Rudolstadt. Flüchtlinge wollten ein Praktikum in einer Thüringer Kita machen. Elternvertreter verhinderten dies und monieren fehlende Information.

Eigentlich sollten Laila Amiri, Farzaneh Hossaine, Bahare Haidari und Sidiqa Nekzad seit dieser Woche als Helferinnen und Jobpraktikantinnen an der Integrativen Kindertagesstätte „Sputnik“ im thüringischen Rudolstadt-Cumbach tätig werden. Innerhalb einer Flüchtlings-Integrations-Maßnahme (FIM) der Agentur für Arbeit und des Landratsamtes sollten sie Erzieherinnen in ihrer Arbeit unterstützen und im hauswirtschaftlichen Bereich tätig werden.

„Die Frauen arbeiten zusätzlich zu unseren Fachkräften und sind nur unterstützend tätig. So werden unsere Kinder andere Kulturen kennenlernen können und die Frauen werden mit unserer Kultur und Arbeitswelt bekannt gemacht“, schrieb Markus Schwimmer, der Leiter der Einrichtung, an den Aushang. Dazu gab es ein Foto der vier Frauen, die alle ein Kopftuch tragen.

Elternvertreter intervenierten

Doch so viel kultureller Austausch stieß nicht bei allen auf Wohlwollen: Bei der Lebenshilfe Saalfeld-Rudolstadt als Träger der Einrichtung liefen die Telefondrähte heiß. Nach Intervention von Elternvertretern stoppte man schließlich den geplanten Einsatz der Helferinnen, so plötzlich, wie er angekündigt wurde.

In der fehlenden Kommunikation sieht Tobias Ziliax, Vorsitzender des „Sputnik“-Elternbeirates, denn auch den Hauptgrund für die Verärgerung vieler Erziehungsberechtigter. „Wir sind erst am vorigen Freitag vom Leiter der Einrichtung informiert worden, am Montag gab es dann den Aushang. Man kann die Eltern doch nicht vor vollendete Tatsachen stellen. So etwas gehört langfristig vorbereitet“, sagt der Rudolstädter.

Angst vor zusätzlicher Belastung für Erzieherinnen

Ziliax hat gleich mehrere Bedenken bezüglich des Einsatzes der Flüchtlingsfrauen. Grundvoraussetzung für den Umgang mit Kindern sei das Beherrschen der deutschen Sprache, was offenbar nicht gegeben sei, denn beim „Einstellungsgespräch“ habe laut Kita-Leiter ein Dolmetscher anwesend sein müssen.

Außerdem legten viele Eltern wert darauf, dass auch von Helferinnen deutsche Werte zu vermitteln seien und nicht die aus ihren Herkunftsländern. Schließlich sorgt man sich im Elternbeirat, die Neuen könnten zu einer zusätzlichen Belastung für die angesichts der Personalsituation ohnehin schon geplagten Erzieherinnen werden, die auch nicht alle begeistert von der Maßnahme seien. Prinzipiell, so Tobias Ziliax, habe er nichts gegen die Maßnahme und schon gar nichts gegen Ausländer.

Proteste, aber auch Fürsprache von Eltern

Aus Sicht der Lebenshilfe Saalfeld-Rudolstadt waren bei dem gemeinsamen Projekt der Bundesagentur für Arbeit, des Landratsamtes und der Lebenshilfe „bestimmte formale Voraussetzungen, um das Projekt durchzuführen, nicht gegeben“, so Geschäftsführerin Simone Hübner. Deshalb sei das Vorhaben nicht umgesetzt worden.

Bei der Maßnahme handele es sich um ein vom Bund aufgelegtes Programm, das einer gemeinwohlorientierten Beschäftigung von Flüchtlingen dienen soll. So sei auch in der Integrativen Kindertagesstätte „Sputnik“ der Einsatz von Frauen geplant gewesen. „Diese Frauen sollten unter anderem im hauswirtschaftlichen Bereich sowie bei begleitenden Tätigkeiten – zum Beispiel Spaziergänge, Basteln, Singen – unterstützend tätig werden“, erläutert Simone Hübner. Von einzelnen Eltern habe es Bedenken zu der Maßnahme gegeben, „wobei es aber auch viele Fürsprecher gab“.

Arbeitsschwerpunkt der Behörden verschiebt sich auf Integration

Das Landratsamt als Träger der Maßnahme verweist darauf, dass sich mit der Entspannung der Flüchtlingssituation, was die Fragen der reinen Unterbringung angeht, der Arbeitsschwerpunkt der Behörde stärker in Richtung Integration von Zugereisten verschoben habe. Dies äußerte sich zunächst in der Einstellung einer Integrationsmanagerin (Tina Haas) sowie einer Bildungskoordinatorin für Zugereiste.

• Dieser Text ist zuerst auf thueringer-allgemeine.de erschienen.