Neu Delhi. Der Höhepunkt der Holi-Feiern: Am Montag bewerfen sich Millionen Inder mit Farbe. Auch nach Europa hat das Holi-Fest es geschafft.

Es ist einer der wenigen Tage in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, der etwas Erholung bietet zwischen einem kalten Winter voller Smog und einem brütend heißen Sommer. Und es ist eine Flucht aus dem harten Alltag in der Großstadt.

Überall in der Stadt laufen Kinder mit Wasserpistolen und Beuteln mit Farbpulver herum. Selbst fremd aussehende Besucher werden überschwänglich begrüßt und mit Wasser und Farbe attackiert. Eine Vorwarnung gibt es selten. Nur immer wieder den Ruf, der diesem Tag anhaftet wie das „Alaaf“ und „Helau“ dem Karneval im Rheinland: „Happy Holi!“

Holi-Fest symbolisiert Frühlingsanfang

Der Montag markiert den Höhepunkt der diesjährigen Holi-Feiern. Das ursprünglich religiöse Fest stammt aus Indien und Nepal, symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse und den Frühlingsanfang – und hat zumindest vom Namen her in den vergangenen Jahren seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten.

Happy Holi – Indien feiert den Frühling

Der Höhepunkt der Holi-Feierlichkeiten ist erreicht: Am Montag bewarfen sich Millionen Menschen in ganz Indien mit Tonnen von Farbpulver.
Der Höhepunkt der Holi-Feierlichkeiten ist erreicht: Am Montag bewarfen sich Millionen Menschen in ganz Indien mit Tonnen von Farbpulver. © REUTERS | JAYANTA DEY
Holi ist ein jährliches Frühlingsfest in Indien und Nepal, auch Farbenfest genannt.
Holi ist ein jährliches Frühlingsfest in Indien und Nepal, auch Farbenfest genannt. © REUTERS | JAYANTA DEY
Die Farbschlacht markiert den Frühlingsanfang, den Sieg des Guten über das Böse, und in einigen Landesteilen gilt es auch als Erntedankfest.
Die Farbschlacht markiert den Frühlingsanfang, den Sieg des Guten über das Böse, und in einigen Landesteilen gilt es auch als Erntedankfest. © REUTERS | AMIT DAVE
Auf den Straßen werden farbige Wasserfontänen über die Menschenmengen gesprüht – wie hier in der indischen Millionenstadt Ahmedabad.
Auf den Straßen werden farbige Wasserfontänen über die Menschenmengen gesprüht – wie hier in der indischen Millionenstadt Ahmedabad. © REUTERS | AMIT DAVE
Es ist einer der wenigen Tage in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, der etwas Erholung bietet zwischen einem kalten Winter voller Smog und einem brütend heißen Sommer.
Es ist einer der wenigen Tage in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, der etwas Erholung bietet zwischen einem kalten Winter voller Smog und einem brütend heißen Sommer. © dpa | Rick Majewski
Und es ist eine Flucht aus dem harten Alltag in der Großstadt.
Und es ist eine Flucht aus dem harten Alltag in der Großstadt. © REUTERS | CATHAL MCNAUGHTON
Bunt-beschmierte Anhänger beten in einem Tempel.
Bunt-beschmierte Anhänger beten in einem Tempel. © REUTERS | AMIT DAVE
Das Farb-Spektakel findet jährlich zum Vollmond des Monats Phalguna im Hindu-Kalender statt, der in den Februar oder März fällt.
Das Farb-Spektakel findet jährlich zum Vollmond des Monats Phalguna im Hindu-Kalender statt, der in den Februar oder März fällt. © REUTERS | SHAILESH ANDRADE
Volltreffer in Kathmandu.
Volltreffer in Kathmandu. © dpa | Narayan Maharjan
Attacke!
Attacke! © REUTERS | SHAILESH ANDRADE
Nirgends ist man vor der Farbe – ob als Pulver oder in flüssigem Zustand – sicher. Eine Vorwarnung gibt es selten.
Nirgends ist man vor der Farbe – ob als Pulver oder in flüssigem Zustand – sicher. Eine Vorwarnung gibt es selten. © REUTERS | AJAY VERMA
„Happy Holi!“ rufen die Menschen.
„Happy Holi!“ rufen die Menschen. © dpa | Anupam Nath
Am Pottery Square in der nepalesischen Stadt Bhaktapur geht es nass und bunt zu.
Am Pottery Square in der nepalesischen Stadt Bhaktapur geht es nass und bunt zu. © dpa | Jack Kurtz
Ein mit Farbe beschmierter Junge in der indischen Stadt Mathura.
Ein mit Farbe beschmierter Junge in der indischen Stadt Mathura. © dpa | Akshay Gupta
Die Ursprünge von Holi lassen sich bis in religiöse Schriften des Hinduismus aus der Zeit 300 Jahre vor Christus zurückverfolgen.
Die Ursprünge von Holi lassen sich bis in religiöse Schriften des Hinduismus aus der Zeit 300 Jahre vor Christus zurückverfolgen. © dpa | Prabhat Kumar Verma
Heute sehen viele Inder darin auch eine Möglichkeit, Kastenunterschiede und gesellschaftliche Grenzen für einen Tag zu durchbrechen und bunt eingefärbt gemeinsam zu feiern.
Heute sehen viele Inder darin auch eine Möglichkeit, Kastenunterschiede und gesellschaftliche Grenzen für einen Tag zu durchbrechen und bunt eingefärbt gemeinsam zu feiern. © dpa | Prabhat Kumar Verma
Kleidungsstücke werden auf Kabel geschmissen, die über der Straße gespannt sind.
Kleidungsstücke werden auf Kabel geschmissen, die über der Straße gespannt sind. © REUTERS | HIMANSHU SHARMA
Die knallbunte Farbe landet am ganzen Körper. Aber keiner beschwert sich, alle machen mit – mit großer Freude.
Die knallbunte Farbe landet am ganzen Körper. Aber keiner beschwert sich, alle machen mit – mit großer Freude. © REUTERS | AJAY VERMA
Holi gehört zur Religion der Hindus, die an verschiedene Göttinnen und Götter glauben.
Holi gehört zur Religion der Hindus, die an verschiedene Göttinnen und Götter glauben. © REUTERS | STRINGER
Holi ist vor allem in den asiatischen Ländern Indien und Nepal eine Tradition.
Holi ist vor allem in den asiatischen Ländern Indien und Nepal eine Tradition. © REUTERS | CATHAL MCNAUGHTON
Inzwischen feiern Menschen auf der ganzen Welt solche Farbfeste – auch wenn sie selbst keine Hindus sind. Holi hat mittlerweile auch die neuseeländische Stadt Christchurch erreicht.
Inzwischen feiern Menschen auf der ganzen Welt solche Farbfeste – auch wenn sie selbst keine Hindus sind. Holi hat mittlerweile auch die neuseeländische Stadt Christchurch erreicht. © dpa | Pj Heller
Mitglieder der indischen Community feiern in Adeje auf der spanischen Insel Teneriffa ein internationales Holi-Festival. Hier bewerfen sich die Teilnehmer nicht nur gegenseitig mit Farbpulver, sondern nehmen auch noch ein Schaumbad.
Mitglieder der indischen Community feiern in Adeje auf der spanischen Insel Teneriffa ein internationales Holi-Festival. Hier bewerfen sich die Teilnehmer nicht nur gegenseitig mit Farbpulver, sondern nehmen auch noch ein Schaumbad. © dpa | Mercedes Menendez
Erinnerungsfoto an das Holi-Fest in Sri Lanka.
Erinnerungsfoto an das Holi-Fest in Sri Lanka. © REUTERS | DINUKA LIYANAWATTE
Happy Holi!
Happy Holi! © REUTERS | DINUKA LIYANAWATTE
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Auf Großveranstaltungen von New York über Paris bis Berlin tanzen junge Menschen zu elektronischen Beats und bewerfen sich mit buntem Pulver aus Maisstärke. Das Gelände ist abgesperrt, die großen Boxen gut von den Feiernden abgeschirmt und die Farben auf Verträglichkeit getestet. Alleine in Deutschland soll es im Sommer 2017 mehr als 50 solche Feiern geben.

