Darmstadt. Bis Silvester können noch Vorschläge für das „Unwort des Jahres“ eingereicht werden. Die Jury-Sprecherin hat schon einen Favoriten.

Am 10. Januar wird das „Unwort des Jahres“ 2016 bekanntgegeben. Bis zum Silvestertag könnten noch Vorschläge eingereicht werden, teilte die Jury am Donnerstag in Darmstadt mit.

Unter den bisher rund 1000 Einsendungen stammten viele aus der Flüchtlingsdebatte, darunter die Begriffe „Umvolkung“ oder „besorgte Bürger“. Das Unwort des Jahres 2015 lautete „Gutmensch“. Es war aus 669 verschiedenen Vorschlägen aus dem In- und Ausland ausgewählt worden. Insgesamt gab es 1644 Einsendungen.

„Unwörter“ sind diskriminierend und irreführend

Das „Unwort des Jahres“ wird von einer sprachkritischen Initiative gekürt. Für die Wahl ist nicht entscheidend, wie oft ein Begriff vorgeschlagen wurde. „Unwörter“ waren zuletzt „Lügenpresse“ (2014), „Sozialtourismus“ (2013), „Opfer-Abo“ (2012), „Döner-Morde“ (2011) und „alternativlos“ (2010).

Die Jury kritisiert mit der Wahl Schlagworte, die „gegen das Prinzip der Menschenwürde“ und „Prinzipien der Demokratie“ verstoßen, weil sie „einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren“ oder „euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend“ sind.

„Unwort“ wird seit 1991 gewählt

Neben dem „Unwort des Jahres“ gibt es auch das „Wort des Jahres“. Diesen Begriff wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden aus. Zum „Wort des Jahres“ 2016 wurde Anfang Dezember der Begriff „postfaktisch“ gekürt.

Die sprachkritische Aktion wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Seit 2011 ist die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich von der Technischen Universität Darmstadt Jury-Sprecherin. „Umvolkung wäre mein persönlicher Favorit“, sagte die 48-Jährige. Der Begriff entstammt der Terminologie der Nationalsozialisten und war zuletzt in der Debatte über die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung aufgetaucht.

Weitere Mitglieder sind die Sprachwissenschaftler Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Martin Wengeler (Universität Trier) sowie der freie Publizist Stephan Hebel. (epd/dpa)