Berlin. Am britischen Parlament in London fallen Schüsse. Ein Auto rast in eine Menschengruppe. Verletzte liegen am Boden. Was ist passiert?

Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in London sind am Mittwochnachmittag nach Polizeiangaben mehrere Menschen getötet und zahlreiche Personen verletzt worden. Wir fassen zusammen, was wir über die Vorfälle wissen.

• Was ist passiert?

Gegen 14.30 Uhr am Mittwoch (Ortszeit) kam es in London zu einem mutmaßlichen Terroranschlag. Behörden und Medienberichten zufolge wurde ein Polizist in der Nähe des britischen Parlaments von einem Mann mit einem Messer angegriffen. Der Angreifer wurde von Polizisten erschossen.

Zuvor soll der Mann mit einem offenbar gemieteten Geländewagen, einem Hyundai 4x4, auf der nahegelegenen Westminster-Brücke in eine Menschengruppe gefahren sein. Auf Bildern waren mehrere am Boden liegende Verletzte zu sehen.

• Wie viele Opfer gibt es?

Bei der Attacke sind laut der Polizei fünf Menschen ums Leben gekommen: der Täter, drei Zivilisten und der Polizist, ein 48-jähriger Familienvater. Der Parlamentarier Tobias Ellwood hatte noch versucht, das Leben des Polizisten durch Erste-Hilfe-Maßnahmen zu retten – vergeblich. Am Donnerstagabend erlag ein 75-jähriger Mann seinen Verletzungen, wie die Polizei mitteilte.

Außerdem soll es sieben Opfer mit „katastrophalen Verletzungen“ geben, hieß es in britischen Medien. Nach Polizeiangaben werden 29 Menschen in Krankenhäusern behandelt. Der Zustand bei sieben Menschen sei kritisch. Zuvor war von mindestens 40 Verletzten berichtet worden.

Eines der Opfer kommt nach den Worten von Premierministerin Theresa May aus Deutschland. Die anderen seien Briten, Franzosen, Südkoreaner, Griechen, Rumänen, ein Pole, ein Chinese und ein US-Bürger, sagte May am Donnerstag.

