Provo. Krankenhausbehandlungen in den USA sind oftmals sehr teuer. Aber muss man wirklich dafür bezahlen, sein neugeborenes Baby zu halten?

Einmal halten, streicheln, schaukeln: Macht 39,35 US-Dollar, bitte. Der Vater eines neugeborenen Sohnes reagierte amüsiert und erstaunt, als er auf der Krankenhausrechnung für die Entbindung seines Sohnes im US-Bundesstaat Utah die Auflistung eines sogenannten „Skin To Skin After C-Sec“ fand, veranschlagt mit knapp 40 US-Dollar. Sein Sohn war per Kaiserschnitt entbunden worden, eine Prozedur, die besondere Nachsorge erforderlich macht. Zumindest sieht es das Krankenhaus in dem westlichen US-Bundesstaat so.

Amüsiert stellte Ryan Grassley die Krankenhaus-Rechnung ins Netz – und bekam darauf unzählige Reaktionen. Knapp 12.000 User erzählten dem jungen Vater auf Reddit von horrenden Krankenhausrechnungen und unkalkulierbaren Kosten, schickten ihm Glückwünsche und Beileidsbekundungen zu seiner Rechnung. Insgesamt hatte die Entbindung mehr als 13.000 US-Dollar gekostet.

„Körperkontakt“ in Rechnung gestellt?

Der „New York Times“ sagte Grassley, sie hätten zuvor für die Entbindung Geld gespart und wussten, dass die Rechnung etwa so hoch ausfallen würde. „Alle im Krankenhaus waren toll und die Geburt war eine positive Erfahrung“. Über den berechneten „Körperkontakt“ hätten sie dann aber doch sehr lachen müssen.

Der Wirbel im Netz sorgte dafür, dass das Krankenhaus in Provo sich zu dem Vorfall äußerte. Die Pressesprecherin Janet Frank erklärte gegenüber der „New York Times“, die 40 Dollar seien nicht durch das Halten des Babys sondern durch Personalkosten zustande gekommen. Im Fall einer Entbindung durch einen Kaiserschnitt sei eine zusätzliche Krankenschwester nötig, um zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen, dass Mutter und Kind wohlauf seien. „Es gäbe nie eine Strafe für einen Patienten, der sein Kind hält“, sagte Frank.

Krankenhauskosten oft schwer zu kalkulieren

Das Thema Krankenhausrechnungen fand vermutlich soviel Anklang auf Reddit, weil Amerikaner besonders durch solche Kosten gebeutelt werden. In einem „Time Magazine“-Artikel (Bezahlinhalt) aus dem Jahr 2013 erklärt der Journalist Steven Brill, wie willkürlich Krankenhäuser in den USA für die einfachsten Behandlungen hohe Kosten veranschlagen können. Es obliegt den Krankenhäusern, die Kosten für medizinische Behandlungen festzulegen, eine staatliche Regulierung gibt es nicht. So kann ein Besuch in der (falschen) Notfallaufnahme schnell einmal das Sparkonto für die Studiengebühren des Nachwuchses ruinieren.