Neu-Delhi. Sie sollen Rindfleisch gegessen haben, deswegen wurden sie offenbar bestraft: Radikale Hindus haben zwei Frauen in Indien vergewaltigt.

Hinduistische Extremisten sollen in Indien eine 20-jährige Frau und eine 14-Jährige vergewaltigt haben. Wie der Nachrichtensender NDTV am Montag berichtete, hätten die Extremisten die Opfer dafür bestrafen wollen, dass sie Rindfleisch gegessen hatten.

Wie es in dem Bericht weiter heißt, sollen nicht nur die Opfer im Alter von 20 und 14 Jahren vergewaltigt worden sein. Ein Onkel und eine Tante der Beiden sei von den Extremisten anschließend getötet worden. Radikale Hindu-Gruppen haben in den vergangenen Monaten wiederholt Menschen wegen angeblichen Schlachtens von Kühen oder dem Verzehr von Rindfleisch angegriffen oder gar umgebracht. Die meisten der Opfer sind Muslime.

Täter stammen aus dem gleichen Dorf

Der Angriff sei bereits vor zwei Wochen im nordindischen Bundesstaat Haryana passiert. Die muslimische Familie habe sich an die Polizei gewandt, sei jedoch zunächst ignoriert worden. Die Täter, vier Männer um die 30 Jahre, stammten aus dem gleichen Dorf.

„Sie haben uns gefragt, ob wir Rindfleisch gegessen haben“, erklärte eine der Frauen. „Wir haben das verneint, doch sie beharrten darauf und sagten, sie würden uns dafür bestrafen.“

Nach Rindfleisch-Konsum droht Gefängnisstrafe

Kühe gelten im Hinduismus als heilige Tiere. Einige Bundesstaaten in Indien untersagen den Konsum von Rindfleisch. Im Bundesstaat Haryana, unweit der Hauptstadt Neu-Delhi, wird das Schlachten einer Kuh oder der Verkauf oder Verzehr von Rindfleisch mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft.

Indiens 1,2 Milliarden Menschen sind zu 80 Prozent Hindus. Doch das Land ist die Geburtsstätte von vier Weltreligionen und stolz auf seine säkulare und freiheitliche Tradition, die in der Verfassung fest verankert sind. Seit dem Regierungsantritt von Premierminister Narendra Modi und seiner hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) vor zwei Jahren hat sich das Klima jedoch stark verändert: Angriffe auf Kirchen und Moscheen häufen sich und religiöse Minderheiten fühlen sich immer mehr bedroht. (epd)