Bildergalerie - Anschlag vor dem britischen Parlament

Terroralarm in London: Die Polizei riegelte das Parlament in London nach Schüssen ab.
Terroralarm in London: Die Polizei riegelte das Parlament in London nach Schüssen ab. © REUTERS | STEFAN WERMUTH
„Wir behandeln dies als einen terroristischen Vorfall, bis wir etwas anderes wissen“, teilte Scotland Yard auf Twitter mit. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.
„Wir behandeln dies als einen terroristischen Vorfall, bis wir etwas anderes wissen“, teilte Scotland Yard auf Twitter mit. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. © REUTERS | STEFAN WERMUTH
In der Nähe des britischen Parlaments umringten schwer bewaffnete Polizisten eine auf dem Boden liegende Person – den mutmaßlichen Angreifer.
In der Nähe des britischen Parlaments umringten schwer bewaffnete Polizisten eine auf dem Boden liegende Person – den mutmaßlichen Angreifer. © dpa | Stefan Rousseau
In der Nähe des britischen Parlaments war ein beschädigtes Fahrzeug zu sehen.
In der Nähe des britischen Parlaments war ein beschädigtes Fahrzeug zu sehen. © dpa | Yui Mok
Der Vorfall ereignete sich um kurz nach halb drei (Ortszeit) am Mittwochnachmittag.
Der Vorfall ereignete sich um kurz nach halb drei (Ortszeit) am Mittwochnachmittag. © dpa | Victoria Jones
In einem Geländewagen war der Angreifer über die Westminster-Brücke in Richtung Parlament gefahren. Auf der Brücke schwenkt der Wagen über einen Bordstein auf den Radweg und von dort aus auf den Bürgersteig.
In einem Geländewagen war der Angreifer über die Westminster-Brücke in Richtung Parlament gefahren. Auf der Brücke schwenkt der Wagen über einen Bordstein auf den Radweg und von dort aus auf den Bürgersteig. © dpa | Victoria Jones
Einem Reuters-Fotografen zufolge wurden dabei mindestens ein Dutzend Menschen verletzt.
Einem Reuters-Fotografen zufolge wurden dabei mindestens ein Dutzend Menschen verletzt. © Getty Images | Carl Court
Der Angreifer steuerte anschließend den Wagen weiter in Richtung Parlament.
Der Angreifer steuerte anschließend den Wagen weiter in Richtung Parlament. © dpa | Victoria Jones
Dort krachte der Wagen in den Zaun, der die Bridge Street vom Westminster-Palast trennt.
Dort krachte der Wagen in den Zaun, der die Bridge Street vom Westminster-Palast trennt. © dpa | Uncredited
Der Täter verletzte anschließend mit einem Messer einen Polizisten.
Der Täter verletzte anschließend mit einem Messer einen Polizisten. © dpa | Victoria Jones
Der Parlamentsabgeordnete Tobias Ellwood (M.) der Conservative Party kümmerte sich um den verletzten Polizisten. Der Beamte starb jedoch.
Der Parlamentsabgeordnete Tobias Ellwood (M.) der Conservative Party kümmerte sich um den verletzten Polizisten. Der Beamte starb jedoch. © dpa | Stefan Rousseau
Die Polizei riegelte die Straßen ab.
Die Polizei riegelte die Straßen ab. © dpa | Matt Dunham
Bewaffnete Polizisten eilten in das Parlamentsgebäude.
Bewaffnete Polizisten eilten in das Parlamentsgebäude. © dpa | Kirsty Wigglesworth
Die britische Premierministerin Theresa May wurde nach dem Angriff auf das Parlament in Sicherheit gebracht. Das teilt ein Sprecher mit.
Die britische Premierministerin Theresa May wurde nach dem Angriff auf das Parlament in Sicherheit gebracht. Das teilt ein Sprecher mit. © dpa | Victoria Jones
Nach dem Angriff eilten die Menschen vom Ort des Geschehens fort.
Nach dem Angriff eilten die Menschen vom Ort des Geschehens fort. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Eine Frau mit ihrem Kind in der Nähe der Westminster-Brücke.
Eine Frau mit ihrem Kind in der Nähe der Westminster-Brücke. © Getty Images | Carl Court
Rettungskräfte versorgten die Verletzten.
Rettungskräfte versorgten die Verletzten. © Getty Images | Carl Court
Auch am Trafalgar Square ...
Auch am Trafalgar Square ... © dpa | Jonathan Brady
... und auf der Straße „The Mall“ waren Beamte präsent.
... und auf der Straße „The Mall“ waren Beamte präsent. © dpa | Jonathan Brady
Das Riesenrad „The London Eye“ wurde nach dem Anschlag angehalten.
Das Riesenrad „The London Eye“ wurde nach dem Anschlag angehalten. © Getty Images | Jack Taylor
Scotland Yard erklärte am Mittwochabend, dass man davon ausgehe, dass der mutmaßliche Einzeltäter „vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde“.
Scotland Yard erklärte am Mittwochabend, dass man davon ausgehe, dass der mutmaßliche Einzeltäter „vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde“. © dpa | Rob Pinney
Menschen brachten noch am Mittwochabend Blumen an den Anschlagsort. Mehrere Menschen sind bei dem Angriff gestorben, darunter der Polizist, der mutmaßliche Angreifer und zwei Passanten.
Menschen brachten noch am Mittwochabend Blumen an den Anschlagsort. Mehrere Menschen sind bei dem Angriff gestorben, darunter der Polizist, der mutmaßliche Angreifer und zwei Passanten. © REUTERS | HANNAH MCKAY
Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag „krank und verkommen“. Jeder Versuch, die britischen Werte durch Terror zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verdammt.
Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag „krank und verkommen“. Jeder Versuch, die britischen Werte durch Terror zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verdammt. © dpa | Richard Pohle/The Times
In Großbritannien gilt nach dem Anschlag weiterhin die zweithöchste Terrorwarnstufe. Das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“
In Großbritannien gilt nach dem Anschlag weiterhin die zweithöchste Terrorwarnstufe. Das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“ © dpa | Richard Pohle/The Times
1/24

• Was ist über den Täter und sein Motiv bekannt?

