San Francisco. Der Millennium Tower in San Francisco sinkt immer weiter ab. Mieter der Luxus-Apartments wollen 500 Millionen Dollar Schadensersatz.

Mieter des als „Schiefer Turm von San Francisco“ bekannt gewordenen Wolkenkratzers Millennium Tower haben eine Sammelklage gegen den Bauherrn Millennium Partners eingereicht. Sie fordern Schadensersatz in Höhe von insgesamt 500 Millionen Dollar (471 Millionen Euro).

Grund für die Klage ist das Absinken des Wolkenkratzers. Der 58 Stockwerke zählende und knapp 200 Meter hohe Millennium Tower von San Francisco sinkt jedes Jahr um mehrere Zentimeter und kippt seitwärts. Das geht aus Satellitenbildern der Europäischen Raumfahrtagentur Esa von dem 2009 fertiggestellten Wolkenkratzer mit dunkler Glasfassade hervor, in dem Luxus-Apartments untergebracht sind. Vermutlich ruhten die Stützstäbe unter dem Bau nicht fest auf dem Fundament, heißt es in einer Esa-Mitteilung.

Satelliten-Fotos der Esa verdeutlicht das Absinken des Millennium Towers in San Francisco.
Satelliten-Fotos der Esa verdeutlicht das Absinken des Millennium Towers in San Francisco. © Contains modified Copernicus Sentinel data (2015–16) / ESA SEOM INSARAP study / PPO.labs | Norut / NGU

Risse und eintretendes Wasser

In der Sammelklage gegen die Eigentümer ist von Rissen im Gebäude und eintretendem Wasser die Rede. Erdbeben – und San Francisco ist als erdbebengefährdete Metropole bekannt – könnten die Lage noch verschlimmern. Möglicherweise habe auch der Bau eines neuen Zug- und Busbahnhofs neben dem Wolkenkratzer zu der gefährlichen Entwicklung beigetragen, heißt es in der Klageschrift.

In der kalifornischen Küstenstadt sorgt das als „Schiefer Turm von San Francisco“ verspottete Gebäude schon seit längerer Zeit für Gesprächsstoff. Für die mehr als 400 edlen Wohnungen im Herzen der Innenstadt hatten Käufer teils mehrere Millionen Dollar gezahlt.

Mehr als 40 Zentimeter abgesunken

Der Millennium Tower ist der höchste Wohnbau der Metropole. Einem Gutachter zufolge ist es seit 2009 mehr als 40 Zentimeter gesunken und 15 Zentimeter zur Seite gekippt.

Die Entwicklerfirma muss sich möglicherweise auch strafrechtlich verantworten, sofern sie von dem Problem wusste. „Wir werden nicht tatenlos zusehen und einem Entwickler erlauben, sich auf Kosten anderer zu bereichern, indem entscheidende Informationen versteckt werden, die laut Gesetz offengelegt werden müssen“, teilte Staatsanwalt Dennis Herrera nach einer Klage Anfang November mit.

Ideen für radikale Lösungen

Kreative Lösungsvorschläge für das schiefe Problem gibt es mittlerweile auch schon: In Bauingenieursforen ist von unterirdischen Verfüllungen, zusätzlichen Stützpfeilern und anderen nachträglichen Korrekturen die Rede. Allesamt haben sie eine Eigenschaft: „Sie sind unglaublich teuer“, sagt ein Ingenieur der Stadtverwaltung. Und ob sie auf Dauer helfen – niemand weiß es.

Auf eine radikale und doch irgendwie sehr amerikanische Lösung ist darum Tom Leslie, Professor für Architektur-Design aus Iowa, verfallen. Er schlug vor, in unmittelbarer Nähe ein weiteres Hochhaus zu bauen und dieses mit dem Pisa-Turm-ähnlichen Millennium Tower zu verbinden. „Das neue Gebäude gleicht die Neigung des alten aus und hilft so dabei, dass es aufrecht stehen bleibt“, so seine Idee. (dpa/jkali/diha)