Berlin. Der Brite Ben Smith ist seit September 2015 fast 17.000 Kilometer gelaufen. Getrieben wurde er aber nicht nur von sportlichem Ehrgeiz.

Mit 29 Jahren war Ben Smith am Ende. Ein unzufriedener, trauriger Mann. Der Engländer war übergewichtig, rauchte, trank, schließlich erlitt er sogar einen leichten Schlaganfall. „Hätte mir damals einer gesagt, was ich heute geschafft habe, hätte ich mein Bier abgestellt, meine Zigarette abgelegt und ihn ausgelacht“, sagte Smith dem „Guardian“.

„Heute“, also keine fünf Jahre später, hat Ben Smith all das hinter sich gelassen. Auf einer Strecke, die so weit ist wie die zwischen London und Sydney. 401 Marathon-Läufe in 401 Tagen brachte Smith hinter sich, quer durch Großbritannien. Am Mittwochnachmittag überquerte der 34-Jährige in seiner Heimatstadt Bristol die Ziellinie.

Laufen brachte Smith wieder in die Spur

Angetrieben wurde Smith nicht nur vom sportlichen Ehrgeiz und vom Willen, sein altes Ich hinter sich zu lassen. Er wollte mit seiner Laufaktion auch helfen. Vermeiden, dass es anderen so ergeht wie ihm. Weil er homosexuell ist, war er jahrelang gehänselt, gemobbt, auch körperlich drangsaliert worden. Zweimal versuchte er, sich das Leben zu nehmen. „Das alles hat so sehr auf mein Selbstvertrauen gedrückt, dass ich dachte, ich könnte da nicht mehr rauskommen.“

Ein Freund nahm ihn mit zu seiner Laufgruppe. Nach und nach erholte sich Smith, physisch und mental. Smith bekannte sich offen zu seiner Homosexualität – und hatte dann die Idee der „401 Challenge“ (zur Homepage). Das Ziel: Das Thema Mobbing in Großbritannien in den Fokus rücken, Spenden für Hilfsorganisationen sammeln.

Zwei Jahre Planung, 23 verschlissene Paar Laufschuhe und fast 17.000 gelaufene Kilometer später hat Smith mehr als 250.000 Pfund an Spenden gesammelt für Organisationen, die sich um Opfer und Prävention beim Thema Mobbing kümmern. Immer wieder dankten es ihm Menschen direkt – bei Facebook, Twitter, Instagram oder indem sie sich für eine Etappe an Smiths Fersen hefteten. Mal waren es nur eine Handvoll Menschen, mal waren es Hunderte, insgesamt lief Smith auf seiner Strecke mit knapp 10.000 Menschen.

Lebensgefährte schmiss den Job für Smith

Quasi nebenbei besuchte Smith in der Zeit seines Mega-Laufs über 100 Schulen, an denen er zum Thema Mobbing referierte, Motivationsreden hielt. Er quälte sich durch Knie- und Fußverletzungen, wegen denen er zwischendurch sogar zehn Tage pausieren musste, dann aber später Extrakilometer lief, um im Plan zu bleiben.

Ein großes Team von Sponsoren, die die Kosten für all das übernahmen, und ein medizinischer Stab hielten ihn auf Kurs. Genauso wie sein Lebensgefährte Kyle Waters, der für den Lauf seines Partners seinen Job und seine Promotion hinwarf.

„Ein bisschen geschockt“ sei er von alldem, aber auch „extrem glücklich“, sagte Ben Smith nach dem Zieleinlauf zu „Euronews“. „Das war die Reise meines Lebens.“

• Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.