Berlin. „Tatort“-Star Maria Furtwängler feiert ihren 50. Geburtstag. Hinter dem distanzierten Image verbirgt sich der Wunsch, zu irritieren.

Schwächen hat sie also auch. „Leider bin ich wohl eher chaotisch, vergesse vor lauter Aufgaben auch mal einen Termin, suche mehrmals am Tag mein Handy und finde den Schlüssel nicht mehr“, sagt sie. Wenn es mehr nicht ist. Denn Maria Furtwängler steht für Selbstbeherrschung. Sie gilt als sachlich, souverän, zielstrebig, so wie die Hannoveraner „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm, die sie seit 14 Jahren spielt. Am 13. September wird die gebürtige Münchnerin 50 Jahre alt. Ärztin, Schauspielerin, Unternehmergattin, zweifache Mutter – vorzuwerfen hat sich Furtwängler zu ihrem 50. Geburtstag, den sie am Dienstag feiert, nichts.

Es ist ein Leben, in dem alles zu stimmen scheint. Da ist zunächst die Herkunft. Die Furtwänglers sind Deutschlands große Künstlerdynastie, der Dirigent Wilhelm Furtwängler ist ihr Großonkel. Als „Ansporn, aber auch als Herausforderung“ hat sie ihre Verwandtschaft einmal bezeichnet.

Über zehn Millionen schauen ihren „Tatort“

Maria Furtwängler, Mutter Schauspielerin, Vater Architekt, nahm die Herausforderung an. Zunächst lernte sie „etwas Ordentliches“. Ihre Mutter Kathrin Ackermann hatte sie dazu ermutigt, Medizin zu studieren, sie wollte sie vor den Unsicherheiten ihres Berufs bewahren. Furtwängler war einverstanden. „Ich habe mich immer schon sehr für alles Naturwissenschaftliche interessiert, war sehr neugierig und wollte wissen, wie Dinge funktionieren“, schildert sie ihre Beweggründe. Während des Studiums jobbt sie. Nicht als Kellnerin, sondern in der ARD-Serie „Die glückliche Familie“. Seitdem habe sie die Schauspielerei nicht mehr losgelassen. Als immer mehr Angebote kamen, habe sie nur noch nebenbei als Medizinerin gearbeitet, sich aber zunehmend ungenau gefunden. „Ich bin dann doch zu verantwortungsbewusst, um etwas halbherzig zu tun“, sagt sie. Nur für die Hilfsorganisation „German Doctors“ ist sie noch als Ärztin im Einsatz.

