Berlin. Sich mit Kaugummi im Mund für einen der prominentesten Filmpreise bedanken? Schauspieler Georg Friedrich klebte ihn auf seinen Bären.
Für was so ein gerade gewonnener Silberner Bär nicht alles gut ist: Der Österreicher Georg Friedrich, am Samstagabend bei den 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin als bester Schauspieler ausgezeichnet, nutzte die Trophäe für seinen Kaugummi. Auf dem Weg ans Mikrophon klebte der gerade verkündete Sieger die weiße Masse auf die Tatze des Bären.
Friedrich nahm bei der von Anke Engelke moderierten Gala den Silbernen Bären für seine Rolle in „Helle Nächte“ als bester Darsteller entgegen. Zu seiner Aktion sagte er später der „Wiener Zeitung“, er habe damit nicht den Preis schmälern wollen. „Ich wollte mich mit dem Bären anfreunden, deshalb habe ich ihm den Kaugummi aufgepickt“. Zum Verbleib des Kaugummis sagte er: „Der ist inzwischen schon wieder in meinem Mund.“
Goldener Bär für ungarischen Liebesfilm
Der Österreicher spielt in dem Roadmovie des Berliner Regisseurs Thomas Arslan einen Vater, der sich seinem Teenager-Sohn nach langer Trennung wieder annähern will. Die beiden anderen im Wettbewerb vertretenen deutschen Filmemacher Volker Schlöndorff („Rückkehr nach Montauk“) und Andres Veiel („Beuys“) gingen leer aus.
Stars treffen sich zur Abschluss-Gala der Berlinale
Der Goldene Bär geht nach Ungarn. Ildikó Enyedis Liebesfilm „Körper und Seele“ („Teströl és lélekröl“) gewann am Samstagabend den Hauptpreis der Berlinale. Das gab die internationale Jury unter Vorsitz des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven („Elle“, „Basic Instinct“) bekannt. Ungarn holte den Goldenen Bären zuletzt vor 42 Jahren. Die Regisseurin Márta Mészáros gewann die Trophäe im Jahr 1975 für ihren Film für „Die Adoption“. Der finnische Kultregisseur Aki Kaurismäki erhielt für sein als Bären-Favorit gehandeltes Flüchtlingsdrama „Die andere Seite der Hoffnung“ den Preis für die beste Regie.
Der Bären-Gewinner „Körper und Seele“ der 61-jährigen Enyedi erzählt von zwei schüchternen Mitarbeitern eines Schlachthofes in Budapest, die sich zaghaft ineinander verlieben - ein Film voller Poesie, Tragik und Komik. Eine Frau hatte zuletzt 2009 den Goldenen Bären gewonnen. „Körper und Seele“ wurde auch mit dem Fipresci-Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.
Südkoreanerin beste Schauspielerin
Den Silbernen Bär für die beste Schauspielerin bekam die Südkoreanerin Kim Min-hee. Sie spielt in „On the Beach at Night Alone“ („Bamui haebyun-eoseo honja“) von Hong Sang-soo eine junge Frau auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Liebe. Den Großen Preis der Jury holte der Franzose Alain Gomis mit seiner im Kongo spielenden Emanzipationsgeschichte „Félicité“.
Polens Altmeisterin Agnieszka Holland wurde für ihren Öko-Thriller „Pokot“ mit dem Alfred-Bauer-Preis für geehrt, der für einen Spielfilm vergeben wird, der neue Perspektiven eröffnet. Mit dem Silber-Bär für das beste Drehbuch wurden Sebastián Lelio und Gonzalo Maza für den chilenischen Film „A Fantastic Woman“ („Una Mujer Fantástica“) über eine Transgender-Frau geehrt.
18 Filme aus aller Welt im Finale
Die Auszeichnung für eine herausragende künstlerische Leistung ging an Dana Bunescu für den Schnitt des psychologischen Liebesdrama „Ana, mon amour“ (Regie Calin Peter Netzer/Rumänien).
Erstmals wurde im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz auch ein Silberner Bär für die beste Dokumentation verliehen. Den mit 50.000 Euro dotierte Preis gab es für „Ghost Hunting“ („Istiyad Ashbah“) des palästinensischen Regisseurs Raed Andoni. Der Film lief in der Reihe Panorama Dokumente.
Im Berlinale-Wettbewerb konkurrierten 18 Filme aus aller Welt. Bei dem elftägigen Festival waren in den verschiedenen Reihen insgesamt knapp 400 neue Regiearbeiten zu sehen. Am Sonntag gehen die Berliner Filmfestspiele mit dem Berlinale-Kinotag zu Ende, an dem noch einmal die Highlights gezeigt werden. (law/dpa)