Montevideo. Der deutschen Justiz ist ein mutmaßlicher Kinderschänder entgangen. Nun ist er in seinem Exil in Uruguay ermordet aufgefunden worden.

Ein deutscher Sektenchef und mutmaßlicher Kinderschänder ist offenbar an seinem Zufluchtsort in Uruguay ermordet worden. Die Leiche des 61-jährigen Arno W. wurde gefesselt und mit einer Tüte über dem Kopf gefunden, wie die Zeitung „El Pais“ berichtet. Im vergangenen Jahr hatten die Behörden in Uruguay es abgelehnt, den Mann für einen Prozess an Deutschland auszuliefern.

Im Mai 2006 hatte die Detmolder Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn und einen weiteren Führer der Endzeitsekte „Licht-Oase“ wegen Kindesmissbrauchs erhoben, die Männer waren aber 2007 kurz vor der Verhandlung verschwunden. Im vergangenen Jahr hatten Zielfahnder des BKA Arno W. und seine Partnerin ausfindig gemacht. Mit gefälschten Papieren war er als Helmut Rosenthal von Suriname nach Uruguay gezogen.

Leichnam bereits Sonntag gefunden

Der Tote wurde dem Bericht zufolge am Dienstag identifiziert. Am Sonntag war der Leichnam am Strand der südosturuguayischen Ortschaft La Floresta gefunden worden, mit angelegten Handschellen und gefesselten Füßen, wie der zuständige Richter erklärte. Medien berichten, der Mund sei zugeklebt gewesen.

Der aus Oerlinghausen im Kreis Lippe stammende Arno W. hatte seinen rund 40 Jüngern die Verwandlung in Lichtwesen versprochen. Die Staatsanwaltschaft Detmold wirft ihm vor, die damals 13-jährige Lea Saskia Laasner 1994 über Monate vergewaltigt und sexuell misshandelt zu haben. Es war unklar, ob es weitere Opfer gab.

Opfer schrieb Bestseller über den Fall

Arno W. hatte sich das Kind zur Geliebten gemacht. Seiner Partnerin wurde Beihilfe zur Last gelegt. Opfer Lea Saskia Laasner schrieb später ein Buch über den Fall und ihre Flucht, „Allein gegen die Seelenfänger“ wurde zu einem Bestseller, in diesem Beitrag des Schweizer Fernsehens wird der Fall nacherzählt.

Nachdem die deutschen Ermittler Arno W. und seine Partnerin gefunden hatten, sah es aus, als würden sie sich nicht wegen der Vorwürfe rechtfertigen müssen. Nach vier Monaten kamen sie wieder frei. Die Behörden in Uruguay hatten das Auslieferungsgesuch abgelehnt: Die Taten seien nach uruguayischem Recht bereits verjährt. Zudem lasse die Strafprozessordnung des südamerikanischen Landes eine Auslieferung nicht zu.