Fukushima/Tschernobyl. Menschen dürfen nicht mehr in den verstrahlten Gebieten von Fukushima und Tschernobyl wohnen. Das lockt jetzt immer mehr Wildtiere an.

Fünfeinhalb Jahre nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima machen sich immer mehr wilde Tiere in den evakuierten Gebieten breit. Die Population von Wildschweinen, Bären, japanischen Marderhunden und anderen Wildtieren sei rasant in die Höhe geschossen, berichtete die Zeitung „Nikkei“ am Dienstag unter Berufung auf eine Erhebung der Universität Fukushima. Im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Gebieten liege die Zahl der in den verlassenen Gebieten lebenden Tiere um das Vier- bis Fünffache höher.

Ein Grund sei, dass Wildschweine, Bären und andere Tiere in den von Menschen verlassenen Orten leichter Nahrung fänden. Die deutliche Zunahme der Wildtierpopulation könne die Rückkehr der Bewohner nach erfolgter Dekontaminierung erschweren, hieß es.

Auch in Tschernobyl viele Wildtiere

Am 11. März 2011 war es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Der Staat lässt zwar riesige Gebiete dekontaminieren, doch noch immer können Tausende von Menschen wegen der radioaktiven Belastung nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Auch in der menschenleeren Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl gibt es so viele Wildtiere wie sonst nur in Schutzgebieten. Nach einem Knick direkt nach der Katastrophe von 1986 seien die Bestände von Elch, Reh, Rotwild, Wildschwein und Wolf beständig gewachsen, berichteten Forscher 2015 im Fachjournal „Current Biology“. „Sehr wahrscheinlich gibt es inzwischen mehr Wildtiere um Tschernobyl als vor dem Unglück“, schätzt Jim Smith von der University of Portsmouth in Großbritannien.

Sein Team hatte Daten von Helikopterüberflügen und Zählungen von Tierspuren im Schnee ausgewertet. Demnach ist die Säugetierdichte im 4200 Quadratkilometer großen Sperrgebiet inzwischen so groß wie in vier nicht verstrahlten Naturreservaten Weißrusslands. Die Zahl der Wölfe liege sogar mehr als siebenfach höher. (dpa)