Moskau. Oleg Popow gehörte zu den Großen der Zirkuskunst. Millionen Zirkusbesucher hat der Russe zum Lachen gebracht. Jetzt ist er gestorben.

Er galt als „Zirkus-Poet“ und als russischer Charlie Chaplin. Bis zuletzt stand er in der Manege. Der legendäre russische Clown Oleg Popow, Liebling von Millionen Zirkusgängern in aller Welt, ist tot. Der 86-Jährige starb am Mittwochabend während einer Tournee im südrussischen Rostow am Don. Popow schlief friedlich vor dem Fernseher ein.

In Rostow in seiner alten Heimat Russland soll der Artist am kommenden Montag mit einer Trauerfeier geehrt werden. Das kündigte sein Produzent Oleg Tschesnokow an. „Da Oleg Popow quasi in der Manege des Rostower Zirkus’ gestorben ist, wurde entschieden, den Abschied hier zu organisieren“, sagte er.

Beigesetzt wird er in seiner Wahlheimat Deutschland. Popow lebte seit 1991 in der fränkischen Gemeinde Egloffstein in Bayern.

Still, poetisch und träumerisch

Die Zirkuswelt feiert Popow als das Gesicht einer Ära, die mit seinem Tod zu Ende geht. „Es gibt heute im russischen Zirkus keine Figur von der Bedeutung Oleg Popows“, sagt Edgard Sapaschni, Leiter des Moskauer Staatszirkus. „Der letzte Mohikaner ist gestorben.“ Das Staatsfernsehen widmet ihm Sondersendungen, Fans legten vor dem Zirkusgebäude in Rostow Blumen nieder.

Trauer auch in Deutschland. Helmut Grosscurth, Präsident der Gesellschaft der Circusfreunde in Dormagen: „Er war einer der letzten großen Namen des Zirkus. Jeder kannte ihn. Von der Sorte gibt es nicht mehr viele.“

„Er wird immer einmalig und unerreicht bleiben.“

Der Chef des Leipziger Clown-Museums, Hans-Dieter Hormann, sagte: „Er wird immer einmalig und unerreicht bleiben.“ Popow sei ein „stiller, poetischer und träumerischer Clown“ gewesen, der „ohne großes Brimborium“ auskam, während andere Clowns „immer schriller, immer lauter“ geworden seien.

Oleg Popow gilt als einer der großen Clowns der Zirkusgeschichte, vergleichbar mit dem Schweizer Grock. Er verkörperte in der Manege die Figur des „Iwanuschka“, eines Pendants zum deutschen Hans im Glück. Sein Kostüm war ikonisch: eine karierte Mütze mit einer blonden Perücke, dazu eine schwarze Samtjacke und rote Fliege. Virtuos war er auch beim Seiltanz.

Popow kam aus kleinen Verhältnissen

Popow, geboren am 31. Juli 1930 im Dorf Wirubowo, kam aus kleinen Verhältnissen. Sein Vater schuftete in einer Uhrenfabrik, Popow selbst begann zunächst eine Schlosserlehre. Doch dann wurde bei einer Sportveranstaltung sein Talent entdeckt, er bekam überraschend einen Studienplatz an der Staatsschule für Zirkuskunst in Moskau. Anfang der 50er-Jahre tingelte er durch die Provinz, ehe er es 1955 zum Moskauer Staatszirkus schaffte.

Als Hauptclown hatte er die Chance zu Auslandtourneen. Schon im Herbst desselben Jahres lud ihn der Brüsseler Cirque Royal ein. Seine Vorstellung: eine Sensation. „Ein Wunder der Sensibilität“, schrieben Kritiker und schwärmten von dem „verblüffenden Seiltänzer“.

Zu seinen größten Ehrungen gehört der Goldene Clown

Zu Popows größten Ehrungen gehört der Goldene Clown, er erhielt diesen Oscar der Zirkuswelt 1981 in Monte Carlo. Seine Heimat hatte ihn 1969 als „Volkskünstler der Sowjetunion“ ausgezeichnet. Aus Deutschland war Popow nach 25-jähriger Pause erst vergangenes Jahr wieder nach Russland gereist und hatte eine Tournee durch die russischen Großstädte begonnen.

Popow starb nicht nur friedlich, sondern auch mit sich im Reinen. „Ich bin sehr glücklich“, sagte er vor wenigen Jahren in einem Interview. „Wenn ich noch mal von vorn anfangen müsste, würde ich wieder Clown werden.“