Der Attentäter von London: Khalid Masood.
Der Attentäter von London: Khalid Masood. © Metropolitan Police | Metropolitan Police

Bei dem Attentäter handelt es sich um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood aus Mittelengland. Das teilte Scotland Yard am Donnerstagnachmittag mit. Am Freitag veröffentlichte die britische Polizei außerdem erstmals ein Foto des Attentäters.

Der Angreifer war am Mittwochnachmittag erschossen worden. „Wir gehen davon aus, dass er vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde“, sagte ein Polizeisprecher. Scotland Yard geht bislang von einem Einzeltäter aus.

Nach Angaben von Premierministerin May ist der Attentäter in Großbritannien geboren. Der Mann sei dem MI 5, dem britischen Inlandsgeheimdienst, bekannt gewesen. Vor einigen Jahren sei im Zusammenhang mit „extremistischem Terrorismus“ gegen ihn ermittelt worden; er sei damals allerdings als „Randfigur“ eingeschätzt worden.

Masood sei in der Vergangenheit mit Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz in Erscheinung getreten, hieß es in einer Mitteilung weiter. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten habe es nicht gegeben. „Seine erste Verurteilung war 1983 wegen Sachbeschädigung, die letzte 2013 wegen unerlaubten Besitzes eines Messers“, hieß es in der Mitteilung der Polizei.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erklärte sich für den Terroranschlag verantwortlich. Ein „Soldat“ des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Donnerstag unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitskreise über das Internet.

Großbritannien und die Terrorgefahr

Großbritannien befindet sich seit Jahren im Visier von Terroristen. Eine Auswahl Aufsehen erregender Anschläge und Attentatsversuche:

Öffentlicher Nahverkehr: Es sind die ersten Selbstmordanschläge in Westeuropa. Am 7. Juli 2005 zünden vier Muslime mit britischem Pass in der U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen sterben, etwa 700 werden verletzt. Die Täter haben selbst gebastelte Bomben benutzt und in Rucksäcken transportiert.

Picadilly Circus: Zwei Autobomben aus Benzin, Gasflaschen und Nägeln sollen am 29. Juni 2007 mitten im Touristenviertel Londons Dutzende Menschen in den Tod reißen. Die Sprengsätze detonieren aber nicht, weil der Zünder nicht funktioniert.

Flughafen Glasgow: Einen Tag später, am 30. Juni, explodiert am Terminaleingang des schottischen Airports ein Auto. Es gelingt den Attentätern jedoch nicht, mit dem brennenden Wagen in die Terminalhalle vorzudringen. Ein Iraker, der hinter den beiden gescheiterten Attacken in Glasgow und am Piccadilly Circus steckt, muss lebenslang ins Gefängnis.

Auf offener Straße wird in London ein britischer Soldat im Mai 2013 von zwei zum Islam konvertierten Männern mit Messern und einem Beil ermordet. Sie wollten das Töten muslimischer Soldaten rächen, wie die Briten nigerianischer Herkunft später sagen. Die Täter gehören der islamistischen Szene an, die Justiz geht aber – anders als zunächst die Regierung – nicht von einem terroristischen Hintergrund aus.

1/5

Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College sagte der Deutschen Presse-Agentur, auch er gehe von einem Anschlag mit islamistischem Hintergrund aus. „Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promotet und anstiften will“, sagte er. Ob eine Verbindung zur Terrormiliz IS tatsächlich gegeben sei, bleibe aber abzuwarten.

Bereits am Mittwochnachmittag hatte Scotland Yard die Attacke als Terrorangriff eingestuft. Zu diesem Zeitpunkt hatte es aber noch keine genauen Hinweise auf den Täter und sein Motiv gegeben. „Wir behandeln dies als einen terroristischen Vorfall, bis wir etwas anderes wissen“, hieß es auf Twitter.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

• Wie reagierten die Londoner Behörden?

