Hamburg. Hongkongs Fluglinie Cathay Pacific schafft es in neuem Ranking auf Platz eins. Lufthansa und Air Berlin liegen auf Rang zwölf und 20.

320 Menschen starben im vergangenen Jahr bei Flugzeugunglücken, allein 71 beim Absturz einer Maschine in Kolumbien, bei dem fast die komplette brasilianische Fußballmannschaft Chapecoense ums Leben kam. Dennoch: 2016 gilt als eines der sichersten der Fluggeschichte. In Europa oder den USA sei die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls sogar beim Fahrradfahren weit höher als beim Fliegen.

Das Hamburger Unternehmen Jacdec hat nun die neue Liste der sichersten Fluglinien der Welt veröffentlicht. Am sichersten ist demnach das Hongkonger Unternehmen Cathay Pacific. Auf Platz fünf findet sich die erste Airline aus Europa, die niederländische KLM. Die deutschen Gesellschaften Lufthansa und Air Berlin belegen wie im Vorjahr die Plätze zwölf und zwanzig; dass die Lufthansa nicht einmal unter den besten zehn landet, liegt an ihrer Vergangenheit.

Vorfälle bei Lufthansa

Die Unfalluntersucher von Jacdec maßen für ihre Bewertung unter anderem die Zahl der Passagiere und der Zwischenfälle in den letzten 30 Jahren. „In dieser Zeit hat es bei der Lufthansa einige Vorfälle gegeben. Unter anderem einen Unfall auf dem Flughafen Warschau mit zwei Toten 1993“, sagt Cord Schellenberg, Vizepräsident des Luftfahrt-Presse-Clubs. Weil die Flugzeugflotten immer moderner werden, sind die meisten Unfälle mittlerweile nicht mehr auf technisches, sondern auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Wird der Mensch also zunehmend zur Schwachstelle in der Fliegerei? Die zivile Luftfahrt ist längst ein boomender Massenmarkt. 3,7 Milliarden Passagiere beförderten die Airlines 2016, dank zunehmend leistungsstärkerer und automatisierter Maschinen bieten die Unternehmen heute auch extreme Langstrecken an, die früher noch als undenkbar galten. Für 2034 rechnet die internationale Zivilluftfahrtorganisation Iata mit sieben Milliarden Passagieren.

Maschinen ohne Cockpitbesatzung

Immer weiter, immer billiger – dieser Trend kann die Sicherheit gefährden. „Viele Piloten sind übermüdet, das ist schon ein Thema“, warnt Jacdec-Mitbegründer Jan-Arwed Richter. Die Branche debattiert bereits darüber, ob vollautomatische, autonome Maschinen ohne Cockpitbesatzung die Zukunft der Luftfahrt sind. Technisch gilt das als durchaus machbar. Doch die psychologischen Hürden bei den Passagieren dürften so schnell nicht zu überwinden sein.

Richter ist daher sicher: „Das autonome Fliegen kommt – aber es dürften wohl noch mehrere Flugzeug-Generationen dazwischenliegen.“ Bei allem Fortschritt in Sachen Sicherheit: Es gibt auch neue Gefahren. Drohnen dringen in den Luftraum vor. Kollisionen gab es noch nicht, aber gefährliche Annäherungen.

Hackerangriffe als Bedrohung

Auch stellen Hackerangriffe eine neue mögliche Bedrohung dar. Die Allianz-Tochter Global Corporate & Speciality (AGCS), die seit mehr als 100 Jahren Luftfahrtrisiken absichert, warnt bereits seit Längerem vor Cyberattacken auf Flugzeugsysteme. Komplexere Systeme erzeugen immer mehr Daten und bieten mehr Angriffsfläche. Doch Allianz-Sprecherin Bettina Sattler bestätigt: „Solche Attacken gelten bei allem, was vernetzt ist, als das größte Risiko.“

Für Kunden ist Sicherheit ein wichtiges, aber nicht das einzige Kriterium: Den letzten Platz auf der Jacdec-Sicherheitsliste belegt China Airlines. Das Unternehmen aus Taiwan fliegt unter anderem nach Frankfurt und ist berüchtigt für seine relativ hohe Unfallrate. Experte Schellenberg ist sich sicher: „Die Passagiere wissen das und buchen trotzdem. Wegen der günstigen Preise.“