London. Embryos mit dem Erbgut von drei Menschen dürfen Wissenschaftler künftig in Großbritannien erzeugen. Das soll Erkrankungen verhindern.

In britischen Laboren dürfen künftig Embryos mit dem Erbgut dreier Menschen erzeugt werden. Das teilte die Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) am Donnerstag mit. Die Methode soll Frauen eine Schwangerschaft ermöglichen, ohne dass sie bestimmte Erbkrankheiten an ihre Kinder weitergeben. Im September war aus Mexiko die Geburt eines Kindes mit drei biologischen Eltern bekannt geworden.

Die Methode wird eingesetzt bei Erkrankungen, die mit den Mitochondrien vererbt werden, die als „Kraftwerke der Zelle“ gelten. Der größte Teil des Erbguts steckt zwar in den Chromosomen im Zellkern, aber auch in Mitochondrien sind 37 Gene enthalten, und die werden nur von der Mutter vererbt. Großbritannien ist damit das erste Land weltweit, das solche Behandlungsmethoden ausdrücklich erlaubt.

Kommission empfiehlt „vorsichtigen Einsatz“

Das Parlament hatte bereits im vergangenen Jahr den Weg dafür frei gemacht. Die Experten der HFEA hatten aber das letzte Wort in der Sache. Kliniken in Großbritannien können sich nun um eine Lizenz für die Therapiemethoden bewerben. Die ersten Babys mit drei Eltern könnten dann bereits Ende nächsten Jahres auf die Welt kommen. Die Universität von Newcastle will eigenen Angaben zufolge jährlich bis zu 25 Frauen entsprechend behandeln.

Eine Expertenkommission hatte der Behörde empfohlen, den „vorsichtigen Einsatz“ zweier Methoden bei „besonderen Umständen“ zu erlauben. Es geht um den so genannten Maternal Spindle Transfer (MST) und den Pronuclear Transfer (PNT). Bei beiden Verfahren geht es darum, Mitochondrien der Mutter durch Mitochondrien einer Spenderin zu ersetzen.

Eltern hatten nicht aufgeben wollen

Beide Methoden bergen auch Risiken. Deshalb sind sie nicht unumstritten. Zuletzt war im September die Geburt eines Kindes mit dem Erbgut von drei Menschen bekannt geworden. Gezeugt worden war der Junge im Reagenzglas in Mexiko, wo die Methode nicht ausdrücklich erlaubt, aber auch nicht verboten ist

Die aus Jordanien stammende Mutter ist Trägerin des Leigh-Syndroms, ist selbst aber nicht daran erkrankt. Zwei Kinder brachte Ibtisam Shaban Hassan zur Welt, beide starben früh an der Krankheit, für die es keine Heilung gibt.

Doch sie und ihr Mann Mahmoud wollten nicht aufgeben. Sie ließen sich von Ärzten eine Eizelle zusammensetzen: Wie der „New Scientist“ berichtet, entfernten Mediziner des New Hope Fertility Centers New York aus einer Spender-Eizelle den Kern – und setzten den Kern aus einer Eizelle der Mutter ein. (dpa)