Medellín. 19 Spieler des Fußballklubs Chapecoense sind bei einem Flugzeugunglück getötet worden. Um den Verein zu retten, gibt es bereits Ideen.

Nach dem Tod fast der kompletten Profimannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien steht der Verein vor einer ungewissen Zukunft. Ein Bündnis von prominenten Erstligateams aus Brasilien brachte eine Art „Lex Chapecoense“ ins Spiel.

Traditionsclubs wie Corinthians, Palmeiras und FC Santos schlagen dem Fußballverband vor, dass der Club kostenlos Spieler leihen kann und dass Chapecoense drei Jahre lang nicht aus der Serie A absteigen kann – unabhängig vom Tabellenstand.

Sechs Menschen überleben Flugzeugabsturz

Neben 19 Fußballern starben auch 20 Journalisten, die das Team zum Finalhinspiel der Südamerika-Meisterschaft Copa Sudamericanana bei Atlético Nacional Medellín begleitet hatten. Die Behörden hatten zunächst von insgesamt 75 Toten gesprochen. Weil aber nicht 81 – wie zunächst lange angenommen –, sondern nur 77 Passagiere an Bord waren, konnten sie die Zahl auf 71 Tote und sechs Überlebende korrigieren. Die Bergung der Leichen sei abgeschlossen, teilte der Katastrophenschutz mit.

Brasilianer trauern um Absturzopfer

Tausende Fans des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense versammelten sich im Heimstadion des Klubs, um gemeinsam zu trauern.
Tausende Fans des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense versammelten sich im Heimstadion des Klubs, um gemeinsam zu trauern. © dpa | Fernando Bizerra Jr.
19 Spieler des Vereins wurden bei dem Flugzeugabsturz getötet. Drei Fußballer konnten lebend aus dem Wrack geholt werden und kämpfen im Krankenhaus ums Überleben. Das Team war auf der Reise nach Kolumbien, um am Mittwoch das Final-Hinspiel in der Copa Sudamericana gegen Atlético Medellín zu bestreiten.
19 Spieler des Vereins wurden bei dem Flugzeugabsturz getötet. Drei Fußballer konnten lebend aus dem Wrack geholt werden und kämpfen im Krankenhaus ums Überleben. Das Team war auf der Reise nach Kolumbien, um am Mittwoch das Final-Hinspiel in der Copa Sudamericana gegen Atlético Medellín zu bestreiten. © Heuler Andrey
Die Absturzstelle liegt knapp 40 Kilometer vor Medellín.
Die Absturzstelle liegt knapp 40 Kilometer vor Medellín. © dpa | Juan Antonio S
Das Charterflugzeug der bolivianischen Gesellschaft Lamia verunglückte in etwa 3000 Metern Höhe am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión – im Landeanflug.
Das Charterflugzeug der bolivianischen Gesellschaft Lamia verunglückte in etwa 3000 Metern Höhe am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión – im Landeanflug. © dpa | Luis Eduardo Noriega A.
Ein Helfer hält inmitten von Wrackteilen inne. Das Gelände um die Unglücksstelle ist bergig und der Boden sehr matschig. Das erschwerte die Rettungsarbeiten. Mittlerweile sind nach Angaben des Katastrophenschutzes alle Leichen geborgen.
Ein Helfer hält inmitten von Wrackteilen inne. Das Gelände um die Unglücksstelle ist bergig und der Boden sehr matschig. Das erschwerte die Rettungsarbeiten. Mittlerweile sind nach Angaben des Katastrophenschutzes alle Leichen geborgen. © REUTERS | JAIME SALDARRIAGA
Auch nach Einbruch der Dunkelheit blieben die Helfer vor Ort.
Auch nach Einbruch der Dunkelheit blieben die Helfer vor Ort. © REUTERS | FREDY BUILES
Die beiden Blackboxen konnten sichergestellt werden. Sie sollen Aufschluss über die Unglücksursache liefern. Bevor das Flugzeug vom Radar verschwand, meldeten die Piloten technische Probleme.
Die beiden Blackboxen konnten sichergestellt werden. Sie sollen Aufschluss über die Unglücksursache liefern. Bevor das Flugzeug vom Radar verschwand, meldeten die Piloten technische Probleme. © dpa | Aerocivil / Handout
Am Hauptquartier des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol wehen die Flaggen auf Halbmast.
Am Hauptquartier des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol wehen die Flaggen auf Halbmast. © dpa | Andres Cristaldo Benitez
Im Stadion von Chapecoense hängen Rosen in den Tornetzen. Wann dort wieder Fußball gespielt wird, ist ungewiss.
Im Stadion von Chapecoense hängen Rosen in den Tornetzen. Wann dort wieder Fußball gespielt wird, ist ungewiss. © Getty Images | Heuler Andrey
Leandro Bastos, ein Jugendspieler von Chapecoense, sitzt in der Umkleidekabine des Vereins und trauert um die toten Spieler.
Leandro Bastos, ein Jugendspieler von Chapecoense, sitzt in der Umkleidekabine des Vereins und trauert um die toten Spieler. © REUTERS | PAULO WHITAKER
Angehörige beten in einer Messe für die Opfer.
Angehörige beten in einer Messe für die Opfer. © REUTERS | PILAR OLIVARES
Auch in Kolumbien, wo das Flugzeug abgestürzt ist, gedenken die Menschen der Absturzopfer. So wie am Nemesio-Camacho-Stadion in Bogotá.
Auch in Kolumbien, wo das Flugzeug abgestürzt ist, gedenken die Menschen der Absturzopfer. So wie am Nemesio-Camacho-Stadion in Bogotá. © dpa | Leonardo Munoz
Ein Junge entzündet dort eine Kerze.
Ein Junge entzündet dort eine Kerze. © dpa | Leonardo Munoz
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Unter den Opfern befindet sich auch der frühere brasilianische Nationalspieler Mário Sérgio Pontes da Paiva (66). Er reiste als Sportjournalist von Fox Sports mit dem Team nach Medellín. 1983 war Mario Sérgio einer der Bezwinger des Hamburger SV beim 2:1-Sieg von Grêmio Porto Alegre im Weltpokal-Endspiel in Tokio.