In Mathura, knapp drei Autostunden südlich von Neu Delhi, ist von dieser deutschen Berechenbarkeit wenig zu spüren. Je nach Besucherandrang werden spontan Sperren errichtet. Die Menschen treffen nicht in geschlossenen Veranstaltungen, sondern einfach irgendwo in den Straßen aufeinander. An einigen Tagen fliegen auch „Laddus“, eine kugelförmige indische Süßigkeit. Dann wiederum gehen die Frauen der Stadt mit Stöcken auf die Männer los, um diese einzufangen und oder vertreiben.

Straßenfeiern und organisierte Veranstaltungen

Es sind verschiedene Überlieferungen, die hinter diesen Bräuchen stehen. Rund um die Stadt Mathura ist Holi der Liebe zwischen den Hindu-Gottheiten Krishna und Radha gewidmet. Laut der Hindu-Mythologie wuchs Krishna in der Gegend auf. Holi wird hier so lange gefeiert, wie nirgendwo sonst – für insgesamt 16 Tage im Jahr.

In Neu Delhi ist in den vergangenen Jahren eine Parallelwelt entstanden aus Straßenfeiern und organisierten Veranstaltungen. Auf der einen Seite feiern viele Familien das Fest in ihrer Nachbarschaft – mit gemeinsamem Essen, Wasser- und Farbschlachten unter freiem Himmel. Auch in Tempeln wird das Fest gefeiert, häufig mit Götterstatuen als Auslöser der Farbexplosionen.

Auf der anderen Seite stehen professionelle Veranstaltungen. „Holi wird auch in Indien immer organisierter“, sagt Raul Chandra, der Kopf hinter „Holi Moo“, das in Neu Delhi am Montag rund 5000 Menschen anziehen wird. Früher hieß die Veranstaltung „Holi Cow“ und war deutlich kleiner.

Keine Unterschiede zwischen den Menschen

Inzwischen ist die Feier ähnlich organisiert wie die internationalen Feste. Die Karten kosten umgerechnet 35 Euro. Mehr als 30 solcher Veranstaltungen gibt es inzwischen alleine rund um die Hauptstadt. Hinzu kommen zahlreiche Inder, die in ihren privaten Farmhäusern im Süden Neu Delhis exzessive Feiern für die Oberschicht der Hauptstadt schmeißen.

Trotzdem ist auch abseits der Straßen immer noch mehr Anarchie zu spüren als bei den internationalen Events. Jeder darf seine eigenen Farben mitbringen, die es in den Holi-Tagen an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Immer wieder fliegen Wasserbomben, oder die Feiernden werden aus Schläuchen mit Wasser bespritzt. Die Bars und Essensstände sind notorisch überlastet.

„Als wir vor elf Jahren mit weniger als 100 Gästen anfingen, gab es so etwas wie die heutigen Holi-Festivals noch nicht“, sagt Organisator Chandra. „Heute sind sie fast überall, die Menschen lieben das Spiel mit den Farben.“

Er hoffe, dass auch der verbindende Gedanke hinter Holi mit den Feiern um die Welt gehe. „Zu Holi gibt es keine Unterschiede zwischen den Menschen. Alle sind bunt. Manchmal reicht ein bisschen Farbpulver, um Menschen zu verbinden.“ (dpa)