Berlin. Der Text des Liedes der Deutschen wird 175 Jahre alt. Fakten rund um die Nationalhymne verraten, wie man sie singen darf und wie nicht.

Als August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841 auf der Insel Helgoland den Text zum Lied der Deutschen fertig schrieb, hätte er sich wohl nicht erträumt, dass Bundeskanzler und Bundespräsident mal darüber streiten, der Text mehrfach falsch gesungen oder einfach zweckentfremdet werden würde. Elf Fakten über das Lied zeigen, was alles hinter dem Text und der Nationalhymne steckt:

1. Die Uraufführung fand in Hamburg statt

Zum ersten Mal wurde das Lied der Deutschen am 5. Oktober 1841 auf dem Hamburger Jungfernstieg gesungen. Auf dem Bürgersteig vor einem Hotel sangen die Hamburger Turnerschaft von 1816 und die Hamburger Liedertafel von 1823 die drei Strophen. Reichskanzler Friedrich Ebert (SPD) bestimmte das Lied 1922 zur Nationalhymne – am 11. August, dem Weimarer Verfassungstag. Unter den Nationalsozialisten wurde lediglich die erste Strophe gesungen, gefolgt vom so genannten „Horst-Wessel-Lied“. In der Bunderrepublik wurde das Lied der Deutschen 1952 wieder zur Nationalhymne.

2. Eigentlich war das Lied der Deutschen als Trinklied gedacht

Hoffmann von Fallersleben hat die heutige Nationalhymne zu einem gewissen Teil als Trinklied konzipiert. Dafür spricht zum einen die zweite Zeile der zweiten Strophe: „Deutscher Wein und deutscher Sang“. Zum anderen hatte von Fallersleben in seiner Niederschrift des Textes eine Alternative für „Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!“ bereitgehalten: „Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!“

3. Handschriftliche Aufzeichnung des Dichters wird ausgestellt

Die originale Niederschrift des Lied-Textes wird am 26. und 27. August in Berlin im Haus der Staatsbibliothek ausgestellt. Zudem sind Dokumente aus dem Leben des Dichters zu sehen.

4. Sarah Connor dichtete alternativen Text

Der Text, den die Popsängerin Sarah Connor am 30. Mai 2005 sang, kann als vierte Strophe aufgefasst werden. Zur Eröffnung der Münchener Allianz-Arena sang Connor bei einem Testspiel: „Brüh im Lichte, dieses Glückes!“.

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5. Ein Kaiser-Lied als Vorlage für eine demokratische Hymne

Die musikalische Vorlage war Joseph Haydns „Gott erhalte Franz den Kaiser“ – also ein Lied, das die Monarchie feiert. Das kann man durchaus als Widerspruch sehen bei einer Nationalhymne für die Weimarer Republik und die Bundesrepublik als demokratische Staaten.

6. Kanzler und Präsident stritten um Text und Hymne

Konrad Adenauer und die Bundesregierung mussten im Jahr 1952 den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss mehrfach darum bitten, das Lied der Deutschen als Nationalhymne anzuerkennen. Ein Briefwechsel belegt, dass Heuss bei der Anerkennung auf eine „feierliche“ Bekanntgabe verzichtete und deutlich machte, lediglich dem Drängen der Bundesregierung nachzugeben.

7. Statt einer Hymne musste sich Adenauer Karnevalslieder anhören

In den Tagen der jungen Bundesrepublik wurde Konrad Adenauer bei einem USA-Besuch in Chicago mit dem Karnevalslied „Heidewitzka, Herr Kapitän“ begrüßt. Im Text heißt es „wenn üvver uns de Stääne funkele“ (wenn über uns die Sterne funkeln), doch für Adenauer stand der Stern der Bundesrepublik wohl schon wieder so hoch, dass er ein Karnevalslied nicht für passend hielt.

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8. Text passt auch zur DDR-Hymne

Der Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hat bis auf die letzten beiden Verse das gleiche Versmaß wie die Hymne der früheren Deutschen Demokratischen Republik, „Auferstanden aus Ruinen“. Man könnte also die Nationalhymne der Bundesrepublik auf die Melodie der DDR-Hymne singen – oder umgekehrt.

9. Immer wieder wird die falsche Hymne gespielt

Ob es am Versmaß liegt, ist nicht bekannt, aber immer wieder ist es auch bei offiziellen Anlässen zu Verwechslungen gekommen. Für Skirennläufer Markus Wasmeier in Italien (1985), Bundespräsident Roman Herzog in Brasilien (1995) und zwei deutsche Rodler in Lettland (2015) wurde die DDR-Hymne gespielt.

10. Nicht mal die erste Strophe ist verboten

Das Singen aller Strophen des Liedes der Deutschen ist in Deutschland erlaubt. Zwar wird zu offiziellen Ansätzen nur die dritte Strophe gesunden, weil die erste Strophe durch die Verwendung während des Nationalsozialismus‘ einen bitteren Beigeschmack hat. Das Amtsgericht Lüneburg hat im Jahr 2003 aber geurteilt, dass alle Strophen erlaubt sind. (Az NZS 15 Gs 419/03)

11. So lang ist der Text

Ohne Leerzeichen hat der Text 616 Zeichen.