Wiesbaden. Gefühlte Wahrheit statt Tatsachen: „Postfaktisch“ ist das „Wort des Jahres“ 2016. Das entschied die Gesellschaft für deutsche Sprache.

Der Begriff „postfaktisch“ ist zum „Wort des Jahres“ 2016 gekürt worden. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag in Wiesbaden bekannt. Das Wort, das Diskussionsbeiträge mit bewusstem Ignorieren von Fakten meint, inspirierte auch schnell Menschen in sozialen Netzwerken, „postfaktisch“ zu twittern.

Mit dem „Wort des Jahres“ wird seit 1971 der Begriff gekürt, der nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen Monaten am meisten bestimmt hat. Seit 1977 wird das Wort alljährlich gekürt. 2015 hatte sich die Jury für „Flüchtlinge“ entschieden. In seiner englischen Übersetzung „post-truth“ hat es die Vokabel schon zum „International Word of the Year“ gebracht.

Erst zweimal hat es ein Adjektiv geschafft

Erst zum zweiten Mal überhaupt ist nun ein Adjektiv Wort des Jahres, das erste war 1971 „aufmüpfig“. Die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat insgesamt zehn Wörter oder Wendungen, die den sprachlichen Nerv in den vergangenen zwölf Monaten am meisten getroffen haben, auf ihre Hitliste gestellt:

1. postfaktisch

2. Brexit

3. Silvesternacht

4. Schmähkritik

5. Trump-Effekt

6. Social Bots

7. schlechtes Blut

8. Gruselclown

9. Burkiniverbot

10. Oh wie schön ist Panama.

GroKo, Rettungsroutine, Stresstest

Rund 1300 Fundstellen in Medien und 700 externe Vorschläge galt es zu bewerten, erklärte die GfdS. Entscheidend sei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz, Popularität und sprachliche Qualität, hieß es. Die Jury wählt stets eine Rangliste der insgesamt zehn wichtigsten Wörter des Jahres aus.

Den sprachlichen Nerv der Zeit hatten in den Jahren zuvor – nach dem Urteil der Jury – die Berliner „Lichtgrenze“ zum Mauerfall-Jubiläum (2014) , die Abkürzung GroKo für Große Koalition (2013), die Rettungsroutine (2012) und der Stresstest (2011) getroffen. (dpa/law)