Berlin. Experten erklären, woher die Traditionen um Kartoffelsalat und Würstchen, knallbunte Winterpullis und beleuchtete Wohnhäuser kommen.

Woher kommen unsere Weihnachtstraditionen wie Alkohol-Punsch, bunter Pullover und Bescherung, über die wir manchmal stöhnen, aber von denen wir meist doch nicht lassen? Unterhaltungswissenschaftler Sacha Szabo untersucht seit Jahren Weihnachtsbräuche und klärt mit anderen Experten deren Herkunft.

Warum trinken wir Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt?

Ein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gehört für viele in der Adventszeit dazu.
Ein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gehört für viele in der Adventszeit dazu. © Getty Images | Adam Berry

Bereits im Mittelalter gab es den sogenannten Würzwein. Zu den hohen Feiertagen entstanden im 12. Jahrhundert in den Städten Märkte auf den Kirchvorplätzen. Zu diesen Anlässen kamen viele Händler mit Waren aus Übersee, was dazu führte, dass viele Gewürze zu Verfeinerung von Wein oder Gebäck wie dem Lebkuchen verfügbar waren. Die Tradition der Oblate unter dem Lebkuchen kommt übrigens daher, dass der Gewürzteig oft in Klöstern hergestellt wurde und die ungesegnete Oblate zur Fixierung des Teiges benutzt wurde.

Warum sind Wollpullover mit Rentieren plötzlich Mode?

Allerorts hängen sie in den Läden: bunte Weihnachtspullover. Colin Firths verspotteter Rentierpulli, den er in der Komödie „Bridget Jones“ trug, befeuerte den Trend. Sacha Szabo sieht in der Verlagerung der Symbolik auf Wintermotive die Bestätigung, dass die religiöse Bedeutung von Weihnachten weiter in den Hintergrund rückt. „In einer Umfrage sagte einmal die Mehrheit, dass die gemeinsame Zeit mit der Familie an den Feiertagen für sie das Wichtigste sei. Noch vor der Geburt Jesu Christi“, erklärt der Wissenschaftler.

Wieso lieben wir die immer selben Klassiker im Fernsehprogramm?

Alle Jahre wieder laufen Filme wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Stirb langsam“ im Fernsehen. Das ist so sicher wie das Amen in der Christmette. „Es ist mehr die Vorstellung der Menschen, (vor dem Fernseher) zusammenzurücken und Gewohnheiten zu pflegen, als die Freude darüber, immer dieselben Filme zu sehen“, sagt Szabo. Der Fernseher habe dadurch einen sogenannten Lagerfeuereffekt, ein Ort, an dem alle im (Halb-)Kreis zusammensitzen.

Woher kommt die Illumination von Wohnhäusern?

Tausende Lichter lassen ein weihnachtlich geschmücktes Anwesen in Mainbernheim (Bayern) erstrahlen.
Tausende Lichter lassen ein weihnachtlich geschmücktes Anwesen in Mainbernheim (Bayern) erstrahlen. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Ursprünglich stellte man zur Adventszeit ein Licht ins Fenster, das symbolisieren sollte, dass man ein offenes Haus für Menschen hat, die in Not sind. Im übertragenen Sinne steht das Licht für die heilige Familie Maria und Joseph, die kurz vor Jesu Geburt auf der Suche nach Hilfe vergeblich an Haustüren in Bethlehem klopften. „Mittlerweile ist die Illumination von Wohnhäusern in deutschen Vorstädten in einen Überbietungswettkampf ausgeartet“, so der Forscher allerdings.

Welche Motive stecken hinter der Bescherung?

„Im Grunde ist Schenken eine sehr persönliche Art des Tauschens“, erklärt Szabo. Man schenke etwas für 20 Euro und erwarte ein Geschenk für ungefähr 20 Euro zurück. Stillschweigend gebe es dann allerdings auch die Vereinbarung, den anderen immer ein bisschen mit Sachwerten überbieten zu wollen, um sich großzügig und herzlich zu zeigen. Jedes Jahr wird laut Szabo die Kommerzialisierung des Fests bedauert und doch ändert sich nie etwas. Am Ende ist Schenken wohl vor allem eines: Menschlich. Und auch schön.

Woher kommt der Weihnachtsbaum?

Das Aufstellen eines geschmückten Baumes hat tatsächlich keinen historisch belegbaren Anfang. In vielen Kulturen standen grüne Pflanzen für Lebenskraft. Die frühesten Belege für einen geschmückten Tannenbaum im Inneren des Hauses stammen laut der Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann aus der Lebenswelt des städtischen Handwerks im 16. Jahrhundert.

Warum essen wir Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen?

An Heiligabend kommen laut einer Umfrage bei rund jedem Dritten (36 Prozent) Würstchen und Kartoffelsalat auf den Tisch. Mit dem Brauch, sich am 24. beim Essen zurückzunehmen, soll der Armut von Maria und Josef gedacht werden, die jene Nacht in einem Stall zubrachten. Die schnelle Zubereitung sorgt außerdem dafür, dass niemand lange in der Küche stehen muss und alle zusammen feiern können.