München. Ein Bayer hat im Münchner Hofbräuhaus so viele Bierkrüge getragen wie noch niemand zuvor. Noch bestehen aber Zweifel an dem Rekord.

Immer wieder hat er 29 gefüllte Bierkrüge über 40 Meter getragen, die insgesamt fast 70 Kilo wiegen. Ein halbes Jahr lang hat er sich vorbereitet. Doch ausgerechnet an seinem großen Tag, der seinen Weg in das Guinness-Buch der Rekorde ebnen soll, gibt es eine Schrecksekunde für Matthias Völkl.

Souverän trägt der 26-Jährige den Berg an Krügen an jubelnden Zuschauern vorbei durch das Münchner Hofbräuhaus. Der Weg zum Glück ist nicht lang, aber beschwerlich. Und als er die Gläser abstellen will, passiert es: Klirrendes Glas ist zu hören, zwei Krüge fallen zu Boden.

Notar verkündet „offiziellen Weltrekord“

Ein Raunen geht durch die Menge und niemand traut sich zu jubeln. Erst als ein Notar offiziell verkündet, dass 27 Maßkrüge stehengeblieben sind, stößt Völkl einen Jubelschrei aus. Laut Notar Martin Schwab hat Völkl den Weltrekord im Maßkrugtragen geknackt. „Er hat 27 Krüge ordentlich abgestellt. Das ist der offizielle Weltrekord“, sagt er.

Jubel im Münchner Hofbräuhaus: Matthias Völkl glaubt an seinen neuen Weltrekord im Bierkrugtragen.
Jubel im Münchner Hofbräuhaus: Matthias Völkl glaubt an seinen neuen Weltrekord im Bierkrugtragen. © dpa | Andreas Gebert

„Ein hammergeiles Gefühl“ sei das, sagt Völkl daraufhin in verschiedene Kameras und Mikrofone und strahlt. Er sei stolz und erleichtert. „Mein ganzer Körper zittert – vor Anspannung und Aufregung. Die 40 Meter haben die ganze Kraft gekostet.“

Vor einem Jahr sei die Idee dazu entstanden, den mit 25 Maßkrügen bisherigen Weltrekordhalter Oliver Strümpfel vom Thron zu stoßen, erzählt Völkl. Seit einem halben Jahr habe er hart trainiert – viermal pro Woche im Fitnessstudio und immer wieder auch auf Volksfesten, auf denen der gebürtige Deggendorfer oft kellnert. Und manchmal greift er auch auf seine Kolleginnen im Hofbräuhaus zurück, wo er als technischer Leiter arbeitet. „Wir haben sehr viele weibliche Bedienungen. Und wenn gerade mal eine Zeit hat, dann trage ich sie hier durch die Schwemme.“

Bisheriger Rekordhalter meldet Zweifel an

Damit alles gut geht, hat Völkl mit Krügen voller Wasser geübt („Zum Trainieren ist Bier natürlich zu teuer“) und seine Technik perfektioniert. „Die meisten scheitern schon am Grundbaustein und daran, wie man die Maß in der Hand hält.“ Er nicht: „Ich hab’ meine eigene Konstellation. Der Grundstock sind sechs Maß in jeder Hand und von da aus wie beim Hausbau wird dann immer weitergebaut.“ Die wichtigste Regel sei aber eine andere, sagt der 26-Jährige, der „ein sehr gutes Verhältnis“ zum Bier hat: „Auf alle Fälle nix saufa. Des haut di nieder.“

Noch während Völkl seinen Jubelschrei in diverse Radio-Mikrofone wiederholt, steht der bisherige Weltrekordhalter Oliver Strümpfel (25 Maßkrüge über 40 Meter) mit verschränkten Armen im Eingang zum Hofbräuhaus und ist genervt. „Es war echt ein starker Lauf“, sagt er. Aber: „Der Versuch ist eigentlich ungültig.“ Er habe nämlich genau gesehen, dass Völkl beim Abstellen der Maßkrüge Hilfe gehabt habe. „40 Meter laufen kann ich mit 30 Krügen, das Abstellen ist das Problem.“

Er glaubt nicht, dass Völkls Versuch bei den strengen Leuten von Guinness World Records in London als Weltrekord durchgeht. Die haben nun das letzte Wort. Und selbst wenn dort der Rekord bestätigt wird – was Strümpfel bezweifelt – will der Kontrahent nicht kampflos aufgeben. „Für mich ist das natürlich eine Motivation. Mein Ziel ist es dann auf jeden Fall, mir den Weltrekord wiederzuholen.“ (dpa)