Mehrere bewaffnete Polizisten eilten nach den Vorfällen in das Parlamentsgebäude. Einige trugen nach Angaben von Augenzeugen Schutzschilder. Vor dem Parlament landete ein Rettungshubschrauber, Dutzende Krankenwagen kamen hinzu. Die Parlamentssitzung wurde unterbrochen, die Abgeordneten mussten im Gebäude bleiben, das abgeriegelt wurde.

Die Ermittler riefen Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Polizei zu senden. Zugleich baten sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Das schottische Regionalparlament verschob wegen der Ereignisse seine Debatte über ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum und erklärte, es verschärfe seine Sicherheitsmaßnahmen.

Am Donnerstag fanden in London und Birmingham mehrere Hausdurchsuchungen statt. Sieben Menschen wurden dabei festgenommen.

• Wie reagierte die britische Führung?

Die britische Premierministerin Theresa May am späten Mittwochabend bei ihrer Pressekonferenz zu dem Anschlag in London.
Die britische Premierministerin Theresa May am späten Mittwochabend bei ihrer Pressekonferenz zu dem Anschlag in London. © Getty Images | WPA Pool

Premierministerin Theresa May sprach am späten Mittwochabend von einem „kranken und verkommenen Anschlag“. Jeder Versuch, die britischen Werte durch Terror zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verdammt. An der Terrorwarnstufe ändere sich nichts – im Land herrscht die zweithöchste Terrorwarnstufe. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May bei einer Ansprache am Mittwochabend in London.

In einer Rede vor dem britischen Parlament sagte sie am Donnerstag: „Heute kommen wir zusammen wie immer – wie es Generationen vor uns getan haben und wie es Generationen in Zukunft tun werden. Damit vermitteln wir eine einfache Botschaft: Wir fürchten uns nicht, und unsere Entschlossenheit gerät auch im Angesicht des Terrorismus’ nicht ins Wanken.“

Königin Elizabeth II. hielt sich während der mutmaßlichen Terrorangriffe im Buckingham-Palast auf. Ein Palastsprecher äußerte sich nicht zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen und verwies auf die Polizei. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass die Tore geschlossen seien und bewaffnete Polizisten die Zugänge bewachten.

Elizabeth II. äußerte in einer Mitteilung am Donnerstag ihre Anteilnahme für die Opfer des Terroranschlags am Mittwoch. „Meine Gedanken, Gebete und mein tiefstes Mitgefühl ist bei all denen, die von der schrecklichen Gewalt gestern in Mitleidenschaft gezogen worden sind“, hieß es. Die Queen hatte am Donnerstagmorgen ein neues Gebäude der Londoner Polizei eröffnen sollen. Die Zeremonie wurde abgesagt.

So reagiert die Politik auf den Anschlag von London

Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Ich denke in diesen Stunden in Anteilnahme und Solidarität an unsere britischen Freunde und an alle Menschen in London. Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens.“

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel: „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieses Attentat unter anderem in der Nähe des britischen Parlaments ausgeführt wurde. Das war ein Angriff auf das Herz der Demokratie, ein Anschlag gegen uns alle.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Die Nachrichten über den mörderischen Angriff in London erschüttern mich. In diesen Stunden sind wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden. Ich bin in Gedanken bei den Opfern und Verletzten von London und bei denen, die um einen nahen Menschen trauern oder fürchten. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl.“

SPD-Chef Martin Schulz: „Was auch immer die Hintergründe sind: Ich bin schockiert über die Attacke in London. Meine Gedanken sind bei den Opfern & ihren Angehörigen.“

Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni: „Italien steht dem britischen Volk und der Regierung bei im Angesicht der Attacke, die das Herz von London und der demokratischen Institutionen getroffen hat.“

1/5

(bekö/ba/jha/dpa/rtr)

• Die Ereignisse des Tages in der Chronik: