Köln. Die Videospielmesse Gamescom in Köln hat die Sicherungsmaßnahmen verschärft. Selbst die Plastikschwerter der Cosplayer sind verboten.

Warten ist angesagt. Lieferanten müssen Kofferraum und Handschuhfach ihres Autos aufmachen, Besucher ihre Rucksäcke und Taschen kontrollieren lassen. Die weltgrößte Videospielmesse Gamescom, die Mittwoch in Köln begonnen hat, findet in diesem Jahr unter verschärften Sicherheitsbedingungen statt. Aber die überwiegend jungen Besucher nehmen es leicht.

Am frühen Nachmittag atmen sie ein wenig auf, die Männer in den leuchtend gelben Sicherheitswesten, die an allen Eingängen der Kölner Messe die Rucksäcke und Taschen der Besucher kontrollieren. „Das lief besser als gedacht“, sagt einer, weiß aber, dass sich das schon am Donnerstag ändern kann. Denn der Mittwoch war bis mittags für Fachbesucher reserviert, nachmittags durften Gewinner einer sogenannten „Wild Card“ in die Hallen. Von Donnerstag an aber darf jeder. „Da können die Wartezeiten dann lang werden“, ahnt ein Kontrolleur und rät noch einmal: „Auf Rucksäcke am besten ganz verzichten.“

Das haben Marco (24) und Oliver (26) schon am Mittwoch gemacht. „Wir sind auch ziemlich schnell reingekommen“, sagen die beiden Studenten aus Düsseldorf. Drinnen aber haben sie sich geärgert. Denn Essen und Trinken, das in den Vorjahren im Rucksack lag, müssen sie jetzt kaufen. Und beides ist teuer. „Über drei Euro für eine Flasche Wasser“, hat Marco auf der Preistafel gesehen und findet. „Alter, das geht doch gar nicht.“ Mit der Meinung steht er nicht allein. „Zumindest ein Getränk müsste günstig zu bekommen sein“, schimpft Karen (28) aus Duisburg.

Die Messe-Hostessen als Blickfang

Die Waffe hat der Cosplayer vermutlich nicht mit aufs Messe-Gelände gebracht: Sie sind für Besucher verboten.
Die Waffe hat der Cosplayer vermutlich nicht mit aufs Messe-Gelände gebracht: Sie sind für Besucher verboten. © Getty Images | Sascha Schuermann

Stefan, der mit seinem Freund Raphael extra aus der Nähe von Donau-Eschingen angereist ist, hat ein ganz anderes Problem. Der 19-jährige ist ein so genannter Cosplayer, jemand der sich in seiner Freizeit gerne mal in eine Figur eines Computerspiels verwandelt. Tausende davon kommen regelmäßig zur Messe. Stefan ist „Link“, ein grün gekleideter Bogenschütze. Das grüne Kostüm ist kein Problem, die dazugehörige Schwert-Imitation aber ist in diesem Jahr verboten. Wie alles, was auch nur entfernt nach Waffe aussieht – selbst wenn es aus Plastik ist und nicht funktioniert. Sephira und Eressea, die als Pokemon verkleidet gekommen sind, haben deshalb sogar einen langen Stab zu Hause lassen müssen. „Keiner konnte einem sagen, was erlaubt ist und was nicht. Stefan hat deshalb einen Staubwedel in seine Schwerttasche gesteckt. „Man muss das mit Humor nehmen.“

Es sei denn, man ist Aussteller. Dann gibt es kleine weiße Aufkleber für die Waffen und Uniformen der jungen Männer, die wie jedes Jahr von den Videospielherstellern engagiert wurden, um rund um die gigantischen Messestände Werbung machen. Für Spiele, die „Battlefield 1“ oder „Call Of Duty – Infinite Warfare“ heißen und in denen naturgemäß nicht mit Wattebäuschchen geworfen wird. Alternativ werben an vielen Ständen auch hübsche Mädchen – Messe-Babes genannt – um Aufmerksamkeit. „Aber die haben jedes Jahr mehr an“, klagt Oliver.

