Berlin/Kairouan. Facebook öffnen und sehen, dass der Bruder ein Massenmörder sein soll: Die Familie von Anis Amri hat nun über den Fall gesprochen.

Die Familie des mutmaßlichen Attentäters vom Berliner Weihnachtsmarkt appelliert an Anis Amri, aufzugeben. Der Nachrichtenagentur AP sagte sein Bruder Abdelkader Amri: „Ich bitte ihn, sich der Polizei zu stellen.“

Walid Amri, ein weiterer Bruder, ist beruflich Lkw-Fahrer. Er sagte der „Daily Mail“, er habe zuletzt vor zwei Wochen auf Facebook Kontakt mit seinem Bruder gehabt. Eine Handynummer von seinem Bruder habe er nicht, das Facebookprofil ist seit Mittwochnachmittag nicht mehr erreichbar. „Wir sind so geschockt wie jeder andere in der Welt. Wir haben keinen Kontakt zu dem IS oder so, wir sind eine normale Familie.“ Anis sei eines von neun Kindern gewesen, er habe aus Deutschland immer wieder mal Geld zur Unterstützung geschickt.

„Wenn er es war, verdient er jede Verurteilung“

Abdelkader Amri sagte der englischen Zeitung, wenn sein Bruder schuldig sei, „dann verdient er jede Verurteilung“. Das französische und das englische Wort „condamnation“ und condemnation“ kann auch Verdammung oder Verteufelung bedeuten. „Wir lehnen Terrorismus und Terroristen ab und haben mit Terroristen nichts zu tun.“ Er spekuliert, sein Bruder könne in einem italienischen Gefängnis radikalisiert worden sein, wo er nach der Abreise von Tunesien eingesessen habe. Es sei schon seit Jahren sein Traum gewesen, nach Deutschland zu gehen.

Die Schwester des meistgesuchten Mannes Europas sagt, sie habe aber keine Wesensänderung mitbekommen. „Er hat uns nie das Gefühl gegeben, dass etwas nicht stimmt.“ In Chats auf Facebook sei er immer fröhlich gewesen. Über Facebook habe die Familie erfahren, dass ihr Bruder wegen des Anschlags gesucht wird. „Es war ein Schock“, so seine Schwester. „Ich kann nicht glauben, dass mein Bruder so etwas tun könnte.“ (law)

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Mannes führen, ist eine Belohnung von bis zu 100.000 Euro ausgelobt worden. Hinweise an das BKA unter 0800-0130 110 (kostenfrei) oder an jede Polizeidienststelle.