Angehörige und Fans trauern um tote Spieler

Im Heimstadion des Clubs im südbrasilianischen Chapecó kam es zu ergreifenden Szenen, Angehörige lagen sich weinend in den Armen, zum Gedenken an die Opfer wurden rote Rosen in die Tornetze gehängt. Tausende versammelten sich in der Arena Condá und zu Gedenkgottesdiensten.

Am kommenden Sonntag wäre das letzte Saisonspiel gegen Atlético Mineiro aus Belo Horizonte gewesen und danach das Rückspiel gegen Atlético Nacional. „Brasiliens Fußball ist in Trauer. Das ist so ein tragischer Verlust“, teilte Fußball-Legende Pelé bei Twitter mit.

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Treibstoffmangel ist möglicherweise Unglücksursache

Das Charterflugzeug vom Typ Avro RJ85 der bolivianischen Gesellschaft Lamia war am späten Montagabend (Ortszeit) in rund 3000 Meter Höhe am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión verunglückt – im Landeanflug, knapp 40 Kilometer vor Medellín.

Die Maschine war vor drei Wochen auch von Argentiniens Nationalmannschaft mit Superstar Lionel Messi nach einem WM-Qualifikationsspiel in Brasilien (0:3) genutzt worden. Die kolumbianische Luftfahrtbehörde nannte als eine mögliche Ursache Treibstoffmangel. Die beiden Blackboxes konnten in bergigem Gelände sichergestellt werden und sollen Aufschluss liefern.

Dreitägige Staatstrauer in Brasilien

Nach Angaben der Behörden ist unter den Toten auch Torwart Danilo – er war mit spektakulären Paraden der Held im Halbfinale gegen den Lieblingsclub von Papst Franziskus, San Lorenzo aus Argentinien. Medien zitierten zudem einen Motivationsspruch des getöteten Trainers Caio Junior, der vor einem der letzten Spiele zu seinem Team sagte: „Wenn ich heute sterbe, sterbe ich glücklich.“ Der Finaleinzug war der bislang größte Erfolg des Vereins. In Brasilien wurde von Präsident Michel Temer eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.

Glück hatte der argentinische Spieler Alejandro Martinuccio – der Stürmer konnte wegen einer Verletzung die Reise nach Kolumbien nicht antreten und zeigte sich erschüttert. Zudem überlebten einige weitere Spieler, weil sie gesperrt waren oder nicht berufen worden waren. (dpa)