Devon. Soziale Medien stehen derzeit wegen Hass in Verruf. Bei einer Suchaktion für den autistischen Ben können sie ihre beste Seite zeigen.

Wenn Kinder ihr Lieblings-Kuscheltier verlieren, gibt es herzzerreißende Szenen. Wenn Ben (14) seinen Trinkbecher verliert, ist sein Leben in Gefahr.

Als eine Folge seines schweren Autismus trinkt der Junge aus dem Südwesten Englands nur, wenn er seine türkise Kindertasse hat. Nur die gibt es seit zehn Jahren nicht mehr. Und die aktuelle Tasse benutzt Ben schon seit drei Jahren. Sie könnte jederzeit kaputt gehen.

Tausende Menschen helfen dem Vater Marc Carter nun bei der Suche nach exakt diesem Modell. Erste Erfolgsmeldungen überwältigen ihn. „Ihr seid unglaublich. Bens Leben wird jetzt besser.“

Alternative zu dieser Tasse: Notaufnahme

Bens Vater sucht schon eine ganze Weile. Marc Carter hat dabei kaum etwas unversucht gelassen: 32 Suchrecherchen bei eBay hat er eingerichtet. Aber der Blick in die Benachrichtigungen war eine tägliche Enttäuschung: Nie war die türkise Tasse dabei. Die mit den gebogenen Haltegriffen und dem umklappbaren transparenten Deckel über dem Trinkschnabel.

Jedes Detail ist für die Routine des Jungen wichtig. „Ben landet eher in der Notaufnahme als irgendeine andere Tasse zu benutzen“, sagt Carter. Der Junge war bereits wegen Austrocknung in der Klinik, weil er seinen verdünnten Saft nicht wie gewohnt aus dieser einen Tasse bekam.

„Sie muss zu 99,99 Prozent so aussehen, sonst wirft er sie uns um die Ohren.“ Kommentarlos, denn Ben sprich nicht. Die Flasche, aus der er jetzt trinkt, ist schon stark strapaziert. „Sie ist ja auch für Kleinkinder gemacht, und Ben ist ein großer Junge und trinkt 20 Tassen am Tag.“ Jeden Tag könnte sie kaputtgehen.

Aktuelle Flasche nach drei Jahren gefunden

Was dann? Die aktuelle Flasche als Ersatz für das Vorgängermodell hatte er nach drei Jahren Suche gefunden. Hersteller Tommee Tippee, der auch für den deutschen Markt produziert, konnte ihm nicht helfen, seit mindestens zehn Jahren wird die Tasse nicht mehr produziert. Carter fragte auf Twitter um Hilfe. Hunderttausende haben seinen Aufruf inzwischen gesehen, obwohl sein Account noch nicht mal Hundert Follower hatte.

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@GrumpyCarer (grummeliger Betreuer) nennt er sich dort. Carters Frau arbeitet als Krankenschwester, er hat seinen Job aufgegeben und kümmert sich zu Hause um Ben und seine drei anderen Kindern. Auch bei Bens Geschwistern, zum Teil schon erwachsene Kinder, wurde Autismus in unterschiedlich starker Ausprägung diagnostiziert. „Wir sind eine sehr glückliche liebevolle Familie und halten zusammen“, sagt Carter. Bislang mit der täglichen Sorge um Bens Tasse. „Wir brauchen so dringend Ersatz.“

Twitterer: „Ich habe genau die“

Nach Tausenden Retweets für seinen Aufruf in kurzer Zeit hat er viele Tipps bekommen von betroffenen Eltern und Menschen mit Asperger-Syndrom. Doch mit Tricks wie Eis zur Flüssigkeitszufuhr lässt sich Ben nicht reinlegen. „Außer verdünntem Babysaft und Vollkorntoast mit Butter rührt er nichts an.“

Doch in den nächsten Tagen wird die Post wohl auch Tassen bringen. Nach vielen Angeboten, die nicht genau dem Modell entsprachen, haben sich Twitterer mit dem Originalmodell gemeldet.

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„Als Belohnung hätte ich den Menschen gegeben, was immer sie wollen“, sagte Carter unserer Redaktion. „Ich habe wirklich nicht geglaubt, dass sich eine Tasse findet.“ Die Menschen, die ihm nun ihr altes Trinkgefäß angeboten haben, wollten aber nicht einmal das Porto von ihm haben.

Die Suche geht weiter

Marc Cater hat mit der Suche nach dringend benötigten Tassen für seienn Sohn Ben eine Lawine losgetreten.
Marc Cater hat mit der Suche nach dringend benötigten Tassen für seienn Sohn Ben eine Lawine losgetreten. © FMG | FMG

Seine Erleichterung ist riesig, aber die Suche geht weiter: „Wir brauchen noch mehr Tassen.“ Auch der jetzt versprochene Ersatz wird nicht ewig halten. Eine Lösung könnte die Idee einer Firma aus Irland sein. Nach dem Aufruf hat sich das Unternehmen gemeldet und angeboten, die Tasse mit einem 3D-Drucker nachzubauen. „Aber das genaue Material und die genaue Farbe, das könnte schwierig sein“, sagt Carter.

Am Dienstagmorgen meldete sich angesichts von vielen Anfragen dann auch der Hersteller noch einmal, der bislang Carter keine Hoffnung gemacht hatte: Ein engagiertes Team werde noch mal in allen Regalen schauen.

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Update, 16. November: Inzwischen beteiligt sich der Hersteller Tommee Tippee auch mit einem Aufruf auf Facebook. Auch auf der Seite haben Menschen bereits erklärt, dass sie exakt die von Ben genutzte Tasse verwenden. Marc Carter ist aus dem Häuschen angesichts der Reaktionen.

Vorrat für ein paar Jahre gesichert

Er erklärte am Mittwoch, die jetzt bereits versprochenen Tassen würden für die nächsten Jahre sicher ausreichen. „Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ben irgendwann ändert, ist sehr gering, und er wird sie Zeit seines Lebens benötigen. Das sind viele Tassen.“ Und in zehn Jahren seien sie noch schwieriger zu bekommen als heute. Deshalb hofft er auf weitere Angebote.

Carter äußert sich auch erneut zum Thema 3D-Druck: „Eine fantastische Idee, aber es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. „Das Plastik muss lebensmittelecht sein, die Farbe muss genau stimmen. Und das Gummi um die Griffe könnte nicht zu beschaffen sein.“

Marc Carter bittet um Angebote an seinen Twitteraccount @PMPProject. Wer ihm helfen will, sollte allerdings keine Angebote zu ähnlich aussehenden Tassen schicken. Damit wird Bens Vater bereits überschüttet.