München. München rüstet sich für das Oktoberfest, das am Wochenende startet. Die Besucher müssen sich auf einige Einschränkungen einstellen.

Bierzelte, Riesenrad, die Achterbahn mit dem Olympia-Looping, darüber Sonne und wolkenlos blauer Himmel. Kurz vor der Eröffnung präsentiert sich das Oktoberfest wie aus dem Bilderbuch. Seit Tagen sind Münchner in Dirndl und Lederhose unterwegs, um sich bei Wiesn-Warm-ups in Stimmung zu bringen. Von Samstag an werden sie hier mit Australiern und Italienern, Russen und Chinesen gemeinsam feiern.

Rucksackverbot und Sicherheitszaun bei der Wiesn

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    Alles wie jedes Jahr – fast. Wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf dem größten Volksfest der Welt am Samstag das erste Fass Bier anzapft und das Fest mit dem traditionellen Ruf „Ozapft is! Auf eine friedliche Wiesn“ eröffnet, hat das einen besonderen Klang. Denn diesmal sind Sicherheit und Terrorangst das beherrschende Thema. Zwar gibt es keine konkreten Drohungen, aber eine abstrakte Gefahr ist immer mit dabei.

    Erstmals Festareal komplett abgesperrt

    Die Stadt hat nach dem Amoklauf in München vor wenigen Wochen und den Anschlägen in Paris, Brüssel, Nizza, Ansbach und Würzburg ihr Sicherheitskonzept verschärft. „Wir haben alles getan, was erforderlich und angemessen ist“, sagt Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) am Donnerstag beim traditionellen Rundgang. „Der Charakter dieses größten und schönsten Volksfestes ändert sich aber nicht.“

    Ein Schild mit der Aufschrift
    Ein Schild mit der Aufschrift "NO! NEIN! AUCUN! - Keine Rucksäcke & Taschen - No Packsacks & Handbags" klebt auf dem Oktobertestgelände an der Eingangstür eines Bierzeltes. © dpa | Peter Kneffel

    Allerdings: Erstmals in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Volksfestes wird das Festareal vollständig abgesperrt sein. Ordner sollen dafür sorgen, dass sich der Zaun bei Gefahr binnen 50 Sekunden öffnet. An den Zugängen wird es zudem schärfere Kontrollen geben als bisher; große Taschen und Rucksäcke sind verboten. 450 Ordner, fast doppelt so viele wie im Vorjahr, hat die Stadt engagiert. Die Polizei schickt hundert Beamte mehr.

    Besucher wollen feiern wie immer

    Politiker, Trachtler, Kabarettisten und andere Prominente haben dazu aufgerufen, sich nicht von einem Besuch abhalten zu lassen. Einhellige Meinung: Das würde Terroristen und Kriminellen nur in die Hände spielen. Für Wirte-Sprecher Toni Roiderer ist es eine Wiesn wie immer. Stornierungen habe es nicht mehr gegeben als sonst auch. „Drei Tische haben wir mittags zurückbekommen – und dafür 150 Anfragen für den Abend.“

    Erstmals ist das Gelände der Wiesn kompeltt umzäunt.
    Erstmals ist das Gelände der Wiesn kompeltt umzäunt. © dpa | Peter Kneffel

    Fast in Vergessenheit scheint geraten, dass es neben Terror auch sehr viel alltäglichere Gefahren gibt. Taschendiebstahl etwa. 25 spezialisierte Fahnder aus Ungarn, der Schweiz, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und verschiedenen deutschen Städten wollen ihnen das Handwerk legen.

    „Lassen uns Lebensfreude nicht nehmen“

    Auch über mögliche Unwetter, Unfälle, Stromausfall, Störungen im öffentlichen Nahverkehr und eine eventuelle Überfüllung des Geländes haben sich die Verantwortlichen Gedanken gemacht. Wenn es wirklich zu voll wird, könnte das Gelände als Ultima Ratio kurzzeitig geschlossen werden – so sieht es das Konzept vor. „Es kann sein, dass der Haupteingang mal eine halbe Stunde zu ist“, sagt Schmid.

    Wirte und Budenbesitzer, Veranstalter und Sicherheitskräfte wollen „ihr“ Volksfest fröhlich und unbeschwert beginnen. „Wir lassen uns doch nicht von einer Handvoll Verrückter die Lebensfreude nehmen, sagt Wirte-Sprecher Roiderer. Die Wiesn startet am 17. September und dauert bis zum 3. Oktober. (dpa)