Norfolk. Manche finden das Bild aus Virginia beängstigend, andere reagieren verständnislos. Wieso wir in Wolken oder Dingen Gesichter erkennen.

Ein riesiges Gesicht in feurigem Rot, das bedrohlich auf die Erde herabschaut: Ein bei einem Wetterphänomen in den USA entstandenes Foto macht Furore. „Aufregend“ findet Lindsay Marie Miller Stern die Karriere, die ihr Bild aus der vergangenen Woche gerade macht. Das Foto wird auf Twitter und Facebook tausendfach geteilt und kommentiert.

Das gruselige Gesicht in den Wolken: Lindsay Marie Miller Stern hat das Foto über dem Ballungsraum Hampton Roads an der Ostküste der USA gemacht.
Das gruselige Gesicht in den Wolken: Lindsay Marie Miller Stern hat das Foto über dem Ballungsraum Hampton Roads an der Ostküste der USA gemacht. © Foto: Lindsay Marie Miller Stern | Foto: Lindsay Marie Miller Stern

Wahlweise Gott oder der Teufel blickten auf die USA und Trumps Treiben, heißt es in manchen Kommentaren. Die Fotografin entdeckte das riesige Gesicht erst beim genaueren Betrachten ihrer Aufnahmen, sagte sie unserer Redaktion. „Ich hatte es fotografiert, weil das Farbenspiel so eindrucksvoll war.“ Und dann blickte sie in das Antlitz.

Besondere Wolkenformation

Zu verdanken ist das Bild der untergehenden Sonne bei einer besonderen Wolkenformation. Über den Osten von Virginia an der Ostküste der USA „rollte“ eine sogenannte Shelfcloud einer Kaltfront voraus. Durch Aufwinde entsteht eine Art Wolkenkeil, aufsteigende Luft kondensiert. Die Wolkenformation macht also die Luftbewegung sichtbar. Das Phänomen ist auch bei uns bei herannahenden Gewittern zu sehen.

In einer Seitenstraße in der 130.000-Einwohner-Stadt Hamptom hatte Lindsay Marie Miller Stern ihre Aufnahme gemacht. Aber auch in vielen anderen Orten in Virginia hielten Menschen fasziniert den Himmel fest.

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Nicht alle Betrachter sehen Gesicht

Bei den Kommentaren zu dem Foto bestätigt sich, was Psychologen über Pareidolie sagen. So wird das Phänomen genannt, in Gegenständen oder Wolken Gesichter zu erkennen. Das Gehirn hat die Neigung, diffuse Wahrnehmungen mit Vertrautem zu verknüpfen – eben auch mit Gesichtern. Und nicht jeder sieht, was andere sehen.

Schon eine weit entfernte Ähnlichkeit mit Gesichtszügen könne aber dazu führen, dass das Gehirn das Gesehene automatisch als Gesicht interpretiert, sagte Professor Kang Lee von der Universität Toronto dem „Independent“. Das Gehirn sei so verkabelt, stets nach bekannten Mustern zu suchen. Lee hat die nach seinen Angaben erste große Studie zu Pareidolie durchgeführt – und betitelte sie „Jesus im Toast sehen“. Auf Ebay war 2004 ein Käsetoast mit dem vermeintlichen Antlitz von Jesus für 28.000 Dollar verkauft worden. Käufer war ein Online-Kasino.

Twitter-Account sammelt Gesichter-Fotos

Spott für jemanden, der 28.000 Dollar für ein vergammeltes Brot zahlt, könnte durchaus angebracht sein. Lee bemängelte aber, dass Menschen generell oft lächerlich gemacht werden, wenn sie freimütig darüber sprechen, Dinge zu erkennen. Pareidolie sei aber Zeichen höherer Aufmerksamkeit und evolutionär vorteilhaft. Babys, die jedes sich bietende Gesicht anlächelten, hatten bei den frühen Menschen bessere Überlebenschancen. Vergebliches Anflirten von Wolken schadet zumindest nicht.

Eine japanische Studie kam zum Schluss, dass Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Gesichter sehen. Auch der Gemütszustand spielt demnach eine Rolle. Wer gut gelaunt ist, tendiert demnach eher dazu, Dinge zu erkennen – aber auch, wer neurotisch ist.

Der Twitter-Account „Faces in Things“, der solche Bilder sammelt, hat rund eine halbe Million Follower. Er hat auch das Foto von Lindsay Marie Miller Stern aufgegriffen – ohne sie allerdings als Fotografin zu nennen.

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