New York. Gegen den mutmaßlichen Bombenleger von New York ist ein Verfahren wegen des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen eröffnet worden.

Auf der Suche nach dem Motiv des Bombenlegers von New York und New Jersey verdichten sich Hinweise auf eine Vergeltungstat mit islamistischem Hintergrund und ein mögliches Versagen der Sicherheitsbehörden.

Ahmad Khan Rahami, 28, gebürtiger Afghane mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Afghanistan und Pakistan besucht. Nach ausgedehnten Besuchen, berichteten Ermittler gegenüber US-Medien, sei der Sohn eines Imbissbuden-Besitzers aus Elizabeth südlich von New York „religiös und unversöhnlich“ zurückgekehrt. Seine Frau stammt aus Pakistan. Sie soll vor wenigen Tagen aus den USA abgereist sein.

Kind einer zerrütteten Familie

Bei seiner Festnahme nach einer Schießerei am Montag fand die Polizei schriftliche Notizen bei Khan. Dabei habe es sich um Tiraden gegen den Westen, Sympathiebekundungen für das Terrornetzwerk Al-Kaida und dessen 2011 bei einem US-Drohnenangriff im Jemen getöteten Vordenker Anwar al-Awlaki sowie Mordaufrufe gegen Andersgläubige („killing the kuffar“) gehandelt.

Bei der Ausleuchtung des persönlichen Hintergrunds – Rahami lebte mit seinen Eltern und Geschwistern über einer gemeinsam betriebenen Hähnchen-Braterei unter einem Dach – ergab sich das Bild einer zerrütteten Familie, die nach der Einwanderung in die USA in den 90er-Jahren wirtschaftlich ums Überleben sowie gesellschaftlich um Akzeptanz kämpfte und von starken Spannungen geplagt war.

Schwieriges Verhältnis zum Vater

Vor zwei Jahren führte dies offenbar dazu, dass Ahmad Khan eine seiner Schwestern mit einem Messer verletzt haben soll. Khan ging dafür drei Monate ins Gefängnis. Später wurden die Vorwürfe gegen ihn zurückgezogen. In dieser Phase soll der Vater, Mohammad Rahami, seinen Sohn gegenüber der Polizei in New Jersey als „Terroristen“ bezeichnet haben.

Reportern erklärte der gebürtige Afghane am Dienstag, dass er es „so“ nicht gemeint habe, sondern nur wütend auf seinen Sohn gewesen sei. Das Verhältnis zwischen den beiden wird von Nachbarn, die den Khans den Status von „Außenseitern“ zuweisen, als schwierig bezeichnet. Dass Ahmad Khan mit einer Frau aus der Dominikanischen Republik ein Kind zeugte, habe dem Patriarchen nicht gefallen.