Die Spielemesse Gamescom in Köln

Spieleentwickler und -fans aus aller Welt trafen sich bei der Messe Gamescom in Köln.
Spieleentwickler und -fans aus aller Welt trafen sich bei der Messe Gamescom in Köln. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Insgesamt 345.000 Menschen reisten in diesem Jahr an, um die neuesten Trends der Computer- und Videospielbranche zu sehen und auszuprobieren.
Insgesamt 345.000 Menschen reisten in diesem Jahr an, um die neuesten Trends der Computer- und Videospielbranche zu sehen und auszuprobieren. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Diese Besucher testen ein neues Smartphonespiel.
Diese Besucher testen ein neues Smartphonespiel. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Am zweiten Tag der Gamescom konnten nach dem Fachpublikum endlich alle Spielebegeisterten in die Messehallen strömen.
Am zweiten Tag der Gamescom konnten nach dem Fachpublikum endlich alle Spielebegeisterten in die Messehallen strömen. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Bis Sonntag (21. August) hatten Gaming-Fans die Chance, die Trends der Branche zu bestaunen ...
Bis Sonntag (21. August) hatten Gaming-Fans die Chance, die Trends der Branche zu bestaunen ... © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
... und die neuesten Spiele noch vor der offiziellen Markteinführung anzuspielen.
... und die neuesten Spiele noch vor der offiziellen Markteinführung anzuspielen. © dpa | Oliver Berg
Wie zum Beispiel das Rollen-Actionspiel Final Fantasy XV, das offiziell erst am 29. November 2016 erscheint. Das geht so nur auf der Gamescom.
Wie zum Beispiel das Rollen-Actionspiel Final Fantasy XV, das offiziell erst am 29. November 2016 erscheint. Das geht so nur auf der Gamescom. © dpa | Marius Becker
Entsprechend groß war der Andrang, nachdem am ersten Tag...
Entsprechend groß war der Andrang, nachdem am ersten Tag... © dpa | Oliver Berg
...nur Medien- und Fachbesucher die größte Computerspielemesse der Welt besuchen konnten.
...nur Medien- und Fachbesucher die größte Computerspielemesse der Welt besuchen konnten. © Getty Images for BIU | Mathis Wienand
Im Zentrum der diesjährigen Gamescom: die virtuelle Realität, kurz VR.
Im Zentrum der diesjährigen Gamescom: die virtuelle Realität, kurz VR. © dpa | Oliver Berg
Nicht ohne Grund: Der bereits vielseitig eingesetzten Technik wird ein goldenes Zeitalter vorhergesagt. Mithilfe einer VR-Brille oder mit Headsets konnten Spieler in künstliche Welten abtauchen.
Nicht ohne Grund: Der bereits vielseitig eingesetzten Technik wird ein goldenes Zeitalter vorhergesagt. Mithilfe einer VR-Brille oder mit Headsets konnten Spieler in künstliche Welten abtauchen. © Getty Images | Sascha Schuermann
Auch wenn das in der Masse eher etwas gewöhnungsbedürftig aussah.
Auch wenn das in der Masse eher etwas gewöhnungsbedürftig aussah. © Getty Images | Sascha Schuermann
Die Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär und Martin Dörmann im Interview: Auch wenn Politik auf der Gamescom etwas deplatziert wirkte, liéßen sich Politiker die Chance nicht nehmen, um mit dem zumeist jüngeren Publikum in Kontakt zu kommen...
Die Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär und Martin Dörmann im Interview: Auch wenn Politik auf der Gamescom etwas deplatziert wirkte, liéßen sich Politiker die Chance nicht nehmen, um mit dem zumeist jüngeren Publikum in Kontakt zu kommen... © Getty Images for BIU | Mathis Wienand
...und um natürlich einmal selbst in die virtuelle Realität abzutauchen.
...und um natürlich einmal selbst in die virtuelle Realität abzutauchen. © Getty Images for BIU | Mathis Wienand
Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker besuchte die Spielemesse und hatte gleich eine Überraschung parat: Im Kölner Dom werde bis Freitag (19. August) immer abends eine „multisensorische Inszenierung“ mit Lichtinstallation und Lasershow zu sehen sein, kündigte sie an.
Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker besuchte die Spielemesse und hatte gleich eine Überraschung parat: Im Kölner Dom werde bis Freitag (19. August) immer abends eine „multisensorische Inszenierung“ mit Lichtinstallation und Lasershow zu sehen sein, kündigte sie an. © Getty Images for BIU | Mathis Wienand
Das ist doch Lara Croft! Die Spielelegende aus Tomb Raider, im Film von Hollywood-Star Angelina Jolie gespielt, wurde hier von einer Cosplayerin in Szene gesetzt.
Das ist doch Lara Croft! Die Spielelegende aus Tomb Raider, im Film von Hollywood-Star Angelina Jolie gespielt, wurde hier von einer Cosplayerin in Szene gesetzt. © Getty Images | Sascha Schuermann
Auf der Gamescom tummelten sich natürlich auch einige Schwergewichte der Branche. Großer Beliebtheit erfreut sich dabei wie immer die 17. und neueste Version der Fußballsimulation Fifa, die hier von Zockern exklusiv angespielt werden kann.
Auf der Gamescom tummelten sich natürlich auch einige Schwergewichte der Branche. Großer Beliebtheit erfreut sich dabei wie immer die 17. und neueste Version der Fußballsimulation Fifa, die hier von Zockern exklusiv angespielt werden kann. © Getty Images | Sascha Schuermann
Auch die durch „Pokémon Go“ wiederbelebten Kult-Monster aus den 90er Jahren durften nicht fehlen.
Auch die durch „Pokémon Go“ wiederbelebten Kult-Monster aus den 90er Jahren durften nicht fehlen. © Getty Images | Sascha Schuermann
Diese Besucher sind in das Spiel „Black Desert“ vertieft.
Diese Besucher sind in das Spiel „Black Desert“ vertieft. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Zahlreiche Gäste verkleideten sich für die größte Computerspielmesse der Welt – zum Beispiel als Joker aus den Batman-Filmen. Oder wie diese...
Zahlreiche Gäste verkleideten sich für die größte Computerspielmesse der Welt – zum Beispiel als Joker aus den Batman-Filmen. Oder wie diese... © dpa | Marius Becker
...Cosplayer, Anhänger des japanischen Verkleidungstrends.
...Cosplayer, Anhänger des japanischen Verkleidungstrends. © dpa | Marius Becker
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Ballern, Auto fahren, Fußball spielen, Bauer werden

Im Oktober soll die Sony-Playstation VR erscheinen.
Im Oktober soll die Sony-Playstation VR erscheinen. © Getty Images | Sascha Schuermann

Man kann aber natürlich nicht nur ballern auf der Gamescom. In Forza 3 kann man Auto fahren, in FIFA 17 oder PES 17 Fußball spielen oder mit dem Landwirtschafts-Simlulator zum Bauern mutieren – wobei es recht friedlich zugeht. Keine Spielidee davon ist wirklich neu, aber alles sieht wieder einmal ein wenig besser aus, als die Version vom Vorjahr. Und vielleicht nehmen viele Besucher deshalb Wartezeiten von mehr als zwei Stunden in Kauf, um als einer der ersten ein paar Minuten damit zu spielen.

Vor allem, wenn sie für die Virtual Reality-Brillen entwickelt wurden, die ihre Nutzer komplett in vom Computer geschaffene Welten abtauchen lassen. VR sei ein „Riesending”, heißt es in der Branche. Die neue Technik hat allerdings auch noch einen Riesenpreis. Die Headsets kosten derzeit noch bis zu 900 Euro.

Großes Interesse an Sonys Playstation VR

Billiger soll es in Kürze bei Sony werden. Bereits im Oktober soll Sonys Playstation VR erscheinen und „nur“ rund 400 Euro kosten. Bei der Verbreitung der Playstation 4 könnte das den Durchbruch für die neue Technik bedeuten. So groß ist das Interesse daran, dass man sich im Vorfeld für einen Test registrieren lassen musste. Und selbst dann gilt: Warten ist angesagt.

Zur Gamescom ging auch ein neues Online-Beratungsangebot für Internetsüchtige an den Start. Der an der Uniklinik Bochum angesiedelte „Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige“ (OASIS) richtet sich bundesweit sowohl an Betroffene als auch an deren Angehörige.

Er will bei süchtigem Verhalten bezogen auf verschiedene Netzinhalte beraten – von Computerspielen über soziale Netzwerke bis hin zu Pornografie. Auf der Seite können Betroffene oder Angehörige etwa testen, ob sie selbst oder ein Familienmitglied gefährdet sind. Beratung per Webcam im Videochat soll vom 1. September an folgen.