Toronto. Im April 2016 waren Melissa Benoits (33) Lungen am Ende, sie stand kurz vor dem Tod. Ihre Familie entschied sich für eine riskante OP.

Eine Frau hat in einem Krankenhaus in Kanada sechs Tage ohne ihre Lunge überlebt. Die Ärzte hätten im vergangenen April der damals 32-Jährigen ihre beiden schwer entzündeten Lungenflügel herausoperiert, teilte das Krankenhaus in Toronto am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit.

Mit spezieller Technik, unter anderem einer Herz-Lungen-Maschine, sei Melissa Benoit aus Burlington in der Provinz Ontario dann sechs Tage am Leben gehalten worden, bevor eine Spenderlunge transplantiert werden konnte. Eine solche medizinische Prozedur habe es noch nie zuvor gegeben, hieß es vom Krankenhaus.

„Melissa wollte den Eingriff auf jeden Fall“

Die Entscheidung für die riskante Operation traf die Familie der Frau, die zu dem Zeitpunkt schon länger bewusstlos war und die Nacht wahrscheinlich nicht überlebt hätte. „Wir brauchten nicht lange für die Entscheidung, denn wir wussten, dass Melissa den experimentellen Eingriff auf jeden Fall wollte“, sagte ihr Ehemann Chris Benoit dem Sender CNN.

Melissa Benoit leidet an der Erbkrankheit Mukoviszidose, die ihre Lunge in den vergangenen Jahren mit immer wiederkehrenden Entzündungen stark angegriffen hat. Die Entzündungen waren auch mit Antibiotika nicht in den Griff zu bekommen. Vor ihrem Zusammenbruch wurde Melissa Benoit obendrein von einer Grippe befallen und hustete so stark, dass sie sich die Rippen brach.

Das Krankenhaus hatte schon Medizingeschichte geschrieben

Das Krankenhaus in Toronto ist auf komplizierte Lungen-OPs spezialisiert. 1983 glückten dort die ersten Lungentransplantionen in der Medizingeschichte überhaupt. (dpa)