Santiago de Chile. Seit einem Monat wütet eine Feuersbrunst in den Wäldern von Chile und hat das Land fest im Griff. Und es scheint kein Ende in Sicht.

Die Hügel und Berge sind nicht mehr grün, sondern braun. Die Wälder gleichen einer Landschaft in schwarz-weiß, es riecht verkohlt. In manchen Dörfern im Süden und Zentrum Chiles stehen nur noch Trümmer. Küstenregionen, wo früher große Pinien- und Eukalyptuswälder standen, liegen unter einer Art Feuernebel.

Stellenweise kann man kaum hundert Meter weit sehen. Teile des südamerikanischen Landes wirken wie aus Dantes Inferno. „So etwas haben wir noch nie gesehen“, sagen die Betroffenen immer wieder, wenn sie auf die Feuersbrunst angesprochen werden.

Mindestens elf Tote

Einen Monat wütet die Feuersbrunst jetzt in Chile, und es ist kein Ende in Sicht. Sieben der 15 Regionen sind betroffen, mindestens elf Menschen sind bereits um Leben gekommen. Anfang der Woche loderten nach Angaben der Feuerwehr noch 124 verschiedene Brandherde in den betroffenen Regionen.

520.000 Hektar Land sind bereits Fraß der Flammen geworden, eine Fläche größer als die Millionenhauptstadt Santiago. Mehr als eintausend Häuser sind zerstört, fast 4000 Menschen haben ihr Dach über dem Kopf verloren, mehr als eintausend Menschen befinden sich in Notunterkünften.

Präsidentin wegen Waldbränden unter Druck

Das russische Transportflugzeug Iljuschin Il-76 lässt Wasser in der Umgebung von Portezuelo ab.
Das russische Transportflugzeug Iljuschin Il-76 lässt Wasser in der Umgebung von Portezuelo ab. © dpa | Mario Davila

Längst hat die Naturkatstrophe sich zu einer Staatskrise ausgeweitet. Präsidentin Michelle Bachelet steht massiv in der Kritik, weil sie die Katastrophe schlecht managt. Die linksliberale Staatschefin muss sich zudem für defekte Lösch-Infrastruktur verantworten. Nur drei der sechs Flugzeuge der Forstbehörden sind einsatzbereit.

Am Montag flog ein gigantisches Löschflugzeug aus Russland, das bis zu 49.000 Liter Wasser laden kann, die ersten Einsätze über den Brandgebieten. Auch Helfer aus Frankreich, Peru, Portugal, Spanien, Kolumbien, Argentinien und Mexiko unterstützen die Löscharbeiten.

Waren Brandstifter am Werk?

Zwar gilt offiziell das extrem heiße und trockene Sommerwetter als Ursache der Brände. Aber immer häufiger werden auch mögliche kriminelle Ursachen genannt. 43 Menschen wurden wegen des Verdachts der Brandstiftung festgenommen, darunter ein Mitarbeiter der Forstbehörde Conaf. Er soll in einem Eukalyptus-Wald in der Region Maule absichtlich ein Feuer gelegt haben.

Insgesamt mehren sich die Anzeichen, dass Pyromanen oder andere Brandstifter für die Feuersbrünste verantwortlich sein könnten. Am Montag richtete der Holzfällerverband Corma einen dringenden Appell an die Regierung, die möglichen strafrechtliche Ursachen der Brände zu untersuchen. Mitglieder des Verbands hätten Hinweise auf absichtlich gelegte Feuer.

Verschwörungstheorien im Umlauf

Feuerwehrleute versuchen im Ort
Feuerwehrleute versuchen im Ort © dpa | Esteban Felix

„Bei vielen Brandherden gibt es auffällige Merkmale, die nicht mit dem üblichen Feuersbrünsten zusammenpassen“, sagte auch Bachelet, ohne ins Detail zu gehen. In den sozialen Netzwerken werden Verschwörungstheorien diskutiert. Unter anderem wird den Mapuche-Ureinwohnern vorgeworfen, sie hätten die Feuer gelegt, um die Holzunternehmen zu schädigen. Generalstaatsanwalt Jorge Abbott sah sich schon genötigt, einen „terroristischen Hintergrund“ der Brände auszuschließen.

Chile hat in der Vergangenheit massiv Pinien- und Eukalyptuswälder angepflanzt, um sie für die Holzindustrie zu nutzen. Der Sektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Allerdings sind diese Bäume leicht entflammbar und halten den Wind kaum ab.

Chile: Hohe Temperaturen seit November

Chile erlebt einen besonders heißen, trockenen und windigen Sommer, was auch schlicht Ursache der Katastrophe sein kann. Seit November, als der Hochsommer auf der Südhalbkugel begann, ächzt das Land unter extrem hohen Temperaturen.

Die Feuersbrunst ist jedenfalls die verheerendste in der Geschichte des Landes und zugleich eine der größten Katastrophe seit dem Erdbeben vor genau sieben Jahren, das auch den Süden Chiles heimsuchte. Bei den Erdstößen und dem anschließenden Tsunami kamen 600 Menschen ums Leben. Von der Wetterfront gibt es vorerst keine Entwarnung. Das heiße und trockene Klima wird vorerst anhalten.