Washington/Las Vegas. Erst plädierte er auf „nicht schuldig“: Jetzt hat der deutsche Magier Jan Rouven in den USA zugegeben, Kinderpornos besessen zu haben.

Überraschende Wende im Kinderpornografie-Prozess gegen den aus dem Rheinland stammenden Zauberkünstler Jan Rouven, der in Las Vegas vor dem Durchbruch zu einer Weltkarriere stand: Drei Tage nach Prozessbeginn gegen den 39-Jährigen Kerpener gestand der zuletzt im „Tropicana“-Casino aufgetretene Magier, der im Frühjahr in seiner Villa in der Glücksspielstadt vom FBI verhaftet worden war und sich seither für unschuldig erklärt hatte, unerwartet seine Schuld ein. Das Urteil soll am 16. März 2017 verkündet werden.

Vorausgegangen war, wie Rouvens Anwalt Jesse Marchese unserer Redaktion am Donnerstag sagte, das Angebot der Staatsanwaltschaft zu einem „plea deal“. Bei dieser Besonderheit des US-Rechtssystems handeln Anklage und Verteidigung im Gegenzug für ein milderes Strafmaß ein frühes Prozessende aus.

Rouven muss mit längerer Haftstrafe rechnen

Wie Marchese sagte, „ist Jan mit dem Angebot gut bedient“. Er müsse mit einer längeren Gefängnisstrafe rechnen; „im besten Fall fünf Jahre“. Wäre der Prozess unter Leitung von Richterin Gloria Navarro regulär weitergegangen, hätte die Strafe entschieden höher ausfallen können, so Marchese. Bis zu 90 Jahre Gefängnis und eine Million Dollar Geldstrafe waren laut Staatsanwaltschaft im Gespräch.

Laut Marchese, der bis vor wenigen Tagen seinen Mandanten für unschuldig erklärt hatte, hat die Beweisaufnahme „einige neuere Details“ zutage gefördert. So stellte das FBI im Frühjahr bei einer Hausdurchsuchung in Rouvens Anwesen vor den Toren von Las Vegas nicht wie bisher berichtet 3000 sondern 9000 Kinderporno-Videos auf insgesamt neun verschiedenen Computern und Abspielgeräten sicher.

Hatte es bisher geheißen, dass Gäste von Rouven und seinem Ehemann Frank Alfter die illegalen Videos ins Haus gebracht haben sollen, stellte sich im Prozess laut Marchese heraus, dass Jan Rouven dem FBI offenbar persönlich das Passwort zu einem Filesharing-Dienst aushändigte. Hat er sich damit in gewisser Weise selbst ans Messer geliefert?

Rouvens Manager und Ehemann hat sich abgesetzt

In der Grauzone bleibt bis auf weiteres die Rolle von Frank Alfter. Der knapp 20 Jahre ältere Manager und Ehemann von Rouven hatte sich bereits vor Monaten nach Deutschland abgesetzt. Er ist nicht angeklagt, wird aber ausweislich von Gerichtsakten von Staatsanwältin Lisa Cartier-Giroux als „Mitverschwörer“ bezeichnet. Aus dem Gefängnis heraus hatte Rouven mehrfach Kontakt mit Alfter. Dabei verhielt er sich offenbar verdächtig. Er riet Alfter, gewisse „Mitteillungen zu löschen“, falls darin Informationen enthalten sind, die „FBI-Special-Agent Mari Panovich nicht lesen soll“, berichtete die Zeitung Las Vegas Review-Journal. Das Gespräch wurde abgehört.

Jan Rouven, der bis zu seiner Verhaftung in Las Vegas als Star mit Zukunft in der Gewichtsklasse David Copperfield geführt wurde, sitzt seit Frühjahr in Untersuchungshaft. Vor seiner Abschiebung nach Deutschland, so Anwalt Marchese, wird er in den USA seine erwartete Haftstrafe absitzen müssen. Die Bundespolizei FBI war Rouven auf die Schliche gekommen, als ein verdeckter FBI-Ermittler sich in ein Internet-Netzwerk zum Austausch von Kinderpornografie eingeschleust hatte. Die Spur endete bei Zauberer Rouven.