Berlin. Auf der Raumstation ISS, auf hoher See oder am Polarkreis: Auch an abwegigen Orten feiern die Menschen Weihnachten. Wie läuft das Fest?

Keiner feiert Weihnachten in so großer Höhe wie die Astronauten auf der ISS. Die fünf Männer und eine Frau verbringen die Feiertage 400 Kilometer über der Erde, in der bemannten Raumstation machen sie es sich so gemütlich, wie es eben geht: mit Plastikbaum, aufgewärmtem Essen aus dem Konvektionsofen und einem unvergleichlichen Blick auf die Welt. In ein paar Tagen wiederholen sie das Vergnügen: Da auch Russen auf der ISS stationiert sind, feiert die Besatzung am 7. Januar auch das orthodoxe Weihnachten.

Auf der ISS leben aktuell drei Russen, zwei Amerikaner und ein Franzose miteinander. Auch viele Deutsche verbringen Weihnachten am gefühlten Ende der Welt. Das Fest feiern sie alle – Mitarbeiter auf Nordsee-Bohrinseln genauso wie die fast 3300 deutschen Soldaten im Auslandseinsatz.

Weihnachten auf See

Einer, der Weihnachten besonders liebt, ist Tilman Hebekus. Der 56-Jährige von der Insel Fehmarn ist Kapitän, regelmäßig verbringt er Heiligabend auf einem gigantischen Hapag-Lloyd-Containerschiff auf hoher See irgendwo auf der Linie zwischen Hamburg und Asien. Auch wenn er dann seine Frau und seine beiden Töchter vermisst: „Weihnachten auf See ist herrlich. Man hat völlige Ruhe.“

25 Mann zählt die Besatzung seines Schiffes, drei bis vier Monate lebt und arbeitet die Mannschaft zusammen. Das Team ist international, viele sind Philippiner. Darin liegt für Hebekus der besondere Reiz. „Es ist meine Aufgabe als Kapitän, an Bord für weihnachtliche Stimmung zu sorgen. Gerade für die Philippiner ist das wichtig. Die sind sehr katholisch und werden an Weihnachten sehr sentimental, weil sie weit weg von Zuhause sind. Da fließen häufig Tränen.“

Weihnachtstrubel zu Hause entkommen

Am Heiligen Abend stellt Hebekus zwei Tannenbäume auf, die er extra aus Deutschland mit an Bord genommen hat. Abends treffen sich alle Besatzungsmitglieder zu einem Vier-Gänge-Menü in der Offiziersmesse, wie der Aufenthaltsraum auf Schiffen genannt wird. Danach wird gefeiert – nur zwei Männer müssen auf der Brücke bleiben. „An Bord kann man nicht viel mehr machen als arbeiten“, sagt Hebekus, der schon die ganze Welt bereist hat. Eine der wenigen Vergnügungen: Karaoke. Eine Sitte, die die Philippiner mitgebracht haben.

Während Hebekus und seine Besatzung Weihnachten so traditionell wie möglich gestalten, macht sich Linda Duncker nicht so viel aus den Feiertagen. Die 54-jährige Schleswig-Holsteinerin leitet die Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. „Weihnachten unterscheidet sich für mich nicht von der restlichen Zeit, die ich hier gewesen bin. Ich finde es ganz schön, mal dem Weihnachtstrubel zu Hause entkommen zu können.“

Alle schauen Loriot

Die Wissenschaftler werden sich heute Abend zu einem gemeinsamen Essen treffen, danach schauen alle zusammen Loriots „Weihnachten bei den Hoppenstedts“. Diese Zeit ist für die Mitarbeiter der Forschungsstation eine der schönsten überhaupt. Während des sogenannten Polartags geht die Sonne wochenlang nicht unter, tagsüber ist es kaum kälter als null Grad. Einsamkeit verspürt Duncker nicht. Viel schlimmer sei der antarktische Winter, wenn die Station monatelang selbst per Flugzeug nicht angesteuert werden kann.

Allerdings ist die Stimmung auf der Neumayer III etwas getrübt. Einmal im Jahr steuert das Versorgungsschiff „Polarstern“ die Station an. Eigentlich sollte es kurz vor Weihnachten kommen, doch in diesem Jahr verspätet es sich um zwei Wochen. „Für uns“, klagt Duncker, „bedeutet das, dass die Weihnachtsgeschenke von unseren Lieben erst im neuen Jahr ankommen werden.“