Tel Aviv. Noch immer lodern in Israel viele Feuer, Deutschland hat Hilfe zugesagt. Die Frage nach den Brandursachen schürt weiter Misstrauen.

Mit internationaler Hilfe kämpfen Hunderte Einsatzkräfte in Israel und im Westjordanland weiter gegen verheerende Großbrände an. Das Feuer wütete den fünften Tag in Folge. Drei Menschen erlitten bei einem Großbrand in der Siedlerstadt Maale Adumim schwere Rauchverletzungen, wie israelische Medien am Samstag berichteten. Insgesamt seien bei dem Brand in einem Wohnhaus zwölf Menschen verletzt worden.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben im Westjordanland bisher zehn Palästinenser festgenommen, die an versuchten Brandstiftungen beteiligt gewesen sein sollen. Die Festnahmen erfolgten im Verlauf der vergangenen Tage, teilte eine Armeesprecherin in Tel Aviv am Samstag mit. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, 13 Tatverdächtige seien festgenommen worden, ohne sich zu Herkunft oder Motiv zu äußern.

Heftige Brände wüten in Israel

In Israel wüten seit Tagen gewaltige Brände, Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen. Besonders betroffen ist die Hafenstadt Haifa. In der drittgrößten Stadt des Landes reichen die Brände bis an die Vororte heran.
In Israel wüten seit Tagen gewaltige Brände, Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen. Besonders betroffen ist die Hafenstadt Haifa. In der drittgrößten Stadt des Landes reichen die Brände bis an die Vororte heran. © dpa | Gil Eliyahu / Jinipix
Allein in Haifa sind etwa 75.000 Menschen von den Bränden betroffen, 60 sind nach Angaben der Rettungskräfte bislang verletzt worden.
Allein in Haifa sind etwa 75.000 Menschen von den Bränden betroffen, 60 sind nach Angaben der Rettungskräfte bislang verletzt worden. © dpa | Gil Eliyahu / Jinipix
Dort brach das Feuer am Donnerstag aus. Politiker und Polizei werfen Palästinensern Brandstiftung vor. Am Freitag wurden zwölf Menschen festgenommen, Medien sprechen von einer „Feuer-Intifada“.
Dort brach das Feuer am Donnerstag aus. Politiker und Polizei werfen Palästinensern Brandstiftung vor. Am Freitag wurden zwölf Menschen festgenommen, Medien sprechen von einer „Feuer-Intifada“. © dpa | Moran Mayan / Jinipix
Wasel Abu Jussef, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees, bezeichnete die Anschuldigungen als „grundlos und unzutreffend“. Es seien auch arabische Gebiete betroffen gewesen.
Wasel Abu Jussef, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees, bezeichnete die Anschuldigungen als „grundlos und unzutreffend“. Es seien auch arabische Gebiete betroffen gewesen. © REUTERS | BAZ RATNER
Der palästinensische Zivilschutz hat nach eigenen Angaben zudem vier Feuerwehrwagen nach Jerusalem und Haifa geschickt. Mehrere Länder schickten Löschflugzeuge, darunter die USA, Frankreich und Russland.
Der palästinensische Zivilschutz hat nach eigenen Angaben zudem vier Feuerwehrwagen nach Jerusalem und Haifa geschickt. Mehrere Länder schickten Löschflugzeuge, darunter die USA, Frankreich und Russland. © REUTERS | BAZ RATNER
Das Bild zeigt, wie nah die Brände an bewohntes Gebiet heranreichen.
Das Bild zeigt, wie nah die Brände an bewohntes Gebiet heranreichen. © dpa | Moran Mayan / Jinipix
Vor allem ältere Menschen leiden unter der starken Rauchentwicklung.
Vor allem ältere Menschen leiden unter der starken Rauchentwicklung. © REUTERS | STRINGER
Polizisten brachten die Menschen am Donnerstag in Sicherheit.
Polizisten brachten die Menschen am Donnerstag in Sicherheit. © REUTERS | BAZ RATNER
Eine Anwohnerin inmitten ausgebrannter Autos am Freitag in Haifa.
Eine Anwohnerin inmitten ausgebrannter Autos am Freitag in Haifa. © REUTERS | BAZ RATNER
Auch am Freitag brannte es noch vielerorts. Trockenes und windiges Wetter machte die Löscharbeiten schwierig.
Auch am Freitag brannte es noch vielerorts. Trockenes und windiges Wetter machte die Löscharbeiten schwierig. © REUTERS | BAZ RATNER
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Palästinensische Feuerwehrmänner helfen bei Brandbekämpfung

Palästinensische Repräsentanten haben Vorwürfe Israels zurückgewiesen, viele der Großbrände in den vergangenen Tagen seien gezielt von Palästinensern gelegt worden. Palästinensische Feuerwehrmänner helfen bei der Brandbekämpfung – auch in israelischen Siedlungen.

Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Freitag, es bestehe kein Zweifel daran, dass es sich in vielen Fällen um Brandstiftung handelte: „Terror und Brandstiftung haben ihren Preis, und wir werden ihn fordern.“

Fünf Kinder aus brennendem Haus in Ramallah gerettet

Mehr als tausend Einwohner der Siedlung Chalamisch hätten ihre Häuser auf der Flucht vor den Flammen verlassen müssen, teilte eine Polizeisprecherin mit. 45 Häuser und mehrere Autos seien beschädigt worden. In der Palästinenserstadt Ramallah seien in der Nacht fünf Kinder aus einem brennenden Haus gerettet worden.

Bei einem heftigen Feuer in der Nähe von Jerusalem wurde am Freitag ein beliebtes, 20 Jahre altes Restaurant völlig zerstört. „Es hat nur zehn Minuten gedauert“, erzählte Besitzerin Rama Ben Zvi, die auch ihr Privathaus verlor, der Nachrichtenseite „ynet“. „Ich habe am ganzen Körper gezittert und geweint.“

Am Freitag durften Zehntausende Einwohner der Hafenstadt Haifa, die von dem schwersten Brand betroffen war, in ihre Häuser zurückkehren.

Suche nach Brandstiftern mit Drohnen

Die israelische Luftwaffe setze zehn Drohnen ein, um mutmaßliche Brandstifter und neue Brandherde zu identifizieren, berichtete „Haaretz“. Auch das windige und trockene Wetter in der Region begünstigt die Brände.

Zahlreiche Länder unterstützen Israel im Kampf gegen die Flammen, darunter die Türkei, Italien, Kroatien, Griechenland, Zypern und Russland. Am Freitag landete das weltgrößte Löschflugzeug aus den USA vom Typ Boeing 747 in Israel. Es kann bis zu 80 Tonnen Löschmittel fassen und auch in den Nachtstunden fliegen. Das Löschflugzeug war auch im Dezember 2010 in Israel im Einsatz. Damals waren bei einem verheerenden Brand im Karmel-Gebirge 44 Menschen getötet worden.

Das Auswärtige Amt äußerte sich besorgt über „die vielen Feuer, die seit Tagen in Israel wüten“. Eine Sprecherin sagte am Freitag: „Wir stehen bereit, Hilfe zu leisten, wo immer geboten und gewünscht. Die breite Hilfsbereitschaft, die viele internationale Partner Israel entgegenbringen, sendet ein wichtiges Signal.“ (dpa)