Berlin. Zum 1. März ist oft die Rede vom meteorologischen Frühlingsanfang. Frühlingshaftes Wetter bedeutet das Datum nicht.

Es ist meteorologischer Frühlingsanfang, und dann sieht so die Wetter-Wirklichkeit so aus: Abkühlung bei den Höchstwerten in Berlin und Hamburg um drei Grad, vor einem Jahr war es zum Start des meteorologischen Frühlingsbeginns nach einem Temperatursturz sogar minus 9 Grad kalt in Hamburg und Dortmund. Was der meteorologische Frühlingsanfang mit dem Wetter zu tun hat, wie Frühlingsanfang definiert ist – und wie der Frühling wirklich im Zeitplan liegt.

Der meteorologische Frühlingsanfang: Gerade hat sich Jörg Kachelmann über den Wirbel geärgert, der in Medien um den Beginn einer meteorologischen Jahreszeit gemacht werde. Er schreibt in einem Tweet: „Über den 1. März werden wir überall lesen werden, das sei der ,meteorologische Frühlingsanfang’ – nicht ohne eine Wettergeschichte anzuhängen, die dann auch andeute, „dass es irgendetwas Meteorologisches gäbe“. Der Tag sei eigentlich nur der statistische Frühlingsanfang, und in keiner Form der „meteorologische Frühlingsanfang“.

Ganz so hart formuliert das Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach nicht. Der meteorologische Frühlingsanfang sei auch für Meteorologen wichtig. Er hat zwar mit dem aktuellen Wettergeschehen nichts zu. Aber auch die Klimatologie, die Betrachtungen längerer Zeiträume, ist ein Teilgebiet der Meteorologie. Und um eine Jahreszeit beschreiben und vergleichen zu können, brauche es einen festen Zeitraum. Die Weltorganisation für Meteorologie hat festgelegt: Am 1. März beginnt der Zeitraum Frühjahr. „Aber in der Öffentlichkeit gibt es darum jedes Jahr eine gewisse Verwirrung“, so Lux. Frühlingsanfang der Meteorologen bedeutet eben nicht, dass es zu dem Zeitpunkt irgendwie frühlingshafter sein muss.

Der Aufmerksamkeit darum kann er aber Positives abgewinnen, wenn der Begriff richtig erklärt wird. „Und der 1. März ist dann ja auch ein schöner Termin, um zurückzublicken, wie der Winter war.“

Der astronomische Frühlingsanfang: Der astronomische Frühlingsbeginn wird manchmal auch der kalendarische genannt – weil er oft in Kalendern steht. Es ist in diesem Jahr bei uns der 20. März, es kann aber auch der 21. oder in Schaltjahren der 19. März sein. Der astronomische Frühlingsanfang ist der Zeitpunkt, an dem die Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn um die Erde auf die Nordhalbkugel wechselt. An dem Tag sind Tag und Nacht gleich lang. Zwischen dem Zeitraum – von Frühjahr zu Frühjahr – vergehen rund 365 Tage, fünf Stunden und 49 Minuten. Der Schalttag gleicht das aus, trotzdem kommen so drei Tage in Frage. Doch der astronomische Frühlingsanfang sagt auch nichts darüber aus, ob es an diesen Tagen wärmer ist als an den Tagen vorher.

Der phänologische Frühlingsanfang: Hier ist die Natur der Indikator, wann Frühling ist: „Pflanzen halten sich ja an keinen Kalender“, sagt Meteorologe Lux. Die orientieren sich am Wetter über einen längeren Zeitraum. Demnach ist in weiten Teilen von Deutschland der „Vorfrühling“ angekommen. Vorfrühling ist es, wenn die Schneeglöckchen blühen. Das tun sie im Süden früher als im Norden. Der 10. Februar war in diesem Jahr der Tag, an dem sie in warmen Gegenden blühten, so Lux. „Das war etwas verspätet, wir sind immer noch etwas später dran.“ Doch solche Verspätungen kann die Natur rasant aufholen, wenn die Vegetation plötzlich förmlich explodiert. Mit der Blüte der Forsythien beginnt dann der Erstfrühling. Von Vollfrühling ist die Rede, wenn auch Apfelbäume blühen.

Da war es schon einmal Frühling, obwohl der meteorologische und der astronomische Anfang nach fern waren: Passanten am 10. Februar bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über 10 Grad in einem Straßencafe in Stuttgart.
Da war es schon einmal Frühling, obwohl der meteorologische und der astronomische Anfang nach fern waren: Passanten am 10. Februar bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über 10 Grad in einem Straßencafe in Stuttgart. © dpa | Bernd Weissbrod

Der gefühlte Frühling: Den Frühling fühlt jeder Mensch anders. Schöne Sonnenstunden mit milden Temperaturen versprechen können Lux und seine Kollegen in der Vorhersage für die nächsten zehn Tage den meisten Deutschen nicht. Aussagen für längere Zeiträume sind unseriös. Am Wochenende bekommt zuerst der Südwesten bei Werten bis fast 20 Grad Sonne ab, wenn dann der Regen dorthin gezogen ist am Sonntag auch der Norden. In der kommenden Woche soll es dann unbeständig sein, Schauer drohen überall. Und auch schneien kann es wieder.

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