Das ist „Tatort“-Star Maria Furtwängler

Promovierte Ärztin, Schauspielerin und politisch aktiv. Maria Furtwängler ist ein Multitalent. Bilder des „Tatort“-Stars.
Promovierte Ärztin, Schauspielerin und politisch aktiv. Maria Furtwängler ist ein Multitalent. Bilder des „Tatort“-Stars. © dpa | Malte Christians
In die Münchner Künstlerfamilie Furtwängler hineingeboren spielt sie als Sechsjährige im Fernsehfilm „Zum Abschied Chrysanthemen“ ihres Onkels Florian Furtwängler mit.
In die Münchner Künstlerfamilie Furtwängler hineingeboren spielt sie als Sechsjährige im Fernsehfilm „Zum Abschied Chrysanthemen“ ihres Onkels Florian Furtwängler mit. © dpa | Rainer Jensen
Sie ist Großnichte und zugleich Stiefenkelin des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886-1954), der als einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts gilt.
Sie ist Großnichte und zugleich Stiefenkelin des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886-1954), der als einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts gilt. © imago | United Archieves International
Während des Medizinstudiums dreht sie mit Maria Schell (r.) und Siegfried Rauch „Eine glückliche Familie“, kommt so endgültig zur Schauspielerei, hängt den weißen Kittel an den Nagel.
Während des Medizinstudiums dreht sie mit Maria Schell (r.) und Siegfried Rauch „Eine glückliche Familie“, kommt so endgültig zur Schauspielerei, hängt den weißen Kittel an den Nagel. © imago | teutopress
Bei immer mehr Angeboten arbeitete sie irgendwann nur noch nebenbei als Ärztin. „Und da bin ich dann doch zu verantwortungsbewusst, als etwas halbherzig zu tun“, so Furtwängler. Außerdem habe sie Angst gehabt, „irgendwann vom Multitalent zur Multi-Dilettantin zu mutieren“.
Bei immer mehr Angeboten arbeitete sie irgendwann nur noch nebenbei als Ärztin. „Und da bin ich dann doch zu verantwortungsbewusst, als etwas halbherzig zu tun“, so Furtwängler. Außerdem habe sie Angst gehabt, „irgendwann vom Multitalent zur Multi-Dilettantin zu mutieren“. © dpa | Peter Steffen
Doch sie steht nicht nur vor der Kamera, sondern ist auch sozial aktiv. Sie engagiert sich für die Hilfsorganisation German Doctors (hier zu sehen mit Norbert Lammert, Dr. Elisabeth Kauder und Dr. Harald Kischlat bei der Pressekonferenz zum 30-jährigen Jubiläum von German Doctors e.V. (ehemals Ärzte für die Dritte Welt) in Berlin, wirbt um Spendengelder und untersucht auch selbst Hilfsbedürftige.
Doch sie steht nicht nur vor der Kamera, sondern ist auch sozial aktiv. Sie engagiert sich für die Hilfsorganisation German Doctors (hier zu sehen mit Norbert Lammert, Dr. Elisabeth Kauder und Dr. Harald Kischlat bei der Pressekonferenz zum 30-jährigen Jubiläum von German Doctors e.V. (ehemals Ärzte für die Dritte Welt) in Berlin, wirbt um Spendengelder und untersucht auch selbst Hilfsbedürftige. © imago stock&people | Future Image
Mit dem Verein und ihrer Tochter Lisa gründet sie das Projekt Malisahome auf den Philippinen, das sich gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen einsetzt.
Mit dem Verein und ihrer Tochter Lisa gründet sie das Projekt Malisahome auf den Philippinen, das sich gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen einsetzt. © imago stock&people | Future Image
Ihr Engagement für Frauen zeigt Furtwängler auch als Schirmherrin der Konferenz Digital Life Design Women, bei der es um weibliche Führungskräfte geht.
Ihr Engagement für Frauen zeigt Furtwängler auch als Schirmherrin der Konferenz Digital Life Design Women, bei der es um weibliche Führungskräfte geht. © Getty Images | Sascha Baumann
Sie selbst ist auch durch die Ehe mit dem Multimillionär Burda zu einer selbstbewussten Frau geworden, wie sie mal dem „Spiegel“ sagte: „Ich habe nun mal einen extrem starken und selbstbewussten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten. Es klingt jetzt wahnsinnig klischeehaft, aber daraus ist möglicherweise umso mehr das Bedürfnis entstanden, mich selbst und meine eigene Welt zu finden.“
Sie selbst ist auch durch die Ehe mit dem Multimillionär Burda zu einer selbstbewussten Frau geworden, wie sie mal dem „Spiegel“ sagte: „Ich habe nun mal einen extrem starken und selbstbewussten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten. Es klingt jetzt wahnsinnig klischeehaft, aber daraus ist möglicherweise umso mehr das Bedürfnis entstanden, mich selbst und meine eigene Welt zu finden.“ © imago stock&people | imago stock&people
Als sie heiraten, ist Furtwängler 25 und der Verleger gut ein Vierteljahrhundert älter. Die beiden kennen sich da schon einige Jahre, das erste Kind ist schon da, das zweite unterwegs.
Als sie heiraten, ist Furtwängler 25 und der Verleger gut ein Vierteljahrhundert älter. Die beiden kennen sich da schon einige Jahre, das erste Kind ist schon da, das zweite unterwegs. © imago | teutopress
Rote Teppiche sind eigentlich nicht so ihr Ding: „Manchmal ist es schön, sich so herzurichten, aber ich finde es auch extrem anstrengend, das richtige Outfit zu finden“. Die Tochter der Schauspielerin Kathrin Ackermann verstehe nach eigener Aussage nicht allzu viel von Mode.
Rote Teppiche sind eigentlich nicht so ihr Ding: „Manchmal ist es schön, sich so herzurichten, aber ich finde es auch extrem anstrengend, das richtige Outfit zu finden“. Die Tochter der Schauspielerin Kathrin Ackermann verstehe nach eigener Aussage nicht allzu viel von Mode. © imago | Oliver Bodmer
Aber sie wisse mittlerweile, was ihr stehe.
Aber sie wisse mittlerweile, was ihr stehe. © dpa | Jens Kalaene
Furtwängler hat sich sowohl als Schauspielerin im Fernsehen, im Kino und ...
Furtwängler hat sich sowohl als Schauspielerin im Fernsehen, im Kino und ... © dpa | Michael Kappeler
... auch auf der Theaterbühne einen Namen gemacht. Diese Aufnahme zeigt sie als beschwipstes Naivchen Chris Gorman mit Kollege Pasquale Aleardi auf der Berliner Bühne des Theaters am Kurfürstendamm im Stück „Gerüchte ... Gerüchte“ im Januar 2013.
... auch auf der Theaterbühne einen Namen gemacht. Diese Aufnahme zeigt sie als beschwipstes Naivchen Chris Gorman mit Kollege Pasquale Aleardi auf der Berliner Bühne des Theaters am Kurfürstendamm im Stück „Gerüchte ... Gerüchte“ im Januar 2013. © imago stock&people | drama-berlin.de
Ob „Goldene Henne“ oder die „Goldene Kamera“ – ihr Erfolg wurde bereits mit zahlreichen Preisen belohnt.
Ob „Goldene Henne“ oder die „Goldene Kamera“ – ihr Erfolg wurde bereits mit zahlreichen Preisen belohnt. © imago | Sven Simon
Doch Furtwängler scheint auch andere Seiten zu haben: Sich selbst beschreibt sie als „eher chaotisch“. Vor lauter Aufgaben vergesse sie auch mal einen Termin, suche mehrmals am Tag Handy oder Schlüssel. Und erst in diesem Jahr fiel sie mit der Aussage in einem „Stern“-Interview auf, sie habe als Schülerin gekifft und selber Cannabis-Pflanzen angebaut.
Doch Furtwängler scheint auch andere Seiten zu haben: Sich selbst beschreibt sie als „eher chaotisch“. Vor lauter Aufgaben vergesse sie auch mal einen Termin, suche mehrmals am Tag Handy oder Schlüssel. Und erst in diesem Jahr fiel sie mit der Aussage in einem „Stern“-Interview auf, sie habe als Schülerin gekifft und selber Cannabis-Pflanzen angebaut. © imago | Spöttel Picture
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Als „Tatort“-Ermittlerin Lindholm zieht die Preisträgerin von Goldener Kamera und Fernsehpreis über zehn Millionen Zuschauer vor den Fernseher, nur die „Tatort“-Teams in Münster und Nürnberg sind noch erfolgreicher. Sie ist laut Umfrage von 2015 die beliebteste deutsche TV-Kommissarin überhaupt.

