Düsseldorf. Seine Verteidiger sehen den Islamisten Kerim Marc B. auf gutem Weg. Im Prozess fordern sie, dass der IS-Terrorist freigelassen wird.

Der teilgeständige IS-Terrorist Kerim Marc B. soll nach dem Willen seiner Verteidiger zu höchstens zwei Jahren Haft verurteilt werden. Außerdem beantragten die Anwälte am Montag am Düsseldorfer Oberlandesgericht, den Haftbefehl gegen den 23-Jährigen nach eineinhalb Jahren außer Kraft zu setzen und Jugendstrafrecht anzuwenden. Der Angeklagte befinde sich in einem Aussteigerprogramm und auf einem guten Weg. Es gebe keinen Grund, ihn abzuschreiben. Die Bundesanwaltschaft hatte sieben Jahre Haft gefordert.

Der 23-Jährige sei als Jugendlicher von Salafisten geködert worden, berichteten seine Verteidiger Johannes Pausch und Jenny Lederer. Die emotionalen Voraussetzungen, den Verführern zu widerstehen, seien bei ihm denkbar schlecht gewesen: Vom Vater abgelehnt und zurückgewiesen, mit einem gespaltenen Verhältnis zur Mutter, im Dorf als einziger Türke gehänselt. Die Salafisten hätten ihm Halt und Antworten geboten.

„Habe mich gegen den Islamismus entschieden“

„Ich habe mich vom Islamischen Staat vollständig losgesagt. Ich habe mich gegen den Islamismus entschieden“, sagte der 23-Jährige in seinem Schlusswort. Der Angeklagte hatte zugegeben, den Treueschwur auf den Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Bagdadi, geleistet zu haben.

Er sei ein überzeugter Dschihadist, der noch in der Untersuchungshaft in Dortmund versucht habe, Mitgefangene zu rekrutieren, so die Bundesanwaltschaft in der vergangenen Woche. Die Erlebnisse in Syrien hätten ihn nicht von seiner Gesinnung abgebracht, im Gegenteil.

Zunächst wegen Mordes angeklagt

Unter dem Namen „Abu Zulfikar“ soll der Angeklagte einer Einheit überwiegend bosnischer IS-Kämpfer angehört haben. Ursprünglich war er sogar wegen Mordes angeklagt. Der Tatvorwurf der Bundesanwaltschaft war aber vom Gericht nicht zugelassen worden.

Der 23-Jährige wurde in Dortmund geboren, wuchs in Kranenburg am Niederrhein auf und hatte zuletzt in Düsseldorf gewohnt. In Deutschland hatte er an der Koran-Verteilaktion „Lies“ teilgenommen. Der Prozess hatte am 2. März begonnen. Das Urteil ist für den 6. Oktober geplant. (dpa)