Paris. Die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ gibt es ab Donnerstag auf Deutsch. Als Werbefigur muss Merkel herhalten – auf dem stillen Örtchen.

Seit dem Terroranschlag auf ihre Pariser Redaktion vor gut zwei Jahren gilt die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ als Sinnbild für Presse- und Meinungsfreiheit. Ab sofort erscheint sie auch auf Deutsch. Zum Start am Donnerstag (1.12.) beträgt die Auflage 200.000 Exemplare mit einem Heftumfang von 16 Seiten, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf einen Sprecher des Blattes.

Das Werbeplakat zur Markteinführung zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der Toilette, eine Satirezeitung lesend. Dazu der Titel: „Charlie Hebdo wirkt befreiend.“ Die deutsche Ausgabe soll wöchentlich erscheinen und vier Euro kosten.

Deutsche Ausgabe identisch mit französischem Original

Die Aufmachung des Satiremagazins ist nach Angaben der Pariser Redaktion identisch mit der französischen Originalfassung. Die deutsche Ausgabe solle vor allem aus dem Französischen übersetzte Texte enthalten. Ein Redaktionsbüro in Deutschland sei vorerst nicht geplant.

Die Redaktion habe Deutschland als neuen Markt ausgewählt, da „Charlie“-Journalisten dort bei Debatten gut empfangen wurden und Hefte nach dem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitung Anfang 2015 auf besonders großes Interesse stießen.

Deutsche Chefredakteurin arbeitet unter Pseudonym

Die deutsche Chefredakteurin, die sich aus Sicherheitsgründen hinter dem Pseudonym Minka Schneider verberge, nehme in Paris an den Konferenzen der französischen Redaktion teil. Auf längere Sicht seien exklusive deutsche Inhalte geplant. In Deutschland soll sich die Zeitschrift neben anderen Satiremagazinen wie „Titanic“ oder “Eulenspiegel“ etablieren.

Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“

Tatort-Spezialisten der Polizei sicherten auf einer Straße nahe der Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris Patronenhülsen aus den Waffen der damals noch flüchtigen Täter.
Tatort-Spezialisten der Polizei sicherten auf einer Straße nahe der Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris Patronenhülsen aus den Waffen der damals noch flüchtigen Täter. © REUTERS | REUTERS / CHRISTIAN HARTMANN
Dutzende Schüsse feuerten die Täter bei ihrem Anschlag im Januar 2015 ab. Einschusslöcher sind stumme Zeugen einer bis heute unfassbaren Tat.
Dutzende Schüsse feuerten die Täter bei ihrem Anschlag im Januar 2015 ab. Einschusslöcher sind stumme Zeugen einer bis heute unfassbaren Tat. © dpa | Fredrik von Erichsen
Ein Blick in die Straße mit dem anonym wirkenden Bürogebäude, in dem sich die Redaktion von „Charlie Hebdo“ befand. Kein Türschild wies auf die Mieter hin – die Attentäter fanden es dennoch heraus. Heute befinden sich die Redaktionsräume an einem anderen Ort in Paris.
Ein Blick in die Straße mit dem anonym wirkenden Bürogebäude, in dem sich die Redaktion von „Charlie Hebdo“ befand. Kein Türschild wies auf die Mieter hin – die Attentäter fanden es dennoch heraus. Heute befinden sich die Redaktionsräume an einem anderen Ort in Paris. © Reuters | REUTERS / PHILIPPE WOJAZER
Mehrere Rettungswagen waren Minuten nach dem Anschlag vor Ort. Zehn Opfern konnten die Ärzte und Sanitäter nicht mehr helfen.
Mehrere Rettungswagen waren Minuten nach dem Anschlag vor Ort. Zehn Opfern konnten die Ärzte und Sanitäter nicht mehr helfen. © dpa | Ian Langsdon
Der muslimische Geistliche Hassen Chalghoumi, Imam einer Pariser Moschee, besuchte den Tatort, um seine Solidarität mit den Opfern zu bezeugen.
Der muslimische Geistliche Hassen Chalghoumi, Imam einer Pariser Moschee, besuchte den Tatort, um seine Solidarität mit den Opfern zu bezeugen. © REUTERS | REUTERS / JACKY NAEGELEN
Die Trauer in Frankreich war groß nach dem Anschlag. Der Satz „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) wurde zum Symbol der Solidarität: Wir alle sind betroffen, wenn die Pressefreiheit angegriffen wird.
Die Trauer in Frankreich war groß nach dem Anschlag. Der Satz „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) wurde zum Symbol der Solidarität: Wir alle sind betroffen, wenn die Pressefreiheit angegriffen wird. © epd | Christian Ditsch
Drei Tage lief die Fahndung nach den Tätern, bis die beiden Todesschützen gestellt wurden. Hunderte Polizeibeamte durchsuchten zahlreiche Gebäude. Manchmal, wie hier in Longpont bei Paris, war es Fehlalarm.
Drei Tage lief die Fahndung nach den Tätern, bis die beiden Todesschützen gestellt wurden. Hunderte Polizeibeamte durchsuchten zahlreiche Gebäude. Manchmal, wie hier in Longpont bei Paris, war es Fehlalarm. © REUTERS | REUTERS / PASCAL ROSSIGNOL
Am Tag nach den Anschlag wurde ein Kebab-Restaurant nahe einer Moschee in Villefrance-Sur-Saone bei Lyon Ziel eines Anschlags. Ein Zusammenhang mit dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ wurde vermutet.
Am Tag nach den Anschlag wurde ein Kebab-Restaurant nahe einer Moschee in Villefrance-Sur-Saone bei Lyon Ziel eines Anschlags. Ein Zusammenhang mit dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ wurde vermutet. © REUTERS | REUTERS / EMMANUEL FOUDROT
Paris glich in den Tagen der Fahndung nach den Attentäter einer Stadt im Belagerungszustand. Schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten patrouillierten in der Hauptstadt.
Paris glich in den Tagen der Fahndung nach den Attentäter einer Stadt im Belagerungszustand. Schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten patrouillierten in der Hauptstadt. © REUTERS | REUTERS / ERIC GAILLARD
Als einer der Täter in dem Fluchtfahrzeug seinen Ausweis liegen ließ, war für die Fahnder schnell klar, wer hinter dem Anschlag steckte: die beiden Brüder Cherif (l.) und Said Kouachi. Sie sind Söhne algerischer Einwanderer und französische Staatsbürger.
Als einer der Täter in dem Fluchtfahrzeug seinen Ausweis liegen ließ, war für die Fahnder schnell klar, wer hinter dem Anschlag steckte: die beiden Brüder Cherif (l.) und Said Kouachi. Sie sind Söhne algerischer Einwanderer und französische Staatsbürger. © dpa | French Police / Handout
Der Eiffelturm ohne Lichter. Zum Zeichen der Trauer blieb das Wahrzeichen der Hauptstadt in Dunkel gehüllt.
Der Eiffelturm ohne Lichter. Zum Zeichen der Trauer blieb das Wahrzeichen der Hauptstadt in Dunkel gehüllt. © dpa | Jose Rodriguez
Sicherheitskräfte patrouillierten auch vor dem Eiffelturm in Paris.
Sicherheitskräfte patrouillierten auch vor dem Eiffelturm in Paris. © dpa | Fredrik von Erichsen
Die französischen Flaggen am Elysée-Palast, dem Sitz des französischen Staatspräsidenten, trugen nach dem Anschlag schwarze Binden als Zeichen der Trauer.
Die französischen Flaggen am Elysée-Palast, dem Sitz des französischen Staatspräsidenten, trugen nach dem Anschlag schwarze Binden als Zeichen der Trauer. © dpa | Yoan Valat
An mehreren Stellen in der Pariser Innenstadt legten die Menschen Blumen und Transparente nieder und entzündeten Kerzen zum Gedenken an die Todesopfer des Anschlags.
