Port-au-Price. Hurrikan „Matthew“ sorgt in der Karibik weiter für Angst. Der Wirbelsturm traf am Dienstag Haiti – und könnte auch die USA treffen.

Hurrikan „Matthew“ hat Haiti erreicht. Der Wirbelsturm der Kategorie 4 traf in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) auf Land, wie das US-Hurrikan-Zentrum mitteilte. In dem völlig verarmten Karibikstaat, der immer noch an den Folgen des schweren Erdbebens von 2010 leidet, werden schwere Schäden befürchtet. Im Westen des Landes seien mehrere Ortschaften teilweise überschwemmt worden, teilte der Zivilschutz am Dienstag mit. Tausende Menschen suchten Schutz. In der Hauptstadt Port-au-Prince kam das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

Die Regierung und das Rote Kreuz mobilisierten Tausende freiwillige Rettungskräfte. Auch internationale Hilfsorganisationen brachten sich in Stellung. Unter anderem wurden Tonnen von Müll aus Kanälen ausgehoben, um mehr Kapazität für die schweren Niederschläge zu schaffen. „Wir bereiten alles für einen schnellen Nothilfeeinsatz vor“, sagte der Leiter der Auslandshilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds (ABS), Carsten Stork. „In Haiti wurden viele Regionen stark gerodet. Der Hurrikan bringt mit bis 600 Millimeter pro Quadratmeter extreme Regenmengen mit, so dass neben Sturmschäden vor allem die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen extrem hoch ist.“ Der Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde brachte starken Regen, heftigen Wind und hohe Wellen mit sich.

„Matthew“ fordert drei Menschenleben

Bislang kamen in der Karibik mindestens drei Menschen durch „Matthew“ ums Leben. In Kolumbien wurde bereits in der vergangenen Woche ein Mann getötet, in St. Vincent und den Grenadinen starb ein Jugendlicher. Vor der Küste von Haiti ertrank ein Fischer, ein weiterer wird vermisst.

Auch in Kuba wappnet man sich für das Unwetter. Die Behörden brachten eine Million Menschen in Sicherheit. Die US-Streitkräfte zogen ihr nicht-essenzielles Personal von der Militärbasis Guantánamo ab. In Jamaika schützten Hausbesitzer die Fenster ihrer Häuser mit Holzplatten.

Notstand in Florida ausgerufen

„Einige Schwankungen in der Intensität sind in den nächsten Tagen möglich, aber wir gehen davon aus, dass „Matthew“ bis Mittwoch ein mächtiger Hurrikan bleibt“, teilten die Experten des US-Hurrikan-Zentrums mit. Entgegen erster Annahmen von Meteorologen gehen Experten nun auch davon aus, dass der Wirbelsturm noch die US-Küste treffen könnte.

Rick Scott, Gouverneur von Florida, hat bereits den Notstand für alle Teile des US-Bundesstaats ausgerufen. Sollte „Matthew“ Florida direkt treffen, könne das ähnliche Verwüstungen nach sich ziehen wie sie der Hurrikan „Andrew“ anrichtete, sagte Rick Scott in einem offiziellen Statement. „Andrew“ hatte 1992 in großen Teilen Floridas und der Karibik einen Schaden von weit über 20 Milliarden Dollar verursacht und Dutzende Todesopfer gefordert. Rick Scott: „Deswegen dürfen wir nicht zögern und müssen uns jetzt auf einen direkten Treffer vorbereiten.“ (ba/dpa)