Berlin/Meißen. Sigmar Hausmann aus Meißen braucht einen Ultraschall-Termin. Den bekam er auch. Allerdings sollte er noch mehr als drei Jahre warten.

Das hatte sich Sigmar Hausmann anders vorgestellt: Wenn es nach einem Arzt in Meißen geht, dann soll der 64-jährige Ruheständler bis November 2019 auf einen Termin für eine Ultraschalluntersuchung warten. Der Diabetiker ist fassungslos. „Ich kann doch wohl nicht drei Jahre auf so einen wichtigen Termin warten müssen“, sagte Hausmann der „Sächsischen Zeitung“. „Bis dahin bin ich vielleicht tot.“

Der Meißner hat eine wahre Odyssee hinter sich. Er leidet an Typ-2-Diabetes – und die macht ihm ganz schön zu schaffen. Der Blutdruck ist zu hoch, er hat Schmerzen in der Brust, trotz der Medikamente, die er deswegen nimmt. Seine Hausärztin überwies ihn deshalb vor einigen Wochen zu einem Spezialisten. In der Dresdner Uniklinik sollten ihn Experten der Stoffwechselambulanz untersuchen und medikamentös neu einstellen.

Von Arzt zu Arzt geschickt

Vor der Untersuchung in der Uniklinik sei aber ein Ultraschall nötig, die Hals- und Beingefäße des Ruheständlers müssten zuerst angeschaut werden, hieß es in Dresden. Weil die Untersuchung im Universitäts-Klinikum in der Regel mit Verweis auf niedergelassene Ärzte nicht durchgeführt wird, sollte Hausmann zu einer Internistin nach Meißen gehen.

Holger Ostermeyer, der Sprecher der Klinik sagte der „Sächsischen Zeitung“, die Stoffwechselambulanz habe pro Quartal mehrere Tausend Überweisungsscheine auf dem Tisch. „Sagen diese keine unmittelbare Gefahr für den Patienten aus, gilt in der Regel, dass der niedergelassene Arzt die Untersuchung übernimmt.“

Hausärztin nennt es einen vorgezogenen Faschingsscherz

Doch auch die niedergelassene Ärztin in Meißen schickte den Patienten Hausmann weiter. Dieses Mal zu einem Facharzt für Innere Medizin ein paar Häuser weiter. Der gab ihm dann tatsächlich einen Termin für die Untersuchung, sogar schon im November. Als Datum stand aber nicht etwa November 2016 auf dem kleinen Papierzettel, sondern der 11. November 2019.

Ein Versehen? Nein, hieß es in der Praxis. Das Jahr 2019 sei korrekt. Darüber wundert sich nicht nur Sigmar Hausmann selbst, sondern auch seine Hausärztin in Meißen, die von einem vorgezogenen Faschingsscherz spricht.

Kritik von der Kassenärztlichen Vereinigung

Die Praxis des Internisten sieht an dem späten Termin aber nichts Besonderes. Es sei „ganz logisch, dass wir Termine für 2019 vergeben“, sagte der Internist inzwischen der „Bild“-Zeitung. Das gelte für Untersuchungen, bei denen es „keine medizinische Dringlichkeit“ gebe. Dass Hausmanns Hausärztin eine sogenannte B-Überweisung für den Ultraschall ausstellte und damit eine gewisse Dringlichkeit vorlag, kommentierte er nicht.

Die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen ist jedenfalls anderer Meinung als der Internist. Es gebe keinen medizinisch vertretbaren Grund, einen Patienten so lange warten zu lassen, heißt es dort.

Arzt und Patient widersprechen sich

Die Kritik will der beschuldigte Internist nicht auf sich sitzen lassen. Er habe Hausmann Alternativen für die Untersuchung im Umkreis genannt, sagt er der „Sächsischen Zeitung.“ Hausmann widerspricht. Der Arzt habe ihm „klar mitgeteilt, dass ich nirgendwo in Meißen einen früheren Termin bekomme.“

Inzwischen hat sich der 64-Jährige selbst geholfen. Er wandte sich noch einmal an die Stoffwechselambulanz im Uniklinikum Dresden. Sein Termin für den Ultraschall ist laut „Bild“-Zeitung kommende Woche. (sdo)