Berlin. 83 Prozent der Deutschen sind für die Gleichstellung homosexueller Ehen, wie eine neue Umfrage zeigt. Doch die Akzeptanz hat Grenzen.

Die große Mehrheit der Deutschen findet, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle weiter diskriminiert werden, und fordert ihre komplette rechtliche Gleichstellung. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS).

Nach den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen stimmen 83 Prozent der Aussage zu, Ehen zwischen zwei Frauen oder zwei Männern sollten erlaubt sein. „Die Zustimmung zur Gleichstellung bei der Ehe war noch nie höher – das zeigt, dass die Gesellschaft hier viel weiter ist als die Politik“, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, in Berlin.

Eingetragene Lebenspartnerschaft wird als benachteiligend empfunden

Lüders kritisierte, dass es in Deutschland anders als in 14 Staaten Europas noch immer keine „Ehe für alle“ gebe. „Wir brauchen eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und die vollständige rechtliche Gleichstellung, auch bei der Adoption“, sagte Lüders. Sonderregelungen wie die in Deutschland geltende eingetragene Lebenspartnerschaft würden von den meisten Menschen zu Recht als benachteiligend empfunden.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass abwertende Einstellungen gegenüber Schwulen und Lesben in der Bevölkerung noch weit verbreitet sind. So bezeichneten es 38 Prozent der Befragten als unangenehm, wenn zwei Männer in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen. Etwa 18 Prozent halten Homosexualität für „unnatürlich“.

Themenjahr für sexuelle Vielfalt

Rund 12 Prozent fänden es unangenehm, mit Schwulen oder Lesben zusammenzuarbeiten. Wenn der eigene Sohn schwul oder die eigene Tochter lesbisch wäre, fänden dies sogar rund 40 Prozent unangenehm.

Die Umfrage ist der Auftakt für das von der Antidiskriminierungsstelle ausgerufenen Themenjahrs für sexuelle Vielfalt unter dem Titel „Gleiches Recht für jede Liebe“. (dpa)