La Paz. Streikende Bergabeiter nehmen in Bolivien einen Vizeminister als Geisel, wenig später ist der Mann tot. Die Regierung spricht von Mord.

Der stellvertretende Innenminister Boliviens, Rodolfo Illanes, ist bei Protesten von Bergarbeitern offenbar getötet worden. Das teilte die bolivianische Regierung in der Nacht zu Freitag mit. Er sei erschlagen worden, sagte Innenminister Carlos Romero. Er hatte wenige Stunden vorher erklärt, dass Illanes in der Gewalt protestierender Bergarbeiter sei, berichtete die Zeitung „La Razón“.

„Er wurde totgeschlagen, Vizeminister Illanes wurde feige und brutal ermordet“, sagte Romero. Der Leibwächter von Illanes sei verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Der 55-jährige Vizeminister habe sich am Donnerstagmorgen zu einer Landstraßenblockade der Bergarbeiter begeben, um einen Dialog einzuleiten. Dabei sei er von den Demonstranten in Panduro, 165 Kilometer südöstlich der Hauptstadt La Paz, als Geisel genommen worden.

Auch mehrere Bergarbeiter tot

Vize-Innenminister Rodolfo Illanes bei der Pressekonferenz zu seiner Amtseinführung im März.
Vize-Innenminister Rodolfo Illanes bei der Pressekonferenz zu seiner Amtseinführung im März. © Ministerio de Gobierno | Ministerio de Gobierno

Erste Berichte über den Tod des Politikers kamen vom Direktor des Rundfunksenders der Bergleute, Fedecomin. Moisés Flores hatte Radio Erbol gesagt, er habe nach Zusammenstößen zwischen den Bergarbeitern und der Polizei die Leiche von Illanes gesehen. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen sei auch ein Kumpel erschossen worden, sagte der Journalist.

Am Mittwoch waren nach Angaben der Protestbewegung bereits zwei Kumpel durch Schusswunden umgekommen. Die Demonstranten beschuldigten die Polizei. Die Regierung bezichtigte die Bergarbeiter, bewaffnet an Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften teilgenommen hätten, die Polizei sei ohne Schusswaffen im Einsatz gewesen.

Proteste gegen neue Gesetzgebung

Die in Genossenschaften zusammengeschlossenen Bergarbeiter protestieren mit Landstraßenblockaden gegen ein neues Gesetz, nach dem Kumpel der Genossenschaften sich Gewerkschaften anschließen dürfen. Der Verband der Bergarbeiter-Genossenschaften (Fencomin) beanstandet, es gebe in diesem Bereich keine Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung. Der Verband vertritt rund 10.000 Bergarbeiter von 900 Genossenschaften. (küp/dpa)