Xiamen. Mit mehr als 200 Stundenkilometern zieht der Wirbelsturm „Meranti“ über Südchina. Die Behörden befürchten katastrophale Auswirkungen.

Mit schweren Regenfällen und Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern ist Taifun „Meranti“ am Donnerstag über die südchinesische Küste gefegt. Es ist der schlimmste Wirbelsturm in der Provinz Fujian seit Beginn der örtlichen Wetteraufzeichnungen vor 67 Jahren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Die Behörden haben die höchste Alarmstufe „Rot“ ausgerufen. Besonders betroffen waren auch die benachbarten Küstenprovinzen Guangdong und Zhejiang.

In der Hafenstadt Xiamen richtete der Wirbelsturm „schwere Schäden“ am Elektrizitätsnetz an, so dass es zu einem „massiven Stromausfall“ kam, wie die Staatsagentur berichtete. In den Straßen lagen am Morgen abgebrochene Äste, umgeworfene Werbewände und zersplittertes Glas. „Es ist schlimm“, zitierte Xinhua den Auslieferungsfahrer Hu Rong. „Viele Bäume am Straßenrand sind umgestürzt. Überschwemmungen blockieren die Straßen.“ Auch war die Wasserversorgung in einigen Gegenden zeitweise unterbrochen.

Bis zu zwölf Meter hohe Wellen vor Taiwans Küste

Heftige Sturmböen drückten Fenster von Hochhäusern ein. „Der Wind und Regen wurden gegen drei Uhr früh extrem laut“, sagte Su Binglin, ein Nachtschicht-Mitarbeiter in einem Geschäft, laut Xinhua. „Das Knacken der Fenster und Äste von Bäumen war auch furchterregend.“ Auch sei der Strom im Laden mehrmals unterbrochen worden. Mit einer Metallplatte habe er die Eingangstür gesichert. Mit Kisten voller Mineralwasserflaschen habe er die Platte gestützt.

Der Sturm richtete schwere Schäden in Städten an.
Der Sturm richtete schwere Schäden in Städten an. © REUTERS | TYRONE SIU

In Küstenstädten wie Xiamen, Fuzhou, Zhangzhou, Quanzhou und Putian waren Schulen und Kindergärten schon seit Mittwoch geschlossen, wie Xinhua berichtete. Die Behörden forderten die Menschen auf, vorsichtshalber nicht vor die Tür zu gehen. Schiffe wurden in die Häfen zurückgerufen, weil Wellen bis zu zwölf Meter Höhe vor der Küste Taiwans beobachtet worden waren.

Anfangs war „Meranti“ ein Super-Taifun

Der Schiffsverkehr auf acht Verbindungen nach Taiwan wurde eingestellt. Mindestens 175 Flüge wurden in der Provinz Fujian gestrichen. In der Südprovinz Guangdong wurden Zugverbindungen gestoppt. Mehr als 4000 Arbeiter wurden losgeschickt, um Schienentrassen auf Schäden zu untersuchen, wie die Bahngesellschaft mitteilte. In der Provinz Jiangsu weiter nördlich wurden bis Samstag 144 Züge in die süd- und ostchinesischen Metropolen gestrichen.

Der Schiffsverkehr wurde auf acht Verbindungen nach Taiwan eingestellt.
Der Schiffsverkehr wurde auf acht Verbindungen nach Taiwan eingestellt. © dpa | Ritchie B. Tongo

„Meranti“ war wegen seiner hohen Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Stundenkilometern anfangs sogar ein „Super-Taifun“, wurde aber zu einem Taifun heruntergestuft. Er hat allerdings immer noch eine Stärke, die katastrophale Auswirkungen befürchten lässt. „Meranti“ ist stärker als der letzte Taifun „Nepartak“, bei dem im Juli in Südchina 105 Menschen ums Leben kamen oder vermisst wurden – mehr als bei anderen Wirbelstürmen in den vergangenen fünf Jahren.

Taiwanesen sind sturmerprobt

Der Taifun schlug ausgerechnet am chinesischen Mondfest zu. Es wird auch Mittherbstfest genannt und ist eines der wichtigsten Familienfeiertage des Milliardenvolkes. An den drei Feiertagen sind viele Millionen auf Reisen.

Die Taiwanesen sind inzwischen schon wirbelsturmerprobt.
Die Taiwanesen sind inzwischen schon wirbelsturmerprobt. © dpa | Ritchie B. Tongo

Zuvor hatte der Wirbelsturm im Süden Taiwans gewütet und das Leben von Millionen praktisch lahmgelegt. Mindestens 867.000 Haushalte waren im Süden der Inselrepublik vorübergehend ohne Strom. Auch die Wasserversorgung für 700.000 Haushalte war beeinträchtigt. Die beiden Reaktoren des taiwanesischen Atomkraftwerkes in Hengchun wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.

Die Zahl der Toten und Verletzten unter den sturmerprobten Taiwanesen hielt sich allerdings vergleichsweise in Grenzen. Nach amtlichen Angaben kam ein Fischer ums Leben, der im Hafen von Kaoshiung ins Wasser gefallen war. Auch gab es 38 Verletzte. (dpa)