Explosionen in Manhattan und New Jersey

Polizisten sichern in Chelsea (Manhattan) den Tatort, an dem es am Samstagabend (Ortszeit) zu einer Explosion kam.
Polizisten sichern in Chelsea (Manhattan) den Tatort, an dem es am Samstagabend (Ortszeit) zu einer Explosion kam. © REUTERS | RASHID UMAR ABBASI
Nach der schweren Explosion in New York mit 29 Verletzten wird die Sicherheit in der Millionenmetropole mit 1000 zusätzlichen Einsatzkräften verstärkt. Hier sichern Einsatzkräfte des FBI Spuren am Tatort.
Nach der schweren Explosion in New York mit 29 Verletzten wird die Sicherheit in der Millionenmetropole mit 1000 zusätzlichen Einsatzkräften verstärkt. Hier sichern Einsatzkräfte des FBI Spuren am Tatort. © REUTERS | RASHID UMAR ABBASI
Der Bürgermeister Bill de Blasio teilte am Montag mit, dass die Ermittlungen nach offiziellen Angaben auf einen terroristischen Hintergrund hindeuten.
Der Bürgermeister Bill de Blasio teilte am Montag mit, dass die Ermittlungen nach offiziellen Angaben auf einen terroristischen Hintergrund hindeuten. © REUTERS | RASHID UMAR ABBASI
Im New Yorker Stadtteil Manhattan gab es am Samstagabend eine schwere Explosion.
Im New Yorker Stadtteil Manhattan gab es am Samstagabend eine schwere Explosion. © dpa | Jason Szenes
Die Detonation ereignete sich im Innenstadtbezirk Chelsea, einem der belebtesten Viertel der US-Metropole.
Die Detonation ereignete sich im Innenstadtbezirk Chelsea, einem der belebtesten Viertel der US-Metropole. © dpa | Jason Szenes
Hunderte Menschen flohen vom Ort der Detonation an einer belebten Durchgangsstraße.
Hunderte Menschen flohen vom Ort der Detonation an einer belebten Durchgangsstraße. © REUTERS | RASHID UMAR ABBASI
Mehre Menschen wurden verletzt und in Krankenhäuer gebracht. Ihr Zustand ist laut Polizei nicht lebensbedrohlich.
Mehre Menschen wurden verletzt und in Krankenhäuer gebracht. Ihr Zustand ist laut Polizei nicht lebensbedrohlich. © REUTERS | STEPHANIE KEITH
Die genaue Ursache der Detonation stehe noch nicht fest, erste Erkenntnisse deuteten aber darauf hin, dass sie „absichtlich herbeigeführt“ worden sei, sagte Bürgermeister Bill de Blasio (links) bei einer improvisierten Pressekonferenz.
Die genaue Ursache der Detonation stehe noch nicht fest, erste Erkenntnisse deuteten aber darauf hin, dass sie „absichtlich herbeigeführt“ worden sei, sagte Bürgermeister Bill de Blasio (links) bei einer improvisierten Pressekonferenz. © dpa | Alba Vigaray
Es gebe aber weder Hinweise auf eine Terrorverbindung noch eine konkrete Terrordrohung, so de Blasio (links).
Es gebe aber weder Hinweise auf eine Terrorverbindung noch eine konkrete Terrordrohung, so de Blasio (links). © REUTERS | STEPHANIE KEITH
Die Explosion ereignete sich wohl in einem Müllcontainer.
Die Explosion ereignete sich wohl in einem Müllcontainer. © dpa | Jason Szenes
Laut Polizei wurde ein zweiter möglicher Sprengsatz gefunden und kontrolliert gesprengt.
Laut Polizei wurde ein zweiter möglicher Sprengsatz gefunden und kontrolliert gesprengt. © dpa | Jason Szenes
Die Polizei rief die Menschen auf, sich von den Fenstern ihrer Wohnungen fernzuhalten, während ein „verdächtiges Päckchen“ geräumt werde. Auch im Bundesstaat New Jersey hat es eine Explosion gegeben. Weitere gefundene Sprengsätze wurden entschärft.
Die Polizei rief die Menschen auf, sich von den Fenstern ihrer Wohnungen fernzuhalten, während ein „verdächtiges Päckchen“ geräumt werde. Auch im Bundesstaat New Jersey hat es eine Explosion gegeben. Weitere gefundene Sprengsätze wurden entschärft. © REUTERS | RASHID UMAR ABBASI
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Maßnahmen der Polizei womöglich unzureichend?

Unklar ist zurzeit, welche Folgemaßnahmen der Polizei 2014 nach dem Messer-Vorfall stattfanden – und mit welchem Ergebnis. Als irritierend wird in Sicherheitskreisen empfunden, dass Khan nach einem monatelangen Aufenthalt im pakistanischen Quetta, Hochburg des islamistischen Terrorismus, bei der Rückreise „offenbar nicht intensiv unter die Lupe genommen wurde“. Durch eine Überprüfung hätte man vielleicht frühzeitig Radikalisierungstendenzen feststellen können, heißt es im Umfeld von Experten der Republikaner.

Rahami wird beschuldigt, am Wochenende im Süden Manhattans einen selbstgebauten Sprengsatz gezündet zu haben. Dabei wurden 29 Menschen verletzt. Außerdem wird ihm zur Last gelegt, weitere Bomben an einer anderen Stelle in New York und an zwei weiteren Orten in New Jersey deponiert zu haben.

Der Mann hatte am Montag versucht, sich mit Waffengewalt seiner Festnahme zu widersetzen: Bei dem Schusswechsel mit der Polizei wurde er leicht verletzt. Nach der Schießerei wurde Rahami wegen mehrfachen Mordversuchs angeklagt, am Dienstag erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen und wegen eines Anschlags auf öffentliche Orte. Die Explosion habe „bedeutende Verletzungen und Sachschäden in Höhe mehrerer Millionen Dollar“ angerichtet, heißt es im Schreiben der Behörde. Ob Rahami Mittäter hatte, wird noch untersucht.