Palma/Madrid. Mit Mafiamethoden wird in Mallorcas Nachtleben um das Geschäft mit den Touristen gekämpft. Darin verwickelt sind wohl auch Politiker.

Mallorcas Amüsierviertel ziehen bald wieder Touristen aus ganz Europa an. Doch hinter dem Spaß für Millionen soll ein Netz stecken aus mafiösen Strukturen. Und Politiker, Polizisten und Behördenmitarbeiter sind offenbar tief verstrickt. Sie sollen mit Sexpartys, Geld und Geschenken bestochen worden sein. Untersuchungsrich­ter Manuel Penalva erklärte den Fall zur Geheimsache, so brisant seien die Ermittlungsergebnisse.

Dabei geht es um die Vorherrschaft auf der Vergnügungsmeile an der Playa de Palma, wichtigste Hochburg des Massentourismus nahe der Hauptstadt Palma. An dieser „Ballermann“-Meile, an der sich die Partylokale aneinanderreihen, wird mit Mafiamethoden um die Macht und um das Millionengeschäft mit den Touristen gekämpft.

Pate des mallorquinischen Nachtlebens

Nach jahrelangen Ermittlungen wurde jetzt der wohl schillerndste Unternehmer der Partyszene festgenommen: Bartolomé „Tolo“ Cursach, der über ein Imperium aus Biergärten, Diskotheken, Restaurants, Fitnesscentern und Hotels regiert.

Er steht unter Verdacht, einer der Strippenzieher dieses Korruptionsnetzes gewesen zu sein. Ihm werden Bestechung, Betrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sein Einfluss war nach Einschätzung der Ermittler so groß, dass Kommunalpolitiker, Lokalpolizisten und die für Lizenzen zuständigen Verwaltungsbeamten offenbar nach seiner Pfeife tanzten. In der Szene gilt Cursach, der mit seinem Partyimperium Millionen scheffelte, als eine Art Pate des mallorquinischen Nachtlebens.

Die Polizei soll Cursach im privaten Umfeld in der Gemeinde Calvià festgenommen haben, berichten örtliche Medien. Dann seien die Beamten mit dem Unternehmer zu dessen Privatanwesen in Palmas Stadteil Son Rapinya gefahren, das durchsucht wurde.

Megapark wurde von Polizisten durchsucht

Ebenfalls durchsuchten die Polizisten den bekanntesten Vergnügungstempel des Unternehmers, den Megapark mitten im Ballermann-Viertel. Der Megapark ist ein riesige Diskothek auf insgesamt 3500 Quadratmetern. Ein Großteil des Partyspaßes spielt sich hier im Außenbereich ab, regelmäßig treten Schlagerstars aus Deutschland auf, darunter Jürgen Drews, Mickie Krause oder Michael Wendler.

Megapark-Sprecher Siegfried Holleis reagierte betont unerschrocken auf die Festnahme und die Razzien: „Auf Gerüchte geben wir nichts“, sagte er der „Mallorca Zeitung“. Die Ermittlungsakten seien unter Verschluss, daher wisse noch niemand, um welche Vorwürfe es eigentlich genau gehe. Auf den Start der Saison am 15. Mai hätten die Vorfälle keinen Einfluss.

Aus dem Umfeld Cursachs hieß es laut der Zeitung, jegliche Vorwürfe seien haltlos. Vielmehr sei der Unternehmer selber Opfer einer Rachestrategie. Man wolle ihm seine Vorherrschaft im Nachtleben Mallorcas streitig machen.

Beamte sollen mit Gratis-Sex bestochen worden sein

Touristen glaubten derweil an Dreharbeiten, als Dutzende Polizeiwagen vor dem Megapark vorfuhren. Sogar ein Polizeihubschrauber soll im Einsatz gewesen sein. Tatsächlich waren sofort TV-Teams zur Stelle, die die Razzia filmten.

Auch andere Etablissements wurden unter die Lupe genommen. Zusammen mit Cursach wurden zwei seiner engsten Mitarbeiter festgenommen.

Schon länger wird gegen etliche Polizisten, darunter mehrere führende Beamte, ermittelt, einige sitzen sogar in Haft. Auch ehemalige Spitzenpolitiker, vor allem aus den Reihen der konservativen Volkspartei, die bis 2015 in der Inselhauptstadt Palma regierten, stehen unter Verdacht.

Je länger sich Untersuchungsrichter Penalva in den Fall kniet, umso mehr Skandalöses kommt ans Tageslicht. Zum Beispiel dies: Polizisten und Lokalpolitiker sollen mit Gratis-Sexdiensten dafür belohnt worden sein, dass es in bestimmten Etablissements nie Kontrollen der Behörden gab.

Hells Angels wollen sich in Nachtmilieu breitmachen

Währenddessen sollen andere Biergärten, Diskotheken und Nachtbars, deren Besitzer nicht im Korruptionsring mitmachten, mit Auflagen und Sanktionen schikaniert worden sein. Verdächtige Dokumente, die den Anstoß für die Ermittlungen gaben, wurden offenbar im Rathaus von Palma gefunden.

Im Zuge der Ermittlungen stießen die Fahnder übrigens auch auf die Rockergruppe Hells Angels. Auch die Rocker wollten sich in Mallorcas Nachtmilieu breitmachen. Gegen die Hells Angels, die mit kriminellen Methoden vor allem im Prostitutionsgeschäft mitgemischt haben sollen, ging die Polizei bereits im Jahr 2013 vor.

Als Hauptbeschuldigter gilt in diesem Falle der frühere Hannoveraner Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, der in Spanien immer noch auf seinen Prozess wartet. Aus der Untersuchungshaft wurde er nach zwei entlassen, er muss sich einmal in der Woche bei der Polizei melden.