Paderborn. Im Prozess gegen das Ex-Paar aus Höxter will die Angeklagte Rede und Antwort stehen. Viele Vorwürfe gehen auf ihre Aussagen zurück.

Der Prozess um die tödlichen Misshandlungen im „Horror-Haus“ von Höxter ist am Mittwoch mit einem Streit um ein Gutachten zur Schuldfähigkeit des Angeklagten Wilfried W. fortgesetzt worden. Sein Verteidiger hatte zum Prozessauftakt im Oktober die wissenschaftlichten Grundlagen angezweifelt und einen neuen Sachverständigen gefordert.

Der Gutachter Prof. Michael Osterheider, der Wilfried W. für schuldfähig hält, wies die Vorwürfe in der Zwischenzeit schriftlich zurück. Das Gutachten sei vorläufig. Der Angeklagte habe sich einem persönlichen Treffen bislang verweigert. Auch die Staatsanwaltschaft konnte die Vorwürfe der Verteidigung an der Bewertung des Angeklagten nicht nachvollziehen.

Angeklagte will Aussagen

Die Angeklagte will an diesem Mittwoch vor dem Landgericht Paderborn aussagen. Angelika W., die gemeinsam mit ihrem Ex-Mann mehrere Frauen in das Haus in Ostwestfalen gelockt und brutal gequält haben soll, sei bereit, Fragen des Gerichts und der Staatsanwaltschaft zu beantworten, kündigte ihr Verteidiger an.

Die 47-Jährige ist ebenso wie ihr ein Jahr jüngerer Ex-Mann Wilfried W. wegen zweifachen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung angeklagt.

Über Jahre hinweg soll das geschiedene Paar mit Kontaktanzeigen Frauen in das Haus am Teutoburger Wald gelockt, ihr Vertrauen gewonnen und sie dann brutal misshandelt haben. Mit seelischer und körperlicher Gewalt sollen sie den Willen der Frauen systematisch gebrochen haben. Dazu ketteten sie ihre Opfer der Anklage zufolge stundenlang an, traten ihnen die Beine weg oder verbrühten sie mit heißem Wasser.

Frau starb nach Autopanne im Krankenhaus

Zwei Frauen aus den niedersächsischen Städten Uslar und Bad Gandersheim starben in Folge der Misshandlungen, eine weitere Frau aus Magdeburg entkam. Mit der Frau aus Uslar war der Angeklagte verheiratet – ihre Leiche wurde nie gefunden. Aufgeflogen waren Angelika und Wilfried W. im Frühjahr 2016, als sie ihr letztes, schwer verletztes Opfer zurück nach Bad Gandersheim bringen wollten. Nach einer Autopanne starb die Frau im Krankenhaus und die Polizei wurde auf die beiden aufmerksam.

In den Vernehmungen bei der Polizei belastete Angelika W. sich selbst und ihren Ex-Mann schwer, wie ihr Anwalt Peter Wüller schilderte. Viele der Anklagevorwürfe gehen demnach auf ihre Aussagen zurück. „Aus meiner Sicht ist sie Täter und Opfer zugleich“, sagte Wüller der Deutschen Presse-Agentur. So sei sie zuvor jahrelang von Wilfried W. gequält worden, bis sie selbst andere Frauen unterwarf. Wilfried W. bestreitet nach Angaben seiner Anwälte, Triebfeder hinter den Misshandlungen gewesen zu sein. (dpa)