Köln. Ein Facebookbeitrag des Ex-Polizisten und Kampfsportlers Nick Hein trifft offenbar einen Nerv. Darin verteidigt er den Einsatz in Köln.

Der „härteste Polizist Deutschlands“, der einst am Kölner Hauptbahnhof Schichten schob, hat sich wieder gemeldet. Nach der Silvesternacht 2015 war Nick Hein bundesweit bekannt geworden mit seiner differenzierten Kritik an der Gesetzeslage. Jetzt springt er wieder öffentlich für seine Kollegen in die Bresche, nachdem es Debatten um den Einsatz und den „Nafris“-Begriff gibt.

Was ist die Ausgangslage? Er hat selbst Silvester auf der Domplatte gefeiert, weiß also als Ex-Polizist und als Zeuge, wovon er spricht. Seine Forderung wird rege geteilt, sich tatsächlichen Sicherheitslücken zu widmen und einfach froh zu sein, dass Dank Sicherheitskräften nichts passiert ist. „Ich fände es angemessen, wenn wir unseren Fokus nun wieder darauf richten.“ In einem Beitrag in der RTL-Sendung „Guten Morgen Deutschland“ ist er noch deutlicher geworden: „Wenn man keine Ahnung von der Praxis hat, einfach mal die Goschen halten.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Was sagt er zum Einsatz 2016? Hein versucht, das Vorgehen seiner früheren Kollegen verständlich zu machen: Dazu wählt er einen Vergleich aus dem Fußball. Wenn die Borussia aus Mönchengladbach, großer Rivale des FC Köln, in Köln spiele, dann werden diese von der Polizei in Empfang genommen, kontrolliert und bei Einträgen wie „Stadionverbot“ oder „Gewalttäter Sport“ nach Hause geschickt. Was beim Risikospiel das Gladbach-Trikot ist, sei an Silvester das Aussehen gewesen: „Auf Grund der Silvesterübergriffe 2015 war der Phänotyp der damaligen Haupttäter an diesem Abend ausschlaggebend.“ Kurz nach 23 Uhr seien 600 davon angekommen, teilweise stark alkoholisiert. Die seien angehalten und kontrolliert worden. „Die Polizei hat absolut richtig reagiert.“ Es sei absurd, der Polizei Rassismus vorzuwerfen. „Es heißt nicht, dass wir eine bestimmte ethnische Gruppe nicht mögen oder den Fans eines bestimmtes Vereins die Anreise versauen wollen.“ Das sei der Job der Polizei und Teil der Prävention.

Kölner Polizeipräsident bedauert umstrittenen Begriff

weitere Videos

    Ex-Polizist Nick Hein feierte den Jahreswechsel am Kölner Hauptbahnhof.
    Ex-Polizist Nick Hein feierte den Jahreswechsel am Kölner Hauptbahnhof. "Wir haben mit diversen ethnischen Gruppen Silvester auf der Domplatte erlebt. Asiaten, Düsseldorfer und auch Menschen aus Algerien, Tunesien und Marokko." © Nick Hein/Facebook | Nick Hein/Facebook

    Was sagt er zum Begriff „Nafris“? Die Debatte kann er zum Teil verstehen. „Der Begriff wurde aus dem Zusammenhang gerissen benutzt.“ Die Abkürzung aus dem Funkgebrauch , „das macht man, um schnell viele Informationen weiterzugeben.“ Jetzt werde der Begriff von Leuten, die keine Ahnung haben, instrumentalisiert, um Stimmung zu machen. Deswegen war er in dem Tweet vielleicht unglücklich.“

    Was sagt er zum Polizistenberuf? Polizisten seien Idealisten, man mache das nicht für die Schulterklopfer oder für das Geld. Auf RTL betrieb er die beste Nachwuchswerbung: „Ich glaube daran, dass wir noch ganz viele junge Frauen und Männer haben, auch mit Migrationshintergrund, die diesen Job machen wollen.“

    Polizei verhindert erneute Silvester-Übergriffe in Köln

    weitere Videos

      Was sagte er nach Silvester 2015? Er beklagte, dass die Polizisten nach etlichen Sparrunden für das Geschehen der Silvesternacht verantwortlich gemacht würden. Er forderte, dass das Aufenthaltsgesetz verschärft wird: „Wie kann ein Asylbewerber, während sein Antrag geprüft wird, Straftaten begehen ohne Angst, ausgewiesen zu werden?“ Wenn Deutschland die Demokratie, Aufklärung und Zivilgesellschaft und am wichtigsten, die freiheitlich demokratische Grundordnung erhalten wolle, müssten Verstöße gegen diese Prinzipien unmittelbar und konsequent geahndet werden und ein Aufnahmeverfahren entscheidend beeinflussen, schrieb er. Er beklagte, als Polizist freitags Taschendiebe fast überwiegend aus Nordafrika festgenommen zu haben, die er dann montags wieder sah.

      Mitte Februar, nur rund fünf Wochen später, wurde das Asylpaket II beschlossen, das die Ausweisung straffällig gewordener Straftäter erleichtert. Seither kann dafür eine Bewährungsstrafe ausreichen. Dies gilt auch für die Grenze, ab der einem Asylbewerber die Anerkennung als Flüchtling verweigert werden kann. Allerdings: Eine rechtskräftige Verurteilung ist immer noch notwendig, und das kann dauern.

      Empfohlener externer Inhalt
      An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
      Externer Inhalt
      Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

      Wer ist Nick Hein? Nick Hein war lange Bundespolizist und ist heute Profi für Mixed Martial Arts, dem vielleicht härtesten Kampfsport. Zuvor war er lange bester deutscher Judoka, musste aber mit Krücken zusehen, als Ole Bischof 2008 Olympia-Gold holte. Seine aufkommende Popularität ausgerechnet als Mixed Martial Arts-Kämpfer gefiel seinen Vorgesetzten nicht. Sie stellten ihn vor die Wahl: Mixed Martial Arts – oder Bundespolizist. „Wenn mir Geld oder soziale Sicherheit wichtig gewesen wären, hätte ich nicht gekündigt“, sagte er. Er ging, schaut aber nicht im Groll zurück: Die Bundespolizei ermöglichte ihm den Judo-Sport – und die Kollegen verloren trotz dünner Besetzung nie ein Wort darüber, wenn er deshalb mal wieder fehlte. Einem anderen Publikum bekannt wurde er als Schauspieler in der Serie „Diese Kaminskis“. In seinem Sport hat er wegen seiner Vorgeschichte als Polizist den Spitznamen „Sergeant“ – und ist stolz darauf. Im Dezember ist von ihm das Buch „Polizei am Limit“ erschienen. (law)