Medellín. Nun ist es also offiziell: Das in Kolumbien verunglückte Flugzeug hatte kein Kerosin mehr. Woran das lag, soll nun untersucht werden.
- Ermittler sind sich sicher Unglücksmaschine hatte keinen Treibstoff mehr
- Bei dem Absturz in Kolumbien waren 71 Menschen ums Leben gekommen
- Funkverkehr zeigt, dass der Pilot mehrfach gewarnt hatte
Ausgegangener Treibstoff hat den Absturz des Flugzeugs mit der Delegation des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense verursacht. Das bestätigte erstmals offiziell die zivile Luftfahrtbehörde Kolumbiens am Mittwochabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz. Bei dem Absturz waren 71 Menschen ums Leben gekommen, darunter fast die ganze Mannschaft des Fußball-Clubs, sechs Insassen der Maschine überlebten.
„Nach dem Eintreffen am Unglücksort und der Untersuchung der Wrackteile können wir festhalten, dass das Flugzeug keinen Treibstoff mehr hatte“, versicherte der für die nationale Flugsicherheit zuständige Sekretär Freddy Bonilla nach Angaben der Zeitung „El Tiempo“. Zuvor war der Funkverkehr zwischen Piloten und dem Tower des Flughafens bei Medellín bekannt geworden, der dramatische Szenen unmittelbar vor dem Absturz am Montagabend offenbart.
Dramatischer Funkverkehr
In den ersten Minuten des Funkverkehrs scheint noch alles normal, ein anderes Flugzeug erhält vom Tower die bevorzugte Landeerlaubnis. Das kann aber 71 Menschen das Leben gekostet haben. Denn der Flieger muss in eine Warteschleife.
Brasilianer trauern um Absturzopfer
Wenige Minuten später scheint das Problem akuter zu werden. „Wir brauchen Priorität bei der Landung, uns wird ein Treibstoffproblem angezeigt“, sagt der Pilot zu der Frau im Tower. Immer wieder sind auch andere Piloten zu hören. Die Meldungen des Piloten werden dringlicher, fast verzweifelt. Das Flugzeug verliert an Höhe, hat am Berg „El Gordo“ („Der Dicke“) nur noch knapp 2800 Meter Höhe, obwohl hier in mindestens 3000 Metern Höhe geflogen werden müsste.
Kurze Zeit später bricht der Kontakt ab. Am Berg „El Gordo“ finden Rettungskräfte später das in drei Teile zerbrochene Wrack.
Flugschreiber werden in Großbritannien ausgewertet
Die Behörden wollen nun untersuchen, warum dem Flieger der Kraftstoff ausgegangen ist. Die beiden gefundenen Flugschreiber sind bereits auf dem Weg nach Großbritannien, wo Experten der British Aerospace als Hersteller der Avro-RJ-Maschine die Black Box auswerten sollen.
Bonilla hob hervor, dass das Flugzeug laut internationaler Normen genug Treibstoff mit sich führen muss, um den Zielflughafen zu erreichen, plus eine Reserve für weitere 30 Minuten Flug. „In diesem Fall verfügte die Maschine aber leider nicht über ausreichend Treibstoff“, so der ranghohe Offizielle, der zudem bestätigte, dass dem Unglücksflieger nach dem ersten Notruf Landepriorität gegeben worden war, die Avro-RJ 85 aber nur wenige Minuten danach vom Radar verschwunden sei.
Mitgliederandrang bei Chapecoense
Die weltweite Anteilnahme an der Flugzeugtragödie hat indes zu einem wahren Ansturm auf die Vereinsmitgliedschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense geführt. „In den letzten 24 Stunden wollten sich 13.000 neue Mitglieder anschließen, alle außerhalb von Chapecó“, verkündete Interimspräsident Ivan Tozzo.
Bislang verzeichnet der Provinzklub gerade einmal 9000 Mitglieder, die meisten davon aus der rund 210.000 Einwohner zählenden Kleinstadt im Süden Brasiliens. Auch die Nachfrage nach den grünen Klubtrikots stieg weltweit an. Doch der Ausrüster (Umbro) hat bereits keine Hemden mehr auf Lager und bat auf Facebook um Geduld, da für eine gesteigerte Produktion erst Rücksprache mit Chapecoense gehalten werden müsse. (sid/dpa)