An mehreren Stellen in der Pariser Innenstadt legten die Menschen Blumen und Transparente nieder und entzündeten Kerzen zum Gedenken an die Todesopfer des Anschlags. © REUTERS | REUTERS / CHARLES PLATIAU
Schon bald nach dem Angriff mischten sich in Trauer der Franzosen Wut und Trotz. Der Bleistift, wie ihn auf dem Foto ein Mann in Paris in die Höhe reckt, wurde zum Symbol für die Verteidigung der Pressefreiheit.
Schon bald nach dem Angriff mischten sich in Trauer der Franzosen Wut und Trotz. Der Bleistift, wie ihn auf dem Foto ein Mann in Paris in die Höhe reckt, wurde zum Symbol für die Verteidigung der Pressefreiheit. © REUTERS | STEPHANE MAHE
Solidarität für die Franzosen gab es auch in vielen Städten außerhalb Frankreichs. Hier versammelten sich Menschen in Hamburg zu einem Trauermarsch.
Solidarität für die Franzosen gab es auch in vielen Städten außerhalb Frankreichs. Hier versammelten sich Menschen in Hamburg zu einem Trauermarsch. © dpa | Christian Charisius
Der Stift als Zeichen des Widerstands. Viele Demonstranten in Paris zeigten Bleistifte oder Kulis – in Gedenken an die ermordeten Cartoonisten von „Charlie Hebdo“.
Der Stift als Zeichen des Widerstands. Viele Demonstranten in Paris zeigten Bleistifte oder Kulis – in Gedenken an die ermordeten Cartoonisten von „Charlie Hebdo“. © Reuters | REUTERS / CHARLES PLATIAU
Der zerbrochene Bleistift – auch dies eine Mahnung in den Straßen von Paris.
Der zerbrochene Bleistift – auch dies eine Mahnung in den Straßen von Paris. © dpa | Miguel Gutierrez
Hunderttausende Franzosen zogen wenige Tage nach dem Attentat mit einem „Marsch der Republik“ durch die Straßen von Paris, um gegen den Terrorismus zu protestieren.
Hunderttausende Franzosen zogen wenige Tage nach dem Attentat mit einem „Marsch der Republik“ durch die Straßen von Paris, um gegen den Terrorismus zu protestieren. © REUTERS | REUTERS / YVES HERMAN
Frankreich Präsident François Hollande (l.) traf den „Charlie-Hebdo“-Karikaturisten Patrick Pelloux. Er war erst kurz nach dem Anschlag zur Arbeit in die Redaktion gekommen und hatte so überlebt.
Frankreich Präsident François Hollande (l.) traf den „Charlie-Hebdo“-Karikaturisten Patrick Pelloux. Er war erst kurz nach dem Anschlag zur Arbeit in die Redaktion gekommen und hatte so überlebt. © REUTERS | REUTERS / PHILIPPE WOJAZER
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt formierten sich am 11. Januar 2015 in Paris zu einem Solidaritätsmarsch mit den Franzosen.
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt formierten sich am 11. Januar 2015 in Paris zu einem Solidaritätsmarsch mit den Franzosen. © dpa | Kay Nietfeld
Bundeskanzlerin Angela Merkel tröstete Frankreichs Staatspräsident François Hollande wenige Tage nach dem Anschlag.
Bundeskanzlerin Angela Merkel tröstete Frankreichs Staatspräsident François Hollande wenige Tage nach dem Anschlag. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Auch Abgeordnete des Europaparlaments in Straßburg zeigten mit „Je-suis-Charlie“-Schildern auf ihren Pulten ihre Solidarität mit Frankreich.
Auch Abgeordnete des Europaparlaments in Straßburg zeigten mit „Je-suis-Charlie“-Schildern auf ihren Pulten ihre Solidarität mit Frankreich. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
Vor dem Redaktionssitz der Satirezeitschrift legten die Menschen Hunderte Solidaritätsbekundungen nieder und entzündeten Kerzen.
Vor dem Redaktionssitz der Satirezeitschrift legten die Menschen Hunderte Solidaritätsbekundungen nieder und entzündeten Kerzen. © REUTERS | REUTERS / GONZALO FUENTES
Auch US-Außenminister John Kerry (l.) legte in Paris Blumen nieder zum Gedenken an die Anschlagsopfer. Neben ihm Frankreichs Außenminister Laurent Fabius.
Auch US-Außenminister John Kerry (l.) legte in Paris Blumen nieder zum Gedenken an die Anschlagsopfer. Neben ihm Frankreichs Außenminister Laurent Fabius. © REUTERS | REUTERS / RICK WILKING
Die Trauer der Kollegen: Der neue „Charlie-Hebdo“-Chefredakteur Gerard Briard (l.) tröstete den Karikaturisten Patrick Pelloux, der bei einer Pressekonferenz wenige Tage nach dem Attentat von den Tränen überwältigt wurde.
Die Trauer der Kollegen: Der neue „Charlie-Hebdo“-Chefredakteur Gerard Briard (l.) tröstete den Karikaturisten Patrick Pelloux, der bei einer Pressekonferenz wenige Tage nach dem Attentat von den Tränen überwältigt wurde. © REUTERS | REUTERS / PHILIPPE WOJAZER
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Die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris war vor knapp zwei Jahren Ziel eines verheerenden islamistischen Terroranschlags. Zwölf Menschen wurden am 7. Januar 2015 von Attentätern getötet, darunter die Zeichner Cabu und Wolinski.

Ort der französischen Redaktion seit Anschlag geheim

Die „Überlebensausgabe“, die schon eine Woche nach dem Attentat erschien, fand in Deutschland mit 70.000 verkauften Exemplaren den besten Absatz. Heute arbeitet die Redaktion von „Charlie Hebdo“ unter strengen Sicherheitsvorkehrungen an einem geheim gehaltenen Ort.

In Frankreich verkauft das Satireblatt wöchentlich 60.000 Exemplare am Kiosk, hinzu kommen 50.000 Abonnenten. Das 1970 gegründete Magazin ist für seine provokanten Karikaturen bekannt, die immer wieder Anlass für juristische Auseinandersetzungen boten. (epd/dpa/jkali)