die Ausmaße des Katastrophengebiets erahnen.
Eine Luftaufnahme lässt die Ausmaße des Katastrophengebiets erahnen. © REUTERS | HANDOUT
Die 40.000-Einwohner-Stadt liegt am Fuß der Anden im Südwesten Kolumbiens.
Die 40.000-Einwohner-Stadt liegt am Fuß der Anden im Südwesten Kolumbiens. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übermittelten ihr Mitgefühl mit den Angehörigen der vielen Opfer. Papst Franziskus sagte in Rom, er bete für die Opfer und fühle mit den Angehörigen und den Rettern.

Papst Franziskus will Kolumbien im September besuchen

Die Katastrophe wurde von einem Überlebenden als „kleines Armero“ bezeichnet. In der kolumbianischen Kleinstadt starben im November 1985 bei der weltweit schlimmsten Schlammlawinen-Katastrophe rund 25.000 Menschen.

Menschen warteten am Sonntag vor einem Friedhof in Mocoa auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen.
Menschen warteten am Sonntag vor einem Friedhof in Mocoa auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen. © dpa | Fernando Vergara

Nach dem Ausbruch eines Vulkans brachte die Lava die Eiskappe des Vulkans zum Schmelzen und löste damit die Lawine aus, die die Stadt Armero auslöschte – Papst Johannes II. besuchte wenige Monate nach der Katastrophe 1986 Armero und betete für die Opfer und Angehörigen.

2016 kamen mehr als fünf Millionen Touristen

Im kommenden September besucht auch Papst Franziskus das Land, er will vor allem den aktuellen Friedensprozess würdigen – Präsident Santos erhielt wegen des Abkommens mit der Farc-Guerilla im Dezember den Friedensnobelpreis.

Nach mehr 50 Jahren Konflikt mit mehr als 220.000 Toten will Santos einen dauerhaften Frieden im Land erreichen und dadurch auch für mehr Wachstum sorgen. Im vergangenen Jahr kamen nach Angaben von Santos bereits fünf Millionen Touristen nach Kolumbien. (dpa)