Altern ist eine „permanente Kränkung“

Aus dem Schatten ihrer großen Rolle zu treten, ist schon schwieriger, trotz Mehrteilern wie „Die Flucht“ oder „Schicksalsjahre“. In dem Independent-Kinofilm „Das Wetter in geschlossenen Räumen“ wurde sie 2015 endlich gegen den Typ besetzt: Akribisch spielte sie eine koksende Charity-Lady, die die Kontrolle verliert. Ihr Resümee: „Zum ersten Mal in meinem Leben schaue ich mir das an und denke: ‚Hey Maria, gut gemacht.‘“ Sie irritiert gerne, sagte sie einmal, hier durfte sie es. Der Geburtstag ist nicht das einzige große Ereignis, das dieses Jahr ansteht. Am 8. November feiert sie Silber-hochzeit mit Hubert Burda. 25 war sie, als sie den 26 Jahre älteren Verleger heiratete. Einige Jahre waren sie da schon ein Paar, anfangs heimlich, denn ihre Mutter war zunächst gegen die ungleiche Verbindung. Ihr Bedürfnis, ihre eigene Welt zu schaffen und kein Satellit ihres „extrem starken und selbstbewussten Mannes“ zu werden, sei ihr immer auch ein Antrieb gewesen, sagte sie.

Das Älterwerden verklärt sie nicht. „Es ist eine permanente Kränkung, eine einzige Demütigung“, sagte sie im „Stern“, der sie einmal das „Sexsymbol für den intelligenten Herrn“ nannte. Aber, da ist sie ganz pragmatisch, die Alternative sei noch schlimmer. Noch einmal hat sie irritiert: Zum Tag der Deutschen Einheit ließ sie sich letztes Jahr für „Bild“ zusammen mit Veronica Ferres als Walküre im Wald ablichten – inklusive Wolf. Vielleicht war das ihre ironische Art, mit ihrem Image als kühle Blonde Frieden zu schließen: Früher fand sie es eine Gemeinheit, dass niemand wahrnahm, wie „innerlich glühend“ sie sei. Mittlerweile hat sie erkannt: „Als kühle Blonde lebt es sich auch ganz gut, ist okay“, sagte sie der „Zeit“.