Berlin. Schauspielerin Karoline Herfurth saß für die Romantikkomödie „SMS für dich“ erstmals auf dem Regiestuhl. Tränen waren da nicht gefragt.

In der Schule, sagte Karoline Herfurth (32) einmal, galt sie zwar als laut und rabaukig, aber immer auch ein bisschen als Streberin, weil sie einfach gerne gelernt habe. Der Wunsch, Wissen aufzusaugen, ist geblieben. Wie gut, dass einen als Erwachsene kaum mehr jemand dafür verspottet. Als Schauspielerin ist die Berlinerin längst ein Star. Mal spielt sie in anspruchsvollen Dramen wie „Im Winter ein Jahr“, wofür sie den Bayerischen Filmpreis erhielt, mal in klamottigen Kinohits wie den „Fack ju Göhte“-Filmen.

Jetzt hat sie Regie geführt. „SMS für dich“ (ab 15. September im Kino) heißt die Romantikkomödie, deren Titel etwas plakativ an die Hollywood-Schmonzette „E-Mail für Dich“ mit Tom Hanks und Meg Ryan erinnert. Die Hauptrolle hat sie auch gleich übernommen. „Natürlich wird man durch so eine Doppelbelastung vor Herausforderungen gestellt, die mir so nicht klar waren“, sagt sie. „Normalerweise bereite ich mich auf eine emotionale Szene schon Tage im Voraus vor. Und dann lasse ich mich an dem Tag in diese Emotion fallen und bleibe auch drin. Aber acht Stunden heulen, das geht natürlich nicht, wenn du Regie führst. Da musst du für alle ansprechbar sein.“ Ihre Figur Clara hat allen Grund, Tränen zu vergießen. Durch einen Unfall hat die Kinderbuchzeichnerin ihre große Liebe verloren. Zur Trauerbewältigung schickt sie Kurznachrichten an den toten Freund – und ahnt nicht, dass die Nummer neu vergeben wurde. Die SMS landen bei dem Sportjournalisten Mark (Friedrich Mücke), der das Geheimnis der rätselhaften Absenderin lösen will.

„Sie haben mich als Regisseurin angenommen“

Der Film leistet sich ein großes Staraufgebot bis in die Nebenrollen – so hören Nora Tschirner, Frederick Lau und Katja Riemann auf Herfurths Kommando. Und das, ohne zu murren, wie sie sagt: „Die Schauspieler, mit denen ich an diesem Projekt arbeiten durfte, haben sich zum Glück total darauf eingelassen. Sie haben mich als Regisseurin angenommen, und dann war das nicht mehr Thema.“ Herfurth klingt nicht wie jemand, der große Unsicherheiten zeigt: „Ich denke auch, dass meine Berufserfahrung als Schauspielerin mir gezeigt hat, was für eine Regieanweisung hilft und welche nicht. Und ich bin schon jemand, der sehr präzise sagen kann, was er will.“

Karoline Herfurth und Elyas M'Barek in „Fack ju Göhte“.
Karoline Herfurth und Elyas M'Barek in „Fack ju Göhte“. © Constantin Film | Constantin Film

Genauso präzise kann sie sagen, was sie nicht will. Private Fragen beantworten zum Beispiel. Allerdings verrät die gebürtige Ost-Berlinerin, wie sie aufwuchs – in einer großen Patchworkfamilie mit sieben Halb- und Stiefgeschwistern. Nach Waldorfschule und Abitur ging sie erst auf die Musik- und dann auf die Schauspielschule. Da verdiente sie jedoch längst ihr Geld mit Kinofilmen. 2000 hatte sie ihren Durchbruch mit „Crazy“. Auch in internationalen Produktionen hat sie mitgewirkt, etwa 2006 in „Das Parfum“.

Teilzeitstudium in Soziologie und Politik

Und nebenbei lernte sie weiter. So hat sie an der Humboldt-Universität ein Teilzeitstudium Soziologie und Politik begonnen. Sie habe ihren Kopf auslasten wollen. Bei der Regie hatte sie dann erstmals das Gefühl, dass ihr gesamtes kreatives Wesen beschäftigt sei. „Das war eine sehr erfüllende Erfahrung“, sagt sie. Auch wenn sie vor der Premiere furchtbar nervös wurde. Bis Matthias Schweighöfer, ebenfalls Schauspieler und Regisseur, sie beruhigte: „Genieße es. Das ist dein erster Film. Das wirst du so nie wieder erleben.“

Die „Zeit“ fragte sie vor anderthalb Jahren nach ihren großen Träumen. Regie zu führen war einer davon. Hat ja nun geklappt. Ihr zweites Ziel: einen Film mit Tom Hanks drehen. Dessen Mischung aus Tiefe und Zurückhaltung bewundere sie. Immerhin hat sie mit „SMS für dich“ jetzt einen Film in ihrer Vita, der schon nach Tom